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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland
Autoren: Edward Rutherfurd
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hellem Licht erstrahlen. Und diese heilige Flamme müssen wir beschützen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, die Kirche gegen die Angriffe ihrer Feinde zu verteidigen.« Aus diesem Geist wurde die Bewegung geboren, die später als Gegenreformation bekannt wurde. Der reine, moralisch gefestigte, einfache und doch starke katholische Glaube würde zurückschlagen. Und auf diesen Kampf mussten sich die besten Männer und Frauen dieses Glaubens vorbereiten. Und wo wollte die Kirche die Kämpfer für diese große Sache rekrutieren? Natürlich dort, wo die besten jungen Männer ausgebildet wurden: in den Priesterseminaren.
    Lawrence hatte Salamanca lieben gelernt. Er hatte dort im irischen College gewohnt und die Universität besucht, wo eine breite Palette unterschiedlicher Fächer gelehrt wurde.
    Zu Beginn seines dritten Studienjahres hatte ihn der Rektor zu sich gebeten und ihn in leisem Ton gefragt, ob er sich zu einem Leben als Priester berufen fühle. »Ihre Lehrer und ich sind uns einig. Wir würden es begrüßen, wenn Sie die Priesterlaufbahn einschlagen und ein Studium der Theologie aufnehmen würden. Wir sind überzeugt davon, dass Sie die besten Voraussetzungen dafür mitbringen, ein Jesuit zu werden.«
    Den Jesuiten beizutreten war wirklich eine große Ehre. Der Orden, der 1534 von Ignatius Loyola gegründet worden war, bildete sozusagen die intellektuelle Elite der Kirche. Seine Mitglieder waren Lehrer, Missionare und Verwaltungsbeamte. Statt sich von der Welt zurückzuziehen, hatten sie die Aufgabe, in ihr zu wirken. Als die Gegenreformation ihre Armee der Soldaten Christi aufstellte, standen die Jesuiten an vorderster Front. Diese Aufgabe verlangte Intellekt, Weltgewandtheit und Charakterstärke. Lawrence schien es, als habe ihn die ganze Geschichte seiner Familie, deren Vorfahren vor vier Jahrhunderten nach Irland aufgebrochen waren, um dort den Glauben zu stärken, darauf vorbereitet, eines Tages eine solche Rolle zu spielen. »Es ist möglich«, sagte ihm der Rektor, »dass wir dazu bestimmt sind, in Irland ein helleres und reineres Feuer des Glaubens zu entzünden, als dort jemals gebrannt hat.«
    Es hatte Lawrence ziemlich überrascht, dass sein Vater nicht begeistert auf seine Eröffnung reagierte.
    »Ich hatte mir von dir Söhne erhofft«, beklagte sich Martin. Das verstand Lawrence zwar gut, aber solche Gedanken kamen ihm unwürdig und kleingeistig vor. »Du bist immer noch ein lieber Kerl«, hatte sein Vater eines Tages wehmütig zu ihm gesagt, »aber etwas steht zwischen uns. Das spüre ich.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen«, hatte Lawrence ehrlich erstaunt erwidert.
    »Ich sehe es an diesem Glänzen in deinen Augen. Du gehörst nicht mehr länger zu uns. Du könntest ebenso gut Franzose oder Spanier sein.«
    »Wir alle sind Mitglieder der gleichen, wahren Kirche«, erinnerte ihn Lawrence.
    »Das weiß ich«, sagte Martin Walsh mit traurigem Lächeln. »Aber es ist für einen Vater schwer, wenn ihn der eigene Sohn auf die Waagschale legt und für zu leicht befindet.«
    Lawrence konnte nicht verleugnen, dass dieser Vorwurf ein Körnchen Wahrheit enthielt. Mit diesem Problem hatte nicht nur seine Familie zu kämpfen. Er kannte mehrere junge Männer, die nach ihrer Rückkehr aus den Seminaren mit der lässigen Religiosität ihrer Familien nicht mehr zurechtkamen. Er verstand seinen Vater und bedauerte ihn. Aber ihm waren die Hände gebunden.
    Für Lawrence war eine mögliche Verbindung der Smiths mit seiner Schwester also eine äußerst ernste Angelegenheit. Welchen Einfluss würde eine solche Allianz auf seine Familie ausüben? Er versuchte, sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was er jemals über jene Familie gehört hatte. Er glaubte, sich zu erinnern, dass es zwei Söhne gab. Hatte nicht einer seine Ausbildung vorzeitig abgebrochen?
    Noch wichtiger aber war der Glaube der Smiths. Waren sie standfest oder zu vorschnellen Kompromissen bereit? Er war nicht recht davon überzeugt, dass sein Vater dieser Frage mit der nötigen Strenge nachging.
    Trotzdem war es taktlos, dass er zu seinem Vater sagte: »Ich hoffe, wir können die Möglichkeit ausschließen, dass dieser Smith genauso ein Ketzer wird wie Ihr Cousin Doyle.«
    Sobald die Worte seine Lippen verlassen hatten, merkte Lawrence, dass er den Satz ungeschickt formuliert hatte. Es hatte anklagend geklungen, so als sei Doyle nur der Cousin seines Vaters, und als mache er ihn für dessen Verfehlungen verantwortlich. Er sah, wie
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