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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Robin. Sie erschrak über den Klang ihrer eigenen Stimme. Sie zitterte vor Schwäche, und es war etwas darin, was nicht hineingehörte.
    »Dann müsste ich dir vielleicht sehr wehtun«, antwortete der andere.
    »Ja«, antwortete Robin. »Irgendwie habe ich nichts anderes erwartet.« Sie seufzte tief, sank dann, wie von einem plötzlichen Schwächeanfall gepackt, nach vorne und fing ihren Sturz im letzten Moment mit den Händen ab. Jedenfalls musste der andere es glauben. In Wahrheit grub sie die Finger in den Boden, ließ sich dann blitzschnell zur Seite fallen und schleuderte dem Angreifer eine Hand voll Sand ins Gesicht. Offensichtlich hatte er mit dieser Bewegung gerechnet, denn er schloss blitzartig die Augen und wich ebenso rasch einen halben Schritt zurück, aber das wiederum hatte Robin vorausgesehen. Sie fiel nicht wirklich, sondern rollte sich blitzschnell über die Schulter und die linke Hand ab, rammte den Fuß in die Kniekehle des Angreifers und stieß ihm gleichzeitig den anderen Fuß gegen den Knöchel, und das war selbst für ihn zu viel. Mit einem eher zornigen als überraschten Laut warf er die Arme in die Luft und kämpfte mit wild rudernden Bewegungen um sein Gleichgewicht, aber es war ein Kampf, den er verlor.
    Hilflos stürzte er nach hinten, und Robin war über ihm, bevor er ganz in den Sand gefallen war. In ihrer Hand blitzte plötzlich ein winziger, spitzer Dolch, den sie noch in der Bewegung unter dem Gewand hervorgezogen hatte. Die messerscharfe Klinge zerteilte den schwarzblauen Stoff vor dem Gesicht des Angreifers so mühelos, als schnitte sie durch dünnes Reispapier, glitt an seiner Kehle entlang und fand mit tödlicher Sicherheit die pochende Ader an der rechten Seite seines Halses. Ein einzelner, sonderbar heller Blutstropfen quoll aus der winzigen Wunde und zog eine dünne Spur in den staubverklebten Schweiß auf seiner Haut, und die Gestalt erstarrte. Die Augen über dem dunklen Schleier weiteten sich, und ein Ausdruck zwischen Überraschung und Zorn erschien darin; aber auch eine ganz schwache Spur von Furcht, die ihr Besitzer mühsam niederzuringen versuchte, ohne dass es ihm wirklich gelang. Für die Dauer eines einzelnen, schweren Herzschlags schien die Zeit stehen zu bleiben.
    Dann wechselte Robin, blitzschnell und ohne die Klinge aus tödlichem Damaszenerstahl auch nur einen Deut zurückzuziehen oder gar loszulassen, den Dolch von der rechten in die linke Hand, griff mit dem frei gewordenen Finger zu und riss den Schleier mit einem Ruck zur Seite. Darunter kam ein edel geschnittenes, noch erstaunlich jugendlich wirkendes Gesicht zum Vorschein, dessen Haut die Farbe von dunklem Kupfer hatte. Auf den ersten Blick hätte man es für das Gesicht eines Jungen halten können, gleichzeitig aber auch für das eines Königs oder eines Kriegers. Die scharf geschnittene Nase passte nicht zu den ansonsten eher orientalischen Zügen, wirkte aber nicht störend, sondern verlieh ihm im Gegenteil etwas Edles, und die Augen waren gerade eine Spur zu hell, um nicht in diesem sonderbaren, nicht ganz arabisch wirkenden Gesicht aufzufallen.
    »So«, sagte Robin schwer atmend. »Du schlägst also gerne Frauen?«
    »Warum auch nicht?«, antwortete der andere. »Wenn meine einzige Wahl darin besteht, ansonsten von ihnen geschlagen zu werden?«
    Noch immer, ohne den Dolch zurückzuziehen, beugte sich Robin vor und war ihm so nah, dass sich ihre Lippen fast berührt hätten und es wohl nur dem warnenden Funkeln in seinen Augen zu verdanken war, dass sie sich nicht weiter vorbeugte, um ihn zu küssen. Trotz der unausgesprochenen Warnung in seinen Augen, den Bogen nicht endgültig zu überspannen, stieß er sie nicht zurück, und gerade als Robin spürte, wie sich seine Hände aus dem Sand lösten und nach ihr griffen, zog sie den Kopf zurück und setzte sich auf; wenn auch nicht sehr weit.
    »Wenn das allerdings der Preis ist, dann sollte ich mich vielleicht öfter von dir besiegen lassen«, sagte Salim atemlos.
    »Besiegen lassen?«, wiederholte Robin. Die Messerspitze berührte immer noch seine Halsschlagader, und die hellrote Spur, die sich über seine Haut zog, war sogar ein wenig breiter geworden.
    »Also gut, du hast mich besiegt.« Salim verzog in einem Ausdruck übertrieben geschauspielerter Zerknirschung das Gesicht, hob vorsichtig die Hand und deutete mit Zeige- und Mittelfinger auf den Dolch. »Könntest du vielleicht jetzt freundlicherweise …?«
    »Was?«, fragte Robin mit einem
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