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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk
Autoren: Vampira VA
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war, absichtlich verdrängt hatte. Sie wollte nicht daran erinnert werden. Aber hier in der Inneren Halle erstanden die vergessenen Bilder wieder neu in ihr auf.
    Sie erzitterte. »Ich dachte, wir hätten sie besiegt .«
    »Es gibt keine Garantie für alle Zeit. Was hinter diesem Tor lauert, gibt nicht auf. Niemals. Es wird nach neuen Wegen suchen, ins Diesseits zu kommen - und sie finden.«
    Elisabeth schluckte. »Wie lautet also die Aufgabe?«
    Die Flut der Erinnerungen stürzte über sie herein, und ihr war, als müßte sie darin ertrinken.
    Sie hätte nicht sagen können, wie lange es dauerte, bis Salvat antwortete: »Ich zeige sie dir .«
    *
    Auch die Kammer, in die Salvat Elisabeth als nächstes führte, lag unterirdisch, am Endes eines Seitengangs, der irgendwann von dem Weg zurück ans Tageslicht abzweigte.
    Salvat blieb vor der Tür stehen, die keinen erkennbaren Riegel besaß. »Erschrick nicht.«
    Sie schalt sich, weil sie sich überhaupt darauf eingelassen hatte. »Mach schon auf!«
    Die Tür schwang unter unsichtbarem Zug zurück. Aus der darunterliegenden Kammer strömte eine andere Art von Licht auf den Gang als der Schein, der ihn erhellte. Es strahlte Geborgenheit aus, und Elisabeth fühlte sich wider Willen davon angezogen. So sehr, daß sie sich dabei ertappte, unaufgefordert darauf zuzugehen.
    Salvat gab den Weg frei und folgte ihr, als sie die Schwelle überschritt. Seine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter, und ohne diese Hand, aus der Standhaftigkeit auf sie überströmte, hätte sie wahrscheinlich sofort wieder kehrt gemacht und wäre zur Oberfläche geflohen.
    »Es ist also wahr«, rann es über ihre Lippen, »was man sich damals erzählt hat .«
    »Ja«, gab Salvat unumwunden zu. »Du bist die erste, der ich es zeige. Kein noch so enger Vertrauter hat es danach je wieder mit eigenen Augen gesehen. Auch Tobias durfte nicht schauen, was du jetzt siehst .«
    Elisabeth schüttelte seine Berührung ab, als sie glaubte, nun stark genug zu sein, den Anblick allein zu ertragen. »Was ist es? Ein Mäd-chen . oder ein Junge?«
    »Ein Junge«, sagte Salvat. »Ich habe ihn Raphael genannt.«
    »Raphael .« Elisabeth trat auf das unnatürlich ruhige, unnatürlich leise Kind in der Wiege zu. Es war eine Wiege, auch wenn es anders als alles aussah, was Elisabeth je gesehen hatte. Und das Kind »Atmet es überhaupt? Ich höre . nichts!«
    »Es atmet«, versicherte Salvat. »Aber in sehr großen Abständen. Das liegt daran, daß es sich immer noch nicht von dem Schock er -holt hat, dem es ausgesetzt war.«
    Elisabeth stand jetzt vor dem seltsamen Kasten, der aussah, als bestünde er aus einem farblosen Glas, das Licht, Wärme und Luft ungehindert passieren ließ.
    »Schock?«
    »Ich mußte es eigenhändig aus dem Bauch seiner Mutter holen«, erklärte Salvat. »Sie war tot, als es geschah, und das ungeborene Kind in ihrem Leib war es auch ... Ich leitete Maßnahmen ein, die den Funken Leben, der noch in ihm steckte, am völligen Verlöschen hindern sollten. Es war eine große Mühsal, ihn zu bewahren und das winzige Bündel in einem Zustand zwischen Tod und Leben hierher zu bringen, wo es die Ruhe und Liebe erhält, die es zum Genesen nötiger braucht als die Luft zum Atmen.«
    »Liebe?« rutschte es Elisabeth heraus. »Wessen Liebe?«
    »Die Liebe seines Vaters«, sagte Salvat. »Es ist mein Kind. Und nicht einmal ich weiß, ob es je auf eigenen Füßen stehen wird ...«
    Elisabeth suchte unwillkürlich Halt, als Salvats Worte in die Bereiche des Verstehens gesickert waren. Ihre Hände berührten den »Kasten« .
    . .. wollten ihn berühren, aber sie durchdrangen die vermeintlichen Wände, ohne bedeutenden Widerstand zu erfahren, und dann .
    . .. berührten sie das Kind!
    Wie ein elektrischer Schlag ging es durch die Frau aus der Zu-kunft. Sie zuckte zurück und prallte mit Salvat zusammen, der hinter sie getreten war. Ihr eigener Aufschrei veranlaßte Elisabeth, den Blick zu dem winzigen Bündel Mensch (?) irren zu lassen, als fürchtete sie, es könnte zusammenfahren und aufwachen. Die Folgen wollte sie sich gar nicht ausmalen.
    Salvat hatte ein feines Gespür für ihre Ängste. Er sagte: »Es reagiert nicht erkennbar auf äußere Reize.«
    Sie drehte sich zu ihm um und machte einen Schritt zur Seite, um auch wieder räumliche Distanz zu ihm aufzubauen. »Was war das?«
    »Du hast etwas gespürt?«
    »Eine Art ... Schlag.«
    Salvat musterte sie, als würde er nicht verstehen, was sie
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