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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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bist!«
    Die Frau drehte sich wieder um und ging auf den Bürgermeister los. »Ich bin heute Abend hier, weil es hieß, man wolle aufgrund der so genannten PCB-Krise einen Baustopp beantragen.« Sie deutete auf den Tisch des Stadtrats. »Mein Land ist von der Umweltbehörde für unbedenklich erklärt worden. Ich habe die entsprechenden Bescheinigungen vorgelegt, in denen, wenn Sie die Güte hätten, sie zu lesen, klipp und klar steht, die Bodenbelastung bewege sich innerhalb der vom Staate New York festgesetzten Grenzwerte. Ferner liegen Ihnen Kopien unserer Baupläne und unserer Baugenehmigung vor. Alles Dokumente, die Sie, meine Herren, erst vor sechs Monaten selbst unterschrieben haben!«
    Der Bürgermeister wandte sich vom Mikrofon ab und beugte sich über den breiten Holztisch. Während die vier Stadträte ihre Köpfe zu ihm vorstreckten, hantierten sie mit Papieren wie Kartengeber beim Blackjack. Clare gab Paul einen Stoß in die Rippen. »Wer ist das?«, flüsterte sie.
    »Peggy Landry. Ihr gehört ein großes Stück Land nordwestlich vom Stadtgebiet, das sie seit Jahren zu bebauen versucht, aber bisher hatte sie höchstens die Mittel, dort ein paar Wege zu planieren. Wenn sie etwas daran verdient hat, dann nur durch ein paar Freizeitsoldaten, die mit Farbpistolen aufeinander schießen – Sie wissen schon, diese so genannten Paintball-Teams –, und durch ein paar ÖkoFreaks, die modernen Komfort wie Toilette, Dusche oder eine richtige Camping-Anlage mit Verachtung strafen.« Er verdrehte die Augen. »Vor ungefähr einem Jahr ist es ihr gelungen, eine Gruppe drüben in Baltimore für das Grundstück zu interessieren. Das war, bevor Sie hierher kamen. Diese Leute bauen Luxus-Kurhotels, Freizeitbäder, Erholungszentren, all so was. Die Nachricht hat damals in der Stadt natürlich für viel Aufsehen gesorgt, wegen der Hoffnung auf neue Arbeitsplätze. Ich wusste nicht, dass sie schon –«
    Jim Cameron richtete sich wieder auf. »Genehmigungsanträge von Landry Immobilien-AG und BWI-Bau, Kommanditgesellschaft«, las er von einem Stück Papier vor. »Okay, Peggy, die Stadt wird Ihre Bauerlaubnis nicht zurückziehen.« Mehrere Leute schimpften. Der Bürgermeister runzelte die Stirn. »Immer mit der Ruhe! Laut Auskunft unserer Anwälte haben wir nun mal nicht das Recht, ordentlich genehmigte Bauprojekte zu stoppen, solange der Staat darin nicht einen Verstoß gegen die Umweltschutzbestimmungen sieht.«
    »Und was ist, wenn noch mehr Schadstoffe freigesetzt werden?«, fragte Mrs. Van Alstyne. »Wie viel von diesem Gift steckt noch im Fels und wartet nur darauf, durch die Sprengarbeiten rauszukommen? Das wird dann schnurstracks den Berg runtergespült, in den Fluss und in die Stadt!«
    »Wer soll für die Sanierung aufkommen?«, fragte jemand. »Sieht so aus, als würden die Landrys ein dickes Geschäft machen, und wir dürfen die Rechnung bezahlen.«
    Jim Cameron hob die Hände. »Leute, wenn ihr euch nicht an die Diskussionsordnung haltet, dann blase ich das Ganze ab!«
    Direkt neben Peggy Landry erhob sich ein Mann, der Mrs. Van Alstyne mit solcher Feindseligkeit betrachtete, dass eine zierlichere Frau rücklings auf ihren Stuhl gefallen wäre. »Herr Bürgermeister? Dürfte ich wohl ein Wort zu der Sache sagen?«
    Es war geradezu rührend, wie dankbar Jim Cameron für diese Beachtung der Diskussionsordnung schien. »Gern. Ich erteile das Wort an …«
    »Bill Ingraham. BWI-Bau.« Cameron forderte ihn mit einer Geste auf zu reden. Ingraham war korpulent, mittelgroß, mittleren Alters und besaß die sonnengebräunte Haut eines Menschen, der viel Zeit an der frischen Luft verbringt. Auf Clare wirkte er eher wie ein Installateur als der Bauherr eines luxuriösen Freizeitbades, aber sie hatte ja auch noch nie einen kennen gelernt. »Mein Partner und ich – bitte steh auf, John, damit dich die Leute einmal anschauen können.« Ein sportlich gekleideter Typ, der wie ein Geschäftsmann aussah, winkte kurz und verschwand dann wieder auf seinen Stuhl. »John und ich sind hier, um ein neues Freizeit-und Erholungszentrum zu schaffen, die ideale Mischung zwischen den Berghotels des alten Adirondack und einem top-angesagten Erlebnisbad. Und wir tun das, weil wir glauben, wir werden damit jede Menge Kohle machen.« Schnaubendes Gelächter wurde im Keim erstickt. »Ich glaube aber, dass es auch Ihrer Gemeinde eine ganze Menge Kohle bringt, denn wir sehen darin ein Urlaubsziel, wo die Besucher nicht nur übernachten, um
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