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Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel

Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel

Titel: Die Saga vom Dunkelelf 3 - Der Wächter im Dunkel
Autoren: R. A. Salvatore
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lebt.«
    Jetzt begann Malice zu verstehen. Das Haus Baenre war immer opportunistisch gewesen. Konnte es sein, dass Oberin Baenre die Hohepriesterin des Hauses Hun'ett gestohlen hatte, um sie sich ihrer eigenen Sammlung einzuverleiben?
    »Ihr werdet sie unter Euren Schutz stellen?« wagte Malice zu fragen.
    »Nein«, erwiderte Oberin Baenre gleichmütig. »Die Aufgabe, sie zu beschützen, wird Euch zufallen.«
    Malices Augen wurden groß. Von all den vielen Pflichten, die ihr in ihren Tagen als Hohepriesterin von Lloth je aufgetragen worden waren, konnte sie sich keine unangenehmere vorstellen.
    »Sie ist meine Feindin! Ihr verlangt, dass ich ihr Schutz gewähre?«
    »Sie ist Eure Tochter«, schoss Oberin Baenre zurück. Ihr Tonfall wurde weicher, und ein schiefes Lächeln teilte ihre schmalen Lippen. »Eure älteste Tochter, zurückgekehrt von den Reisen nach Ched Nasad oder einer anderen Stadt unseres Volkes.«
    »Warum tut Ihr dies?« fragte Malice. »Das ist beispiellos.«
    »Das ist nicht ganz korrekt«, erwiderte Oberin Baenre. Sie legte ihre Finger aneinander, während sie sich ihren Gedanken hingab und sich an einige der seltsamen Konsequenzen der unendlichen Folge von Kämpfen innerhalb der Stadt der Dunkelelfen erinnerte.
    »Oberflächlich betrachtet sind Eure Beobachtungen korrekt«, fuhr sie erklärend fort. »Doch sicher seid Ihr weise genug, um zu ahnen, dass in Menzoberranzan viele Dinge hinter den Kulissen geschehen. Das Haus Hun'ett muss zerstört werden - daran ist nichts zu ändern -, und alle Edlen des Hauses Hun'ett müssen getötet werden. Schließlich gehört sich das so.« Sie schwieg einen Augenblick, um sich zu vergewissern, dass Malice die Bedeutung ihrer nächsten Feststellung vollends verstand. »Zumindest muss es so scheinen, als seien sie getötet worden.«
    »Und Ihr werdet das arrangieren?« fragte Malice.
    »Das habe ich bereits getan«, versicherte Oberin Baenre.
    »Aber zu welchem Zweck?«
    »Als das Haus Hun'ett seinen Angriff gegen Euch eröffnete, habt Ihr da in Eurer Not die Spinnenkönigin angerufen?« fragte Oberin Baenre unverblümt. Die Frage überraschte Malice und brachte sie nicht wenig aus der Fassung.
    »Und als das Haus Hun'ett abgeschlagen wurde«, fuhr Oberin Baenre kalt fort, »habt Ihr da die Spinnenkönigin gepriesen? Habt Ihr im Augenblick Eures Sieges eine Dienerin von Lloth angerufen?«
    »Stehe ich hier vor Gericht?« rief Malice. »Ihr kennt die Antwort, Oberin Baenre.« Während sie antwortete, sah sie SiNafay unbehaglich an, da sie fürchtete, eine wichtige Information verraten zu können. »Ihr kennt meine Situation hinsichtlich der Spinnenkönigin genau. Ich wage es erst, eine Yochlol anzurufen, wenn ich ein Zeichen gesehen habe, dass ich Lloths Gunst wiedererlangt habe.«
    »Aber Ihr habt kein Zeichen gesehen«, bemerkte SiNafay.
    »Kein anderes als die Niederlage meiner Rivalin«, knurrte Malice sie an.
    »Das war kein Zeichen der Spinnenkönigin«, versicherte Oberin Baenre den beiden. »Lloth hat sich nicht in Eure Kämpfe eingemischt. Sie verlangte nur, dass sie zu beenden seien.«
    »Ist sie über das Ergebnis erfreut?« fragte Malice direkt.
    »Das bleibt noch festzustellen«, erwiderte Oberin Baenre. »Viele Jahre zuvor hat Lloth ihren Wunsch, dass Malice Do'Urden im Herrschenden Konzil sitzen soll, deutlich gemacht. Beginnend mit dem nächsten Licht von Narbondel wird es so sein.«
    Malice hob ihr Kinn voller Stolz.
    »Aber Ihr solltet Euer Dilemma begreifen«, schalt Oberin Baenre sie, während sie sich von ihrem Stuhl erhob. Malice sackte augenblicklich in sich zusammen.
    »Ihr habt mehr als die Hälfte Eurer Soldaten verloren«, erklärte Baenre. »Und Ihr habt keine große Familie um Euch, die Euch unterstützt. Ihr führt das achte Haus der Stadt, doch jedermann weiß, dass Ihr nicht in der Gunst der Spinnenkönigin steht. Wie lange, glaubt Ihr, wird das Haus Do'Urden seine Stellung behalten? Euer Platz im Herrschenden Konzil ist gefährdet, bevor Ihr ihn überhaupt eingenommen habt!«
    Malice konnte die Logik der alten Oberin nicht widerlegen. Sie beide wussten zu gut, was in Menzoberranzan üblich war. Da das Haus Do'Urden offenkundig angeschlagen war, würde ein geringeres Haus bald die Gelegenheit nutzen, um seinen Stand zu verbessern. Der Angriff des Hauses Hun'ett würde nicht der letzte Kampf sein, der im Anwesen der Do'Urden ausgetragen worden war.
    »So gebe ich Euch SiNafay Hun'ett... Shi'nayne Do'Urden ... eine neue Tochter, eine
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