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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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letzten Moment hinunter. Es war eine Sache, Salim manchmal ganz bewusst zur Weißglut zu treiben, einfach nur, weil sie es konnte, und eine ganz andere, ihn unnötigerweise hier und in aller Öffentlichkeit zu brüskieren. Sie bedauerte bereits, ihren Turban abgesetzt zu haben. Salim war nicht nur seit zwei Jahren ihr Mann und der Mensch, den sie auf der ganzen Welt am allermeisten und vorbehaltlos liebte, er war auch - und außerhalb der Burg vor allem - der Sohn des Alten vom Berge,
    des Obersten der Assassinen. Obwohl sie sich tief in sich selbst niemals wirklich damit abgefunden hatte, so hatte sie doch irgendwann zumindest akzeptiert, dass er sein Gesicht wahren musste. Manchmal war es schwer, in zwei Kulturen gleichzeitig zu leben - auch wenn sie sich im Grunde gar nicht so sehr unterschieden, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mochte.
    Sie verscheuchte den Gedanken und wollte sich nach Salims Schwert bücken, das sie ihm mit ihrer letzten, zugegeben tatsächlich nicht besonders ritterlichen Aktion aus der Hand geprellt hatte, aber der Kampf hatte sie doch mehr angestrengt, als sie selbst zugeben wollte. Ihr wurde leicht schwindlig, und sie musste einen raschen, halben Schritt nach vorne machen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Salim blickte weiter abwechselnd sie und das Blut auf seinen Fingerspitzen an, und auf seinem Gesicht war keine Reaktion auf ihre scheinbare Ungeschicklichkeit zu erkennen.
    Dennoch meinte sie eine Spur von Sorge in seinem Blick auszumachen, und das allein war für sie Grund genug, die Bewegung nun doch fortzusetzen und den Krummsäbel aufzuheben, um ihn Salim mit dem Griff voran zu reichen. Schweigend nahm er die Waffe entgegen und schob sie in die schmucklose Scheide, die unter den lose fallenden Falten seines blauschwarzen Gewandes verborgen war. Sein Blick formulierte eine lautlose besorgte Frage, die Robin jedoch ebenso ignorierte wie das meiste von dem, was er zuvor gesagt hatte. In den mittlerweile unübersehbaren Ausdruck von Sorge in seinen Augen mischte sich ein leiser Ärger, doch er schwieg auch jetzt, deutete nur ein Achselzucken an und beschattete die Augen mit der Hand, während er sich halb umdrehte und zu den sanft ansteigenden, mit kränklich wirkendem Grün gesprenkelten Dünen hinaufsah, die den Strand säumten.
    Robin folgte seinem Blick und konnte Salims Reaktion auf die schmachvolle Niederlage, die sie ihm zugefügt hatte, nun noch ein bisschen besser verstehen. Auch dort oben hatte es Zuschauer gegeben. Drei, vier Reiter auf schwarzen Pferden und in den schlichten, ebenfalls schwarzen Burnussen, wie sie typisch für Salims Krieger waren. Sie standen vollkommen reglos da, und obwohl sie in ihrer dunklen Kleidung und auf den gewaltigen, schwarzen Schlachtrössern vor dem fast weißen Hintergrund der Wüste eigentlich so gut wie unübersehbar hätten sein müssen, fiel es Robin doch sonderbar schwer, sie mit Blicken zu fixieren.
    Auch wenn sie den Anblick mittlerweile zur Genüge kannte, löste er doch noch immer ein kurzes, eisiges Frösteln in ihr aus. Diese Männer waren ihr vertraut. Sie hatte zwar nicht den Namen jedes einzelnen Kriegers parat, kannte sie aber doch zumindest alle vom Sehen, und sie wusste auch, dass jeder einzelne dieser Männer, ohne zu zögern, sein Leben geopfert hätte, um sie zu beschützen. Und dennoch hatte sie in all den Monaten, die sie nun hier war, ihre instinktive Furcht vor den berüchtigten Assassinen nicht vollends überwinden können. Das war absurd. Streng genommen war sie eine von ihnen.
    Salim hob die Hand und winkte. Einer der Reiter löste sich von seinem Platz und kam die Düne herabgaloppiert, und die Bewegung ließ ihn endgültig zu einem Schemen werden, an dem ihr Blick abzugleiten schien wie die Hand an einem glitschigen Fisch unter Wasser. Erst als er die halbe Entfernung zurückgelegt hatte, sah Robin, dass er noch ein zweites, ebenfalls schwarzes Pferd am Zügel mit sich führte. Ärgerlich runzelte sie die Stirn.
    »Was …?«, begann sie.
    »Ich bleibe nicht lange weg«, fiel ihr Salim ins Wort. »Ich will nur schnell nach dem Rechten sehen.« Er lächelte beiläufig, aber es wirkte nicht wirklich echt. »Du weißt ja, wie sie sind - kaum fühlen sie sich unbeobachtet, lässt die Disziplin nach, und sie tun alles, nur nicht das, was man von ihnen erwartet.«
    Robin sagte nichts dazu - schon, weil Salim am besten wissen musste, was für einen Unsinn er redete. Wenn sie jemals Männern begegnet
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