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Die Reise nach Uruk

Die Reise nach Uruk

Titel: Die Reise nach Uruk
Autoren: Vampira VA
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Schlangenleibern besessen. Elisabeth erinnerte sich nur mit äußerstem Widerwillen daran.
    Es entrückte ihr Salvat noch mehr.
    »Ich habe mir Gedanken über dich gemacht«, sagte Salvat, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Über deine Zukunft hier im Kloster.«
    Die Frau an seiner Seite verkrampfte sichtbar. »Das hättest du dir sparen können.«
    »Warum?«
    »Weil ich keine Zukunft im Monte Cargano habe. Sobald Tobias' letzter Wunsch erfüllt ist, werde ich das Kloster verlassen und es niemals wieder betreten!«
    Ihr Tonfall verriet, daß sie keine spontane Eingebung zum Ausdruck brachte, sondern ein wohlüberlegtes festes Vorhaben. Salvat schüttelte dennoch den Kopf. Er lebte schon so lange unter Menschen, daß er sich ihre Körpersprache und Mimik zueigen gemacht hatte, und nur manchmal schimmerte durch seine Gesten noch eine Fremdheit hindurch, die Uneingeweihte verstört zurückgelassen hätte.
    »Ich wäre froh, wenn du deinen Entschluß, so unumstößlich er auch klingt, noch einmal überdenken würdest.«
    »Warum sollte ich das?«
    »Weil ich eine Aufgabe für dich hätte - und keinen wüßte, der sie besser erfüllen könnte.«
    Eine Weile studierte Elisabeth wortlos die Züge des Engels.
    »Danke«, lehnte sie schließlich ab. »Ich gehe.«
    »Nenn mir den Grund.«
    Elisabeth schürzte die Lippen.
    »Der Hauptgrund«, sagte sie, »ist das Mißtrauen, das man mir entgegenbringt - immer entgegengebracht hat.«
    »Genauer«, drängte Salvat.
    Elisabeth gab sich einen Ruck. »Niemand sagt es mir ins Gesicht«, fuhr sie fort, »aber ich lese es in jedem Gesicht: Sie sehen mich an und denken: >Ihre Jugend, ihre nie welkende Haut stiehlt sie von uns - von einem jeden, der im Kloster lebt, in ganz kleinen, unauf-fälligen Dosen. - Wäre sie nicht da, könnten wir Wochen, Monate, vielleicht Jahre länger leben!< ...«
    »Das, glaubst du, denken sie?«
    »Ich bin mir sicher.«
    »Und? Bestiehlst du sie?«
    Elisabeth senkte den Blick. »Ich weiß es nicht. Wenn die Jahrzehnte auch nicht zählbar Furchen in mein Antlitz gegraben haben, so habe ich mich doch verändert. Ich selbst würde sagen, ich bin realer geworden . Wie soll ich es anders beschreiben? Es ist, als hätte ich endlich Wurzeln geschlagen .« Sie stockte.
    »Sprich weiter.«
    »Nein. Ich will überhaupt nicht darüber sprechen. Der einzige Mensch, mit dem ich es bereden konnte und wollte, ist tot.«
    Salvat unternahm keinen Versuch, sie zu überreden. Er sagte nur: »Du willst also das Kloster verlassen, weil du glaubst, die Ordensangehörigen betrachten dich als eine Art . Parasit?«
    Elisabeth zuckte leicht zusammen, nickte aber nach einigem Überlegen.
    »Hast du jemanden je in dieser Weise tuscheln hören? Sind dir Gerüchte zu Ohren gekommen, oder wurde Tobias angefeindet, weil er dich mit nach Italien brachte?«
    Elisabeth mußte jedesmal verneinen.
    »Dann solltest du dir wenigstens anhören und ansehen, was für eine Aufgabe ich dir übertragen möchte«, sagte Salvat.
    »Hast du mich deshalb hierher geführt?« fragte Elisabeth. Sie machte eine Geste, welche die ganze Innere Halle, besonders aber das sonderbare Tor, einbezog. »Hat dieser Ort mit der Aufgabe zu tun?«
    »In gewisser Weise .«
    »In welcher?«
    »Jenseits des Tores, das hier bewacht wird, lauert unermeßliche Gefahr, die jeden betrifft.«
    »Das ist mir zu vage.«
    »Ich rede von der Macht, die das Ungeheuer zeugte, gegen das wir 1635 in Heidelberg fochten und 1666 in London die entscheidende Schlacht schlugen.«
    Elisabeth räusperte sich unsicher. »Du meinst . die Hölle?«
    »Was ist die Hölle?«
    »Sag du es mir!«
    »Die Hölle ist dort, wo Er ist - wohin er einst verbannt wurde.«
    »Satan?«
    »Du wirst jede Antwort erhalten«, wich Salvat aus, »wenn du dich entschieden hast, die Aufgabe zu übernehmen. Mit dem Wissen, das dich erwartet, dürfte ich dich im Falle einer Ablehnung nicht mehr gehen lassen.«
    »Warum nicht?«
    »Die Welt ist dafür noch nicht reif, und das Risiko wäre zu groß, daß du es weitergibst .«
    Elisabeth spürte, wie ernst es ihm war. Und der Gedanke, daß das Tor, vor dem sie beide standen, tatsächlich ein Zugang in die Hölle sein könnte, machte sie schwindelig.
    »Wie lautet die Aufgabe?«
    »Habe ich das Gefühl für die Bedrohung, gegen die unser Orden kämpft, wieder in dir wecken können?«
    Wieder, hallte es in Elisabeth Gedanken nach, und sie gestand sich ein, daß sie viel von dem, was damals geschehen - auch mit ihr geschehen -
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