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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht
Autoren: Oliver Hassencamp
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waschen, brauchen wir auch keine Wäsche mehr. Jeder trägt sein dickstes Hemd... als Trimesterhemd!“ Sonja zog die Augenbrauen in die Höhe:
    „Und hier messt ihr, wessen Hemd...? Ihr Dreckspatzen!“
    „Es... es ist eine gewisse Schutzschicht...“, erklärte Stephan.
    „Schmutzschicht!“ verbesserte Sonja. „Na, wenn ich das drüben erzähle...!“
    Die Kältewelle wich nicht. Oder es strömte, wie die Wetterkarte im Fernsehen meldete, immer neue Polarluft nach. Aber die Schreckensteiner hatten noch eine andere Wetterkarte, von der viel mehr abhing: das Gesicht des Rex. Seit Tagen zeigte es ein bedenkliches Tief. Zweimal schon war er am Morgen weggefahren und erst am Abend wiedergekommen.
    „Wenn nicht bald etwas geschieht, geschieht bald etwas!“ prophezeite Mücke in der Schulzeitung „Wappenschild“. Der Umstände wegen war diese Ausgabe der Schulzeitung nur ein Blatt stark.
    Nach dem Mittagessen versammelten sich die führenden Ritter in der Folterkammer. Ottokar saß auf dem Richtertisch und war im Gegensatz zu Mücke recht guter Dinge.
    „Jetzt haben wir so lange durchgehalten, jetzt werden wir den Rest auch noch schaffen. Ostern lachen wir darüber!“
    „Und erst im Juli, wenn wir die neue Heizung ausprobieren!“
    „Quatsch nicht! Wenn der Rex unsere Eltern verständigt, ist der Ofen aus!“
    „Das ist er schon lange!“
    So redeten alle durcheinander. Plötzlich ging die Tür auf. Andi kam herein: „Die Horn ist da! Sie ist zu Mauersäge gegangen.“
    „Unsinn! Du hast sie mit seiner Schwester verwechselt!“ sagte Stephan. Andi schüttelte den Kopf.
    „Ich kenn doch ihren Haarknoten und die aufgepumpten Beine!“
    Klaus, der Witzbold, schlug die Hände zusammen:
    „Liebesgeflüster auf Burg Schreckenstein! Ei ei!“
    „Da möchte ich jetzt Mäuschen sein oder in einer Ritterrüstung stecken, wie Andi seinerzeit!“ sagte Stephan.
    Ottokar lächelte verschmitzt: „Das lässt sich auch technisch lösen...“ Er machte zuerst ein sehr bedeutendes Gesicht. Dann kam er zur Sache, langsam, als trage er ein Kochrezept zum Mitschreiben vor: „Man nehme ein langes Kabel, befestige daran ein Mikrofon, steige damit auf das Dach, laufe bis zum siebten Schornstein, schaue sich vorsichtig um, ob man auch nicht beobachtet wird, schnuppere in den Schornstein nach Feuer und lasse das Mikrofon bei kleiner Flamme langsam in einer Ecke hinunter. Dann schließe man das Kabelende an ein Tonbandgerät an, beobachte am Lautstärkerregler den Ausschlag, prüfe kurz die Qualität der Wiedergabe und zeichne das Gespräch in Ruhe auf.“
    Bei eisigem Nordwind wurde Ottokar gleich mit Stephans Tonbandgerät vom Bergfried abgeseilt und stieg Mauersäge im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach. Er befolgte sein Rezept genau und ließ das in aller Eile verlängerte Mikrofonkabel in den siebten Schornstein, der im offenen Kamin des gräflichen Wohnraums endet. Seinen Gesten zufolge klappte alles wie erhofft. Da vollführte er auf einmal merkwürdige Bewegungen.
    „Was hat er denn? Ist ihm schwindelig?“ fragte Andi, als Stephan neben ihm gleichfalls zu zucken anfing.
    „Ach so, Zeichensprache!“ flüsterte Andi, als könnten die beiden sich nicht mehr verständigen, wenn er lauter spräche. Nach einer Weile gab Stephan die Übersetzung.
    „Ottokar sagt, der Rex sei auch dabei!“ Was mochte das zu bedeuten haben? Dampfwalze sah Mücke an.
    „Was glaubst du, was jetzt geschieht?“
    „Schulversammlung!“
    Mücke sollte recht behalten. Noch vor der Teepause wurde die Ritterschaft zusammengerufen. Mittlerweile wusste die ganze Schule von der Unterredung bei Mauersäge, der sich später noch ein Unbekannter mit Autonummer aus Neustadt zugesellt hatte. Stumm standen die vermummten Ritter im Wohnzimmer. Keiner konnte wissen, was der Rex in den nächsten fünf Minuten verkünden würde. Noch mancher fehlte. Ottokar zum Beispiel und Stephan, Mücke und Dampfwalze, Hans-Jürgen, Klaus und Andi.
    Auf einmal sprach der Rex. Alle sahen sich um. Wo war er? Niemand hatte ihn hereinkommen sehen.
    „Für meine Jungen lege ich beide Hände ins Feuer!“ sagte er. Und da war die Stimme von Mauersäge. Offenbar aus einem Lautsprecher:
    „Das... ks... das... ks... Ich auch. Eine wenigstens.“
    „Andernfalls müsste ich die Schule schließen!“ drohte eine Stimme, die keiner kannte.
    Die Ritter machten große Augen.
    Der Rex war eingetreten, sah sich erstaunt um und fragte betont höflich:
    „Herr Ministerialrat, Sie sind
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