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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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war, auf die immer und unter allen Umständen Verlass gewesen wäre, dann die Krieger aus Salims Leibgarde. Diese dumme Ausrede war ihm zweifellos im gleichen Augenblick eingefallen, in dem er sie aussprach. Das konnte nur eines bedeuten: Salim wollte ganz gewiss nicht nur nach dem R echten sehen, und was immer er vorhatte, er wollte sie nicht dabeihaben; vielleicht einfach deshalb, um den stolzen Assassinen zu zeigen, dass er seine temperamentvolle Frau weitaus besser im Griff hatte, als es der Ausgang des Schaukampfes hatte vermuten lassen. Hätte sie ihn nicht gerade schon mehr gedemütigt, als sie gewollt hatte, so hätte sie ihn mit dieser plumpen Lüge niemals davonkommen lassen, sondern ganz im Gegenteil darauf bestanden, ihn zu begleiten.
    So aber deutete sie nur ein Nicken an und sagte mit finsterem Gesicht: »Dann warte ich im Haus auf dich. Bleib nicht zu lange.«
    Schon diese kleine Bemerkung schien Salims Unmut zu erregen, denn zwischen seinen Augenbrauen entstand eine steile Falte, und einen halben Atemzug sah es so aus, als würde er ihr einen strengen Verweis erteilen, dann aber drehte er sich mit einer raschen Bewegung um und ging dem Reiter die letzten Schritte entgegen.
    Robin sah Salim wortlos und mit gemischten Gefühlen nach. Sie war leicht verärgert, aber da sie den Grund für sein plötzlich so harsches Benehmen kannte, galt dieser Ärger zumindest im gleichen Maße auch ihr selbst.
    Außerdem konnte sie nicht anders, als die geschmeidige Leichtigkeit seiner Bewegungen zu bewundern. Auch wenn der spielerische Kampf zwischen ihnen nicht ernst und schon gar nicht wirklich gefährlich gewesen war, so musste er doch auch für ihn ungemein anstrengend gewesen sein, doch Salim bewegte sich mit der selbstverständlichen Geschmeidigkeit einer Raubkatze, fließend, lässig und mit fast spielerischer Eleganz. Und doch tödlich.
    Robin machte sich nichts vor. Wäre der Kampf gerade wirklich auf Leben und Tod gegangen, so hätte ihr auch der heimtückisch verborgene Dolch nichts mehr genutzt. Sie wusste nicht genau, wie alt Salim war. Sie hatte ihn nie gefragt, und sie war sogar ziemlich sicher, dass er es selbst nicht ganz genau wusste. Er konnte die zwanzig noch nicht allzu lange hinter sich haben, doch sie wusste, dass er mindestens fünfzehn dieser zwanzig Jahre mit dem Studium verschiedenster Kampfkünste verbracht hatte. Unter dem lose fallenden Mantel, der ihn weit massiger erscheinen ließ, als er war, und dem mächtigen Turban mit dem schwarzen Gesichtstuch verbarg sich ein schlanker, auf den ersten Blick fast knabenhaft wirkender Körper, der jedoch von einem Herzschlag auf den anderen regelrecht explodieren konnte. Robin hatte mehr als einmal erlebt, wie er es mit Gegnern aufgenommen hatte, die doppelt so schwer und mindestens ebenso gut im Umgang mit ihren Waffen waren wie er. Plötzlich überkamen sie doch Zweifel an ihrem Sieg. Hatte Salim sie etwa tatsächlich gewinnen lassen?
    Die Antwort - auch wenn sie ihr nicht gefiel - war ein ganz eindeutiges ja. Was er nicht hatte voraussehen können, war ihre kleine List mit dem Messer gewesen, doch mit einem Mal war sie nicht mehr stolz darauf, sondern schämte sich fast, so heimtückisch gewesen zu sein. Er hatte Recht: Es war nicht ritterlich gewesen. Aber auf eine ganz andere Art, als sie bisher geglaubt hatte.
    Salim schwang sich mit einer fließenden Bewegung in den Sattel, und kaum hatte er es getan, da schien auch er zum Schatten zu werden und verwandelte sich endgültig in einen Assassinen. Irgendwann, das nahm sie sich vor, würde sie diesem Geheimnis auf den Grund gehen. Aber nicht heute.
    Die beiden Reiter wendeten ihre Tiere und preschten die Düne hinauf. Auch die Männer, die oben auf Salim warteten, ließen ihre Pferde nun antraben, sodass sie fast gleich schnell ritten, als Salim und seine Begleiter bei ihnen ankamen, und im nächsten Augenblick schien es, als wären sie einfach verschwunden. Robin blickte noch einen Moment in die Richtung, in der die hitzeflimmernde Luft über der Wüste das halbe Dutzend schwarzer Gespenster aufgesogen hatte, dann drehte sie sich mit einem Ruck um und hob noch in der Bewegung ganz automatisch die Hand, um den Turban wieder aufzusetzen.
    Sie hätte es auch getan, wäre ihr Blick nicht dem der Männer begegnet, die noch immer in einem lockeren Dreiviertelkreis dastanden und sie anstarrten, als hätten sie noch nicht ganz begriffen, dass das Schauspiel vorüber war. Sie drehten ausnahmslos den
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