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Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter

Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter

Titel: Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter
Autoren: R. A. Salvatore
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Leichen auf dem Hang, sehe unweigerlich Verlust. Ich stelle mir die Schmerzensschreie vor. Ich höre im Kopf die Rufe nach geliebten Personen, wenn der sterbende Krieger weiß, dass sein letzter Augenblick bevorsteht. Ich sehe einen Turm fallen, auf dem mein bester Freund steht. Es ist eindeutig, dass die fassbaren Überreste, die Trümmer und die Knochen, kaum den Augenblick der Schlacht wert sind, aber gibt es hier vielleicht auch etwas weniger Greifbares, etwas Größeres? Oder werden wir alle – das ist meine Befürchtung – wieder und wieder von einer Täuschung in den Krieg getrieben?
    Und wenn man diesen Gedanken weiterführt, stellt sich die Frage, ob wir so unbedingt Teil von etwas Großem sein wollen, dass wir die Ruhe, das Alltägliche, den Frieden selbst wegwerfen … Kommen wir kollektiv zu dem Schluss, dass Friede Langeweile und Selbstgefälligkeit bedeutet? Vielleicht haben wir tatsächlich stets einen letzten Funken des Krieges in uns, dessen Glühen nur durch die deutliche Erinnerung an Schmerz und Trauer gedämpft wird, und wenn diese Schutzdecke sich mit der Zeit auflöst, flackert das Feuer wieder auf. Ich habe dies bis zu einem gewissen Grad auch bei mir selbst beobachten können, als ich mir eingestehen musste, dass Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit mir auf die Dauer nicht liegen, dass nur der Wind auf meinem Gesicht, der Weg unter meinen Füßen und die Abenteuer an diesem Weg mich wirklich glücklich machen.
    Ja, das ist meine Art, aber ich glaube, dass es etwas ganz anderes ist, eine Armee anzuführen, wie Obould es getan hat. Denn dabei muss man auch den Tod anderer bedenken, der in den Knochen zwischen den Steinen so deutlich wird. Wir alle eilen zu den Waffen, zum Ruhm, aber was wird aus jenen, die für diesen Durst nach Größe sterben? Wer wird sich an die erinnern, die hier gestorben sind, und was haben diese Toten beider Seiten im Ausgleich für das, was sie verloren haben, erhalten?
    Wann immer wir eine Person verlieren, die wir lieben, beschließen wir unweigerlich, sie nie zu vergessen, uns unser ganzes Leben lang an diese Person zu erinnern. Aber wir Lebenden müssen mit der Gegenwart zurechtkommen, und die Gegenwart verlangt oft unsere ganze Aufmerksamkeit. Und so vergehen die Jahre, und bald schon erinnern wir uns nicht mehr jeden Tag an jene, die vor uns gegangen sind, nicht einmal jeden zehnten Tag. Dann folgen die Schuldgefühle, denn wenn ich mich nicht an Zaknafein erinnere, meinen Vater, meinen Mentor, der sich für mich geopfert hat, wer dann? Und wenn sich niemand erinnert, dann ist er vielleicht wirklich tot. Im Lauf der Jahre jedoch lassen auch die Schuldgefühle nach, denn wir vergessen noch mehr, und das Pendel schwingt weiter auf unsere eigensüchtigen Gedanken zu, sodass wir uns am Ende zu den immer seltener werdenden Gelegenheiten, an denen wir uns tatsächlich erinnern, auch noch beglückwünschen. Sicher, ein paar Schuldgefühle bleiben, weil wir bis zum Letzten ichbezogene Geschöpfe sind. Das gehört unbestreitbar zur Individualität. Am Ende sehen wir die Welt stets durch unsere eigenen individuellen Augen.
    Ich habe hin und wieder gehört, wie Eltern kurz nach der Geburt ihres Kindes davon sprachen, dass sie nun Angst vor ihrer eigenen Sterblichkeit hätten. Es ist eine Angst, die einem Vater oder einer Mutter vor allem während des ersten Dutzends von Jahren eines Kinderlebens erhalten bleibt. Dabei fürchten sie nicht um das Kind, falls sie sterben sollten – obwohl sie sich sicher auch deshalb Gedanken machen –, sondern um sich selbst. Welcher Vater möchte schon sterben, bevor sein Kind alt genug ist, sich an ihn zu erinnern?
    Denn wer wäre besser geeignet, den Knochen zwischen den Steinen ein Gesicht zu geben? Wer sollte sich besser an das Glitzern in einem Auge erinnern, auch nachdem die Krähen ihre Arbeit getan haben?
    Ich wünschte, die Krähen würden kreisen, der Wind würde sie wegtragen, und die Gesichter würden für immer bleiben, um uns an den Schmerz zu erinnern. Wenn dann der Ruf zum Ruhm erschallt und neue Armeen die Knochen tiefer zwischen die Steine treten, sollten uns die Gesichter der Toten an den Preis erinnern.
    Diese rot bespritzten Steine vor mir sind ein ernüchternder Anblick.
    Das Krächzen der Krähen stellt eine erschütternde Warnung dar.
    Drizzt Do'Urden

Um meines Sohnes willen
    »Wir müssen uns beeilen!«, sagte der Mensch scheinbar zum hundertsten Mal an diesem Morgen zu den mehr als vierzig Zwergen, die mit
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