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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zuckersüßen Lächeln.
    »Dein Dolch«, antwortete Salim. Sein Lächeln wirkte mittlerweile ein bisschen gequält. »Nur, falls es dir entgangen sein sollte - ich verblute allmählich.«
    »So schnell geht das nicht«, behauptete Robin. »Außerdem hat man mir gesagt, dass es ein sehr angenehmer Tod sein soll. Ganz schmerzlos - und wenn ich es mir richtig überlege, dann gefällst du mir eigentlich genau so, wie du gerade bist.« Sie runzelte übertrieben die Stirn und tat so, als müsste sie angestrengt über etwas nachdenken. »Da fällt mir ein: Du hast mir immer noch nicht geantwortet, was die Kleider angeht, die der Tuchhändler letzte Woche aus Byzanz gebracht hat.«
    »Das ist nicht mehr witzig, Robin«, sagte Salim. »Die Männer sehen uns zu.«
    »Und das verletzt dich zutiefst in deiner Ehre, nehme ich an«, sagte Robin. »Von einer Frau besiegt zu werden.«
    »Allah sei Dank, weiß es ja niemand«, antwortete Salim - was eine glatte Lüge war. Jedermann hier wusste, was sich unter dem schlichten schwarzen Gewand eines Assassinenkriegers verbarg, mit dem Salim vermeintlich gekämpft hatte.
    Männer!, dachte sie verächtlich.
    Sehr viel langsamer, als notwendig - oder Salim gar recht - gewesen wäre, zog sie den Dolch zurück, stand mit einer fließenden Bewegung auf und riss sich noch in der gleichen Bewegung Schleier und Turban vom Kopf. In Salims Augen erschien einen winzigen Moment lang ein Ausdruck, der an pures Entsetzen grenzte, als Robins Haar in ungebändigten, goldenen Wellen bis auf ihre Schultern hinabfiel. Sie hielt ihn weiter im Auge und amüsierte sich unverhohlen über die Mischung aus Entsetzen und Resignation, die sich allmählich auf seinem Gesicht auszubreiten begann und die noch zunahm, als ihre hastige Bewegung ihren Mantel auseinander fallen ließ, sodass für einen winzigen Moment das verräterische Weiß und Rot des vollkommen anderen Gewandes aufblitzte, das sie darunter trug, aber ihr entging auch die Reaktion der anderen Männer nicht, die dicht außerhalb des imaginären Kreises standen, in dem sie gekämpft hatten.
    Mehr als einer von ihnen fuhr erschrocken zusammen, sie hörte ein gedämpftes Murren und Zischen, und mindestens einer der Männer drehte sich um und ging mit schnellen Schritten davon. Salim sagte nichts, sondern stemmte sich mit übertrieben umständlichen Bewegungen in die Höhe, maß sie aber mit einem ebenso besorgten wie strafenden Blick. Robin bedauerte ihre vorschnelle Reaktion schon fast selbst. All diese Männer hier waren zweifellos ihre Verbündeten, ja, vermutlich sogar das, was außerhalb von Salims Festung dem Begriff Freunde noch am nächsten kam - aber sie waren auch strenggläubige Muslime, und sie waren in einer Welt und mit Regeln aufgewachsen, die Robin trotz allem bis zum heutigen Tage nicht völlig verständlich waren.
    Zu ihrer Überraschung sagte Salim jedoch nichts dazu, sondern stemmte sich nun endgültig in die Höhe, klopfte sich mit der linken Hand den Wüstensand vom Mantel und griff mit der rechten nach seinem Hals. Als er die Hand wieder zurückzog, waren seine Fingerspitzen rot.
    »Das war nicht besonders ritterlich«, sagte er, während er stirnrunzelnd das Blut auf den Fingerspitzen betrachtete. Er klang ein bisschen verstimmt.
    Robin machte ein zerknirschtes Gesicht. »Du hast Recht, Gebieter. Mein Kampfstil muss wohl ein wenig darunter gelitten haben, dass ich in letzter Zeit zu viel Umgang mit Assassinen hatte.«
    »Offensichtlich nicht genug«, erwiderte Salim mit einem Blick und in einem Ton, von dem Robin gerade nicht sagen konnte, ob der mühsam zurückgehaltene Zorn darin nun gespielt war oder nicht. »Sonst hättest du dir vielleicht abgewöhnt, immer noch diese alberne Rüstung zu tragen.« Er schüttelte heftig den Kopf, als Robin widersprechen wollte. »Die Gazelle kann dem Löwen vielleicht davonlaufen, aber kaum, wenn sie einen Zentner Eisen unter ihrem Fell trägt.«
    »Wer sagt, dass ich davonlaufen wollt e t«, erkundigte sich Robin. »Außerdem dachte ich bisher, ihr Assassinen liebt es geradezu, euch zu verkleiden.«
    »Verkleiden trifft es schon ganz gut«, antwortete Salim. »Mir ist immer noch nicht klar, wie ihr Christen jemals auch nur einen Kampf gewinnen konntet, mit einer solchen Masse an Eisen auf dem Leib.«
    Um ein Haar hätte Robin geantwortet: Weil Gott auf unserer Seite ste h t, nicht, weil sie das etwa wirklich glaubte, sondern einfach nur, um ihn zu ärgern. Aber sie schluckte die Worte im
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