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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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ihnen nicht mehr. Wenn Tabor die Höhle erreicht, wartet das Heer der Cha-Gurrlinen-Krieger bereits vor den Toren der Festungsstadt. Der Angriff steht unmittelbar bevor.«
    »Dann war alles vergebens?«, fragte Naemy bestürzt. »Nimrod wird fallen, bevor Tabor den Menschen helfen kann?«
    Die Göttin maß die Elfe mit einem schwer zu deutenden Blick. Für eine kurze Zeit hing die bange Frage wie ein unheilvoller Schatten zwischen ihnen, dann brach sie das Schweigen. »Das liegt allein an dir«, sagte sie knapp.
    »An mir?«, fragte Naemy ungläubig. »Aber was soll ich tun? Ich bin fort. Die Welt der Lebenden ist für mich unerreichbar.« Sie schüttelte betrübt den Kopf. »Es ist vorbei. Ich kann niemandem mehr helfen.«
    Die Göttin lächelte milde. »Du irrst dich, Naemy. Du bist nicht tot«, sagte sie leise. »Noch nicht. Du stehst vor den Toren der Gärten des Lebens, bereit, auch das letzte Stück des Wegs zu gehen. Doch du solltest deine Entscheidung nicht vorschnell treffen, denn wenn du gehst, ist deine Heimat verloren.«
    »Heißt das, ich bin nicht tot?« Naemy schaute misstrauisch an sich herab, als wollte sie sich vergewissern, dass jeder Teil ihres Körpers noch am rechten Platz war. »Ich kann selbst entscheiden, ob ich zu meinen Brüdern und Schwestern in die Gärten des Lebens gehe oder nicht?«
    Die Göttin lächelte und nickte. »So ist es«, sagte sie leise. »Ich habe noch eine Aufgabe für dich, Naemy, doch ich kann dich nicht zwingen, sie anzunehmen. Die Entscheidung liegt allein bei dir.«
    »Aber wenn ich es nicht tue, wird Tabor scheitern und Nimrod fallen«, hakte Naemy nach.
    »Ja.« Ein Schatten huschte über das Gesicht der Göttin. »Du allein hast es in der Hand, ob Nimrod zu widerstehen vermag oder den Horden der Cha-Gurrlinen zum Opfer fällt.«
    Naemy warf einen nachdenklichen Blick auf den Spiegel und schwieg. Ihr Gesicht blieb unbewegt.
    Schließlich straffte sie sich und antwortete: »Wenn dem so ist, bin ich bereit. Was erwartet Ihr von mir?«
    Die Göttin lächelte erfreut. »Ich wusste, du würdest mich nicht enttäuschen«, sagte sie. »Doch ich will ehrlich zu dir sein. Allein dadurch, dass du die Aufgabe annimmst, ist noch nichts gewonnen. Du hast einen langen und gefährlichen Weg vor dir. Jederzeit besteht die Möglichkeit, dass du scheiterst - und was das bedeutet, brauche ich dir kaum zu sagen.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf den Spiegel. »Und nun höre gut zu. Ich will dir sagen, was ich von dir erwarte ...« Die Worte der Göttin schwebten durch die Halle, bis sie, begleitet von winzigen Echos, durch die Fensteröffnungen in den Garten schlüpften. Hin und wieder unterstrich sie die Ausführungen mit einem Bild, das kurz im Spiegel erschien und wieder verblasste, und je länger sie sprach, desto mehr verstand Naemy, welch ungeheuerliche Aufgabe sie erwartete. »Ich soll ganz allein zwei Dutzend Nebelelfen vor dem sicheren Tod retten und sie auf die andere Seite des Ylmazur-Gebirges führen?«, fragte sie fassungslos, als die Göttin geendet hatte. »Und das, ohne dabei auch nur einen einzigen Gegner zu töten?«
    »Nun, ich gebe zu, es wird nicht leicht für dich werden«, antwortete die Göttin »Doch ich vertraue auf deinen Mut und deine Erfahrung. Wenn jemand dieser Aufgabe gewachsen ist, dann bist du es.« Sie schaute Naemy ernst an, und die Nebelelfe erwiderte den Blick gefasst. Nur eine leichte Falte auf der Stirn verriet, dass sie längst nicht so gelassen war, wie es den Anschein hatte.
    Das endgültige Schicksal Thaies entschied sich also weder vor den Mauern der Festungsstadt noch in der Höhle, in der sie Kiany zurückgelassen hatte. Es entschied sich in einer Zeit, die lange zurücklag und die für die meisten Menschen lediglich Geschichte war, obgleich Naemy sich noch gut daran erinnerte - jene Zeit, in der An-Rukhbar das Land in einem blutigen Feldzug unterworfen hatte! Und sie war diejenige, in deren Händen es lag, ob Tabors verzweifelter Rettungsversuch zweihundertfünfzig Sommer später erfolgreich oder zum Scheitern verurteilt sein würde.
    »Wie verworren und unberechenbar die Wege doch sind, die das Schicksal für uns gewoben hat«, meinte sie nachdenklich. Dann gab sie sich einen Ruck und sagte mit fester Stimme: »Ich gehe. Und bei den Toren, ich werde nicht aufgeben, bis ich dafür gesorgt habe, dass Tabors Flug Erfolg beschieden ist.«
    Die Göttin nickte zufrieden. »Ich vertraue dir, Naemy«, meinte sie und trat vor den Spiegel, wo
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