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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln
Autoren: Martin Scott
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Ärger zu bekommen.
    Donax hat ein Glas Wasser vor sich stehen. Seit er sich vor etwa sechs Stunden an den Tisch gesetzt hat, hat er keinen Tropfen Alkohol angerührt. Seine Augen sind pechschwarz und leuchten im Licht der Fackeln mit boshafter Schlauheit. Er schnippt mit den Fingern. Conax, sein Vollstrecker, wühlt in seiner Tasche und fördert einen noch größeren Beutel mit Gold zutage.
    »Zähl mir tausend ab«, befiehlt Donax gelassen, als wäre es vollkommen alltäglich, tausend Gurans auf ein Blatt zu setzen.
    Die Kiebitze können ihre Überraschung nicht verbergen und flüstern aufgeregt, während sie sich die Hälse verrenken, um meine Reaktion mitzubekommen.
    Conax zählt, und Donax fixiert mich mit seinem Blick. Ich starre zurück und leiste mir nicht die kleinste Regung auf meinem Gesicht. Ich glaube nicht, dass der Bruderschafts-Unterhäuptling blufft. Er hat ein gutes Blatt. Mir soll’s recht sein. Ich habe auch ein gutes Blatt. Ich habe vier schwarze Drachen auf der Hand. Vier schwarze Drachen! Die sind praktisch unschlagbar beim Raff. Das einzige höhere Blatt wäre ein Volles Königshaus, und wenn Donax in demselben Spiel ein Volles Königshaus aus der Tasche zaubert, in dem ich vier schwarze Drachen auf den Tisch lege, dann darf ich wohl annehmen, dass es hier nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen ist. Und würde mit dem Schwert in der Hand Antworten auf einige Fragen verlangen.
    Ich trinke ruhig einen Schluck Bier und bereite mich darauf vor, den Ganoven wegzufegen. Während ich nach außen vollkommen ausdruckslos scheine, fühle ich mich im Innern schlichtweg großartig. Ich habe überall auf der Welt gefochten, habe Orgks und Elfen und Drachen gesehen, habe im Kaiserlichen Palast gedient und bin ohne viel Federlesens von dort gefeuert worden, habe mit Königen und Prinzen, Zauberern und Bettlern gesprochen, gespeist und gespielt. Und jetzt werde ich mit dem größten Gewinn bei einer Raff-Runde nach Hause gehen, den ZwölfSeen je gesehen hat.
    »Eintausend«, knurrt Conax und reicht seinem Häuptling das Geld. Donax macht Anstalten, seinen Einsatz in den Topf zu werfen.
    »Macht es dir was aus, wenn ich mich auf den Rand deines Stuhls setze?«, bricht Makri die andächtige Stille. »Ich bin ein bisschen müde. Mein Blutfluss ist diesen Monat wirklich ziemlich heftig.«
    Ich sehe sie verblüfft an. »Dein was?«
    »Meine Periode. Du weißt schon, das kann eine Frau ganz schön auslaugen.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde herrscht ein tiefes, ehrfürchtiges Schweigen im Raum, dem allerdings unmittelbar darauf ein ungeheurer Aufruhr folgt, als die Leute panisch von ihren Stühlen hochspringen.
    Ich weiß mit an absoluter Gewissheit grenzender Sicherheit, dass in Turai bisher keine Frau jemals gewagt hat, solche Worte öffentlich auszusprechen. Die Menstruation steht ganz oben auf der Liste von Tabus, und Makris Worte fahren wie der feurige Odem eines Kriegsdrachen in diese männliche Versammlung von Spielern und Trinkern. Donax erstarrt. Er hat vielleicht einmal einen Löwen mit bloßen Händen stranguliert, aber das hier macht ihn fertig. Neben ihm spiegelt Ghurds Gesicht einen Ausdruck blanken Entsetzens wider, den ich bei ihm nicht mehr gesehen habe, seit wir durch die macianischen Hügel marschiert sind und eine große und extrem giftige Schlange sich plötzlich aufrichtete und ihn ins Bein biss.
    Stühle gehen krachend zu Bruch, als die Leute zum Notausgang stürzen. Der junge Pontifex Litanex, unser Stadtteil-Priester, kreischt uns etwas zu, während er aus der Kaschemme stürmt.
    »Die Kirche wird für einen sofortigen Notfall-Ablass geöffnet!«, schreit er über die Schulter zurück und stürzt hinaus auf die rettende Straße.
    »Du schmutzige Nutte«, brüllt Conax und hilft seinem Häuptling auf die Füße. Donax wirkt schwer angeschlagen und muss gestützt werden. Die anderen Brüder schnappen sich noch geistesgegenwärtig sein Geld, bevor sie verschwinden, und kassieren dabei nicht nur die letzten tausend Guran ein, sondern nehmen alles mit, was er schon in den Topf geworfen hatte.
    »Das dürft ihr nicht!«, schreie ich, springe auf und will nach meinem Schwert greifen, aber sie haben ihre Waffen schon gezogen.
    Hauptmann Rallig knöpft sich derweil gelassen den Mantel zu, was wohl bedeutet, dass er mir nicht zu Hilfe kommen will. Selbst Ghurd, mein treuer Gefährte in so manchen Widrigkeiten, zieht sich ins Hinterzimmer zurück. Dabei verkündet er mürrisch, dass er die
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