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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Display, aber die Nummer war unterdrückt worden. Ein ganz Schlauer.
    Jetzt kam Leben in die Bude. Vor wenigen Stunden beauftragt, meldete sich bereits die erste anonyme Dreckschleuder. Ich notierte mir den Namen Gisbert Bruhns auf einen Zettelblock, rauchte eine Gutenachtkippe und verabschiedete mich vom Freitag.

2

    V ier Stunden nach dem ersten Hahnenschrei befreite ich zwei Vollkornschnitten aus dem Brotkorb sowie Butterkäse aus dem Kühlschrank. Ein wahrer Held. Leider musste ich sie anschließend vernichten; so brutal konnte das Leben sein. Nachdem ich die aktuellen Nachrichten sowohl in der Zeitung gelesen als auch im Radio gehört hatte, ließen sich die bäuerlichen Pflichten nicht länger aufschieben.
    Zusätzlich zu den acht Kaninchen, die zu Onkel Hugos Erbmasse gehört hatten, und meinem Schwein Pedder musste ich seit drei Tagen auch noch den Ziegenbock Henry durchfüttern. Er gehörte meiner hübschen Nachbarin Karin Schumann, die einen Biogemüsehof bewirtschaftete. Ziegenmilch schien eine Marktlücke zu sein, denn alle anderen Bulderner Bauern verkauften nur das konventionelle Kuhgesöff. Karins Kundschaft rekrutierte sich dabei aus Damen, deren Alter nur mit Hilfe des großen Einmaleins bestimmt werden konnte. Viele schworen, dass der Zaubertrank eine verjüngende Wirkung hätte.
    Henry war vor einer Woche krank geworden, und Karin befürchtete eine Epidemie. Ihre Bitte, das Tier bis zur Genesung bei mir unterzubringen, konnte ich nicht abschlagen. Zum einen hatte sie meinen Einwand, das meckernde Etwas könnte meine Langohren oder Pedder infizieren, mit etlichen veterinärmedizinischen Fachausdrücken beiseitegewischt, zum anderen fand ich Schumann sympathisch.
    Nachdem das Viehzeug per Ohrenschlackern, Grunzen und Meckern verkündet hatte, dass die Mahlzeit mundete, marschierte ich ins Haus zurück, schüttete den Rest Kaffee in die Tasse und suchte im Telefonbuch die Vaganznummer. Glücklicherweise hieß er nicht »Schmidt«.
    »Xtra Vaganz am Apparat.«
    »Nannen. Ich benötige noch einige Infos .«
    »Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich Ihnen weiterhelfen könnte, mon ami. Habe gerade einige Verse über die Metamorphose zwischen Huhn und Weizenkorn verfasst. Mehr als gelungen. Wenn Sie möchten, deklamiere ich sie für Sie .«
    »Lebte Grutz allein, oder war er verheiratet ?« , ignorierte ich sein Angebot.
    »Weder das eine noch das andere. Er hatte eine Lebensabschnittspartnerin .«
    »Wohnten sie zusammen ?« , sprudelte ich vor intelligenter Fragen regelrecht über.
    »Hermann hatte eine schmucke Wohnung im Wacholderweg 17, seine Lebensgefährtin lebt zusammen mit ihrem kranken Vater in Ihrem pittoresken Dörfchen Buldern. Es kam aber vor, dass Cornelia für einige Tage bei Hermann einzog, wenn es der Gesundheitszustand ihres Vaters zuließ. Ihre Mutter, Gott habe sie selig, ist vor zwei Jahren an einem Lungenödem gestorben. Seitdem muss Cornelia immer auf...«
    »Wie heißt diese Cornelia mit Nachnamen, und wie lautet ihre Adresse ?« , unterbrach ich ihn, während ich über eine Telefon-Flatrate nachdachte.
    »Lienen. Ein ganz patentes Frauenzimmer. Hat es immer schwer gehabt im Leben und trotzdem...«
    »Die Adresse, Herr Vaganz.« Gleich morgen würde ich das Antragsformular ausfüllen.
    »Am Fliederbusch 3, schräg gegenüber der Bulderner Kirche. So ein nettes Mädchen. Ich hätte alles darum gegeben, ihr diesen Schicksalsschlag zu ersparen. Haben Sie schon Ihre Fühler im Krankenhaus ausgestreckt ?«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich dort reinspazieren und sagen: »Gestatten, ich bin Dieter Nannen und möchte der Organmafia in den Arsch treten«? Haben Sie vielleicht ein Problem mit meinen Ermittlungsmethoden ?« Vor dem Anruf hatte ich mir fest vorgenommen, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, aber offensichtlich funktionierte das nicht.
    »Non, non. Eher würde ich mir die Zunge abbeißen, als Ihre Arbeitsweise zu kritisieren. Ihre Erfolge geben Ihnen schließlich recht .«
    »Könnten Sie mir dann bitte Namen und Adressen der übrigen Serapionsbrüder geben ?«
    Xtra nannte mir die Anschriften sämtlicher Möchtegerndichter. Einer der Herren wohnte in Buldern, die anderen waren über Dülmen, Senden und Appelhülsen verstreut. Der angeschwärzte Gisbert Bruhns war auch darunter. Da meine Nerven bereits zum Zerreißen gespannt waren, verzichtete ich aber darauf, Vaganz von dem anonymen Anruf zu berichten.
    »Ich bedanke mich«, war ich froh, das Gespräch
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