Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
um anderen vorstellbaren (und unvorstellbaren)
Krempel mit wachsender Begeisterung feilschte (das hatte sie
überraschend schnell gelernt), hatte der Beschützer in ihm einen
gehörigen Dämpfer bekommen. Seitdem teilten sie sich die
Aufgabe, Serena auf ihren endlosen Einkaufsbummeln zu
begleiten. Heute war Ben an der Reihe. Wofür er dich für den
Rest deines Lebens hassen wird, verkündete Astaroth.
Mike blickte ihn mit übertriebener Feindseligkeit an.
»Schnüffelst du schon wieder in meinen Gedanken herum?«
fragte er scharf.
Ich schnüffle nicht, antwortete Astaroth beleidigt. Hunde
schnüffeln. Katzen ziehen Erkundigungen ein und sammeln
Informationen!
»Blödsinn!« antwortete Mike ärgerlich. »Das ist dasselbe! Du
solltest allmählich wissen, daß ich es hasse, wenn du meine
Gedanken liest!« Aber das weiß ich doch, antwortete Astaroth
ungerührt. Schließlich denkst du es oft genug. Mike gab auf. Er
hatte nicht nur wenig Lust, sich mit einem Kater zu streiten, es
war auch vollkommen sinnlos, zumindest, wenn dieser Kater
Astaroth hieß. Stimmt.
Mike zog es vor, diese Bemerkung zu ignorieren, drehte sich
vollends um und ging mit schnellen Schritten an Astaroth
vorbei zur Tür.
Als er das Hotelzimmer verließ, wäre er um ein Haar mit einer
Gestalt zusammengeprallt, die unmittelbar vor der Tür stand.
Mike fuhr erschrocken zurück und setzte zu einer geharnischten
Bemerkung an, aber dann sah er, um wen es sich handelte, und
statt wütend zu werden, starrte er sie verblüfft an. Es war eine
vielleicht vierzigjährige, schlanke Frau, die sehr elegant
gekleidet war und einen großen Hut mit einem hauchdünnen
Schleier trug. Sie stand so dicht - und in eindeutiger Haltung! vor seiner Zimmertür, daß gar kein Zweifel daran bestehen
konnte, daß sie gelauscht hatte; etwas, worauf Mike normalerweise ziemlich ärgerlich reagiert hätte. Vielleicht lag es an dem
beengten Leben, das sie notgedrungen auf der NAUTILUS
führen mußten, aber ihnen allen war ihre Privatsphäre heilig.
Ungefragt darin einzudringen oder einen anderen gar zu
belauschen, das wäre Mike und den übrigen
Besatzungsmitgliedern der NAUTILUS niemals in den Sinn
gekommen. Wenn sie nicht gerade Astaroth hießen...
He! Das ist eine Verleumdung! Ich habe noch nie jemanden Halt die Klappe, Astaroth, sagte Mike auf dieselbe lautlose Art,
auf die die Stimme des Katers in seinem Kopf erscholl.
Zugleich konzentrierte er sich wieder auf sein Gegenüber. Die
Frau machte ein ziemlich verlegenes Gesicht. Es war Lady
Grandersmith, die wie er und die anderen hier im Hotel wohnte,
und sie hatten sich bereits am ersten Tag ihres Aufenthaltes
kennengelernt. Mike wußte, daß sie eine verwitwete englische
Adelige war, die sich den größten Teil des Jahres auf Reisen befand und gerne und eifrig von ihren Abenteuern erzählte.
Außerdem war sie einer der nettesten Menschen, die Mike seit
langer Zeit kennengelernt hatte. Daß sie so unhöflich sein sollte,
an einer fremden Tür zu lauschen, erschien Mike fast
unvorstellbar. Und doch hatte sie eindeutig ganz genau das
getan. »Hallo, Mike«, sagte sie. »Ich... ich war gerade auf dem
Weg nach unten. Es ist Zeit für den Lunch. Ich dachte mir, wir
essen vielleicht zusammen? Wir könnten unser Gespräch von
gestern abend fortsetzen. Wie ist es - begleitest du mich?« Lady
Grandersmith reckte den Hals, um über Mikes Kopf hinweg
einen Blick in sein Zimmer werfen zu können. »Ist Serena nicht
da?« »Ihr Zimmer liegt auf der anderen Seite«, sagte Mike
knapp und deutete über den Hotelflur. »Oh, sicher, wie konnte
ich das nur vergessen. « Lady Grandersmith hatte sich
allmählich wieder in der Gewalt. »Ich dachte nur, ich hätte
Stimmen gehört. «
»Ich... habe mit Astaroth gesprochen«, antwortete Mike
ausweichend. Er fragte sich immer noch, warum Lady
Grandersmith an seiner Zimmertür gelauscht haben mochte
-
bestimmt nicht, um Serena und ihn zum Essen abzuholen.
Vielleicht sehe ich auch nur Gespenster, dachte er ärgerlich.
Sie ist nichts als eine freundliche, harmlose Frau, die
wahrscheinlich Anschluß sucht, weil sie einsam ist. Hör auf, in
jedermann einen Spion zu sehen!
Das war ein Problem, mit dem er in letzter Zeit sowieso
immer mehr zu kämpfen hatte. Seit sie das Erbe seines Vaters
angetreten hatten und mit der NAUTILUS auf große Fahrt
gegangen waren, befanden sie sich praktisch ununterbrochen
auf der Flucht
- mal vor Winterfeld, mal vor der englischen
Marine, mal vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher