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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
Autoren: Margit Sandemo
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die Zimmermädchen, die verzückt zurücklächelten.
    Ursula merkte nichts davon. »Und wie geht es deinen Eltern, Tancred? Ich gehe davon aus, daß du Grüße bestellen sollst.«
    »Ja, das soll ich, so was vergesse ich immer. Vater züchtet jetzt Weintrauben, ohne großen Erfolg, und Mutter versucht verzweifelt, Vater nicht mehr als einmal in der Woche zu schlagen. Im Schachspiel meine ich. Mutter ist eine von den ewig jungen Frauen, obwohl sie schon siebenundvierzig ist. Vater ist vierundfünfzig, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt, er war immer der kleine Bruder, um den ich mich kümmern mußte.«
    Sie versank in tiefe Gedanken. Auch Tancred wurde ernst.
    »Die beiden sind sehr glücklich, Tante Ursula. Ich hoffe, daß ich auch einmal eine so glückliche Ehe führen werde.«
    »Ja«, sagte die Tante abwesend. »Deine Mutter ist eine einmalige Frau. Sie hat mehr für Alexander getan, als wir ahnen.«
    »Mutter?« fragte er verwundert und fiel fast wieder von der Leiter. »Ich dachte, daß Vater ihr durch die Heirat einen höheren Rang gegeben hat, denn sie war ja nur halbadelig.«
    Ursula seufzte. »Ach, du weißt nicht… Nein, paß doch auf, mein Junge, jetzt hast du zwei Girlanden zusammengebunden, ohne sie am Kronleuchter zu befestigen. Sollen die so quer durch den ganzen Raum hängen?«
    »Tja«, grinste Tancred. »Vielleicht möchten einige der gnädigen Witwen ein Seilspringen veranstalten?«
    Nach dem Frühstück brauchte Tancred eine Pause von den vielen Fragen der Tante und den Festvorbereitungen, deshalb holte er sich ein Pferd aus dem Stall und machte einen Ritt in die Umgebung.
    Ihm hatte die Umgebung von Tante Ursulas Gut immer gut gefallen. Der Buchenwald war noch immer kahl, aber ein zarter Schimmer an den Knospen berichtete schon vom Frühling. Als Tancred in den Wald ritt, hörte er das Frühlingszwitschern der Kohlmeise, und vor den Hufen des Pferdes verbeugten sich erste Leberblümchen. Bei uns wird es viel eher Frühling als bei Großmutter in Norwegen, dachte er. Seine Zwillingsschwester Gabriella wohnte dort. Da muß die Liebe ganz schön groß sein, dachte Tancred. Natürlich war es schön in Norwegen, aber er persönlich zog das mildere dänische Klima vor. Er ritt durch den unwegsamen Mischwald, glücklich über das Leben, aber gleichzeitig erfüllt von der Unruhe der Jugend. Vielleicht erlebte er gar nichts, bevor es zu spät war. Und zu spät war so um die Dreißig. Da war man uralt. Plötzlich hielt er an.
    In den Büschen hatte sich eilig etwas Braunes verkrochen. Ein Tier? Ein Reh vielleicht?
    Tancred gab dem Pferd die Sporen und nahm ohne Waffen die Jagd auf. Er war nur neugierig, war darauf aus, etwas Neues zu erleben, egal was. Er wollte dem Tier nicht weh tun.
    Wo war es abgeblieben? Es konnte nicht weit sein. Er hielt das Pferd an und horchte.
    Nicht ein Ton. Das Tier hatte sich verdrückt.
    Tancred schärfte seinen Blick und stierte in das Wirrwarr von Ästen, nackten Büschen, umgestürzten Bäumen und Wurzeln… Da!
    Dort sah er das Braune wieder glänzen. Es hatte einen leichten rötlichen Schimmer.
    Er rutschte von Pferd hinunter und schlich sich näher. Eigentlich dumm, dachte er grinsend. Das Pferd und er waren sicher gut zu sehen. Seine Jacke und Hose waren purpurrot. An den Ärmeln waren Schlitze, wo goldfarbene Seide durchschimmerte, und der weiche Spitzenkragen fiel bis über die Schultern. An den Füßen trug er hohe, weiche Lederstiefel. Und das Pferd war wohl kaum zu übersehen oder zu überhören.
    Als er nur noch wenige Meter entfernt war, fuhr das »Tier« auf, daß es nur so knackte und raschelte, und stürzte davon.
    Tancred hatte einen Augenblick gezögert und fiel damit weiter zurück als notwendig.
    Es war ein Mädchen in einem braunen Mantel mit Kapuze.
    Sie lief mit leichten Schritten vor ihm her - stürzte tiefer in den Wald hinein. Aber ihre Röcke blieben am Gebüsch hängen, und Tancred war schneller als sie. Er stürzte sich auf sie und hielt sie fest.
    »Nein, nein!« jammerte sie. »Bitte, laßt mich gehen!« Sie war schmutzig. Das verfilzte Haar war voller Tannennadeln, und ihre Kleider waren ganz zerlumpt. Aber sie hatte ein niedliches Gesicht, mit blauen Augen, die ihn entsetzt ansahen.
    »Wer seid Ihr, Herr?« fragte sie erstaunt. »Seid Ihr einer von denen?« Er hielt sie noch immer fest.
    »Ich heiße Tancred Paladin und bin zu Besuch auf dem Herrensitz der Gräfin Ursula Horn. Ich glaube nicht, daß ich einer von ›denen‹ bin.« Er
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