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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth
Autoren: Ken Follett
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Übermütige, bot nun in seiner ganzen Haltung das Bild des bußfertigen Sünders. Von ehrfürchtigem Schweigen ergriffen, starrte das Volk den König von England an, der sich vor aller Augen demütigte. Des Königs Hofstaat hielt sorgsam Abstand.
    Bedächtig führte ihn Philip in die Kathedrale. Die mächtigen Torflügel standen weit geöffnet. Sie schritten hindurch: eine feierliche Prozession zweier Männer, Abschluss und Höhepunkt der politischen Krise des Jahrhunderts. Übervoll war das Kirchenschiff. Die Menge teilte sich, um die beiden durchzulassen. Überwältigt von diesem Schauspiel, wagte man nur noch zu flüstern. Der stolzeste König der Christenheit betrat, triefend vor Nässe, die Kirche wie ein Bettler!
    Langsam schritten sie durch das Mittelschiff und die Stufen hinab zur Krypta. Dort, neben dem neuen Grabmal des Märtyrers, warteten die Mönche von Canterbury, an ihrer Seite die größten und mächtigsten Bischöfe und Äbte des Reiches.
    Der König kniete auf dem Boden.
    Seine Höflinge versammelten sich hinter ihm. Vor jedermanns Augen bekannte Heinrich von England, der Zweite seines Namens, seine Sünden – und auch, dass er unwissentlich Veranlasser der Ermordung des heiligen Thomas gewesen sei.
    Nach diesem Bekenntnis entledigte er sich seines Mantels; darunter trug er eine grüne Tunika und ein härenes Hemd. Abermals kniete er nieder und beugte den Rücken.
    Der Bischof von London bog ein Rohr.
    Nun würde der König gegeißelt werden.
    Von jedem Priester sollte er fünf Streiche bekommen, und drei von jedem Mönch. Selbstredend beschränkte man sich auf die Symbolik, denn hätten alle achtzig ernstlich zugeschlagen, so hätte der König die Zeremonie nicht überlebt.
    Der Bischof von London berührte Heinrichs Rücken fünfmal sachte mit dem Stock. Dann drehte er sich um und überreichte das Rohr Philip, dem Bischof von Kingsbridge.
    Philip trat vor, um den König zu geißeln. Er war glücklich, dass er das noch erleben durfte. Von heute an, so dachte er, wird die Welt eine andere sein.
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