Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
knatterten herunter, ein Anker wurde ausgeworfen, und kräftige Arme tauchten die Paddel ins Meer. Dann flatterte ein Diomedaner mit einem Seil zu ihnen herüber. Zwei andere schwebten um ihn herum, offenbar als Wächter. Der erste landete und starrte die Menschen an.
    Er war – gemessen an menschlichen Größenmaßstäben – sehr klein und hatte einen dicken, etwa einen Meter langen Schweif, der in einer fleischigen Steuerflosse endete. Auf dem Rücken waren die riesigen Chiropterenflügel gefaltet. Die Arme befanden sich unter den Schwingen, etwa in der Mitte des schlanken, otternähnlichen Leibes, und sahen mit ihren muskulösen fünffingrigen Händen erstaunlich menschlich aus. Die Beine krümmten sich nach hinten und endeten in Füßen mit vier Krallen. Der Kopf saß auf einem Hals, der für einen Menschen um die Hälfte zu lang gewesen wäre, und war rund, mit einer hohen Stirn und gelben Augen mit Nickhäuten unter dichten, tiefliegenden Brauen, einem Gesicht mit einer kurzen Schnauze, einer schwarzen Nase und einem kurzen Katzenbart sowie einem großen Mund mit den bärenartigen Zähnen. Es gab keine äußeren Ohrmuscheln, aber ein Muskelkamm auf dem Kopf half mit, die Flugrichtung beizubehalten. Er war am ganzen Körper mit weichem, braunem Fell bedeckt und war ganz offensichtlich ein männliches Säugetier.
    Wace beugte sich vor und mühte sich mit den kehligen Silben der tyrlanischen Sprache ab. »Wir … sind … Freunde. Könnt … ihr mich … verstehen?«
    Eine Kette völlig unverständlicher Worte war die Antwort.
    Der Diomedaner fand den Vorsprung, an dem die Menschen ih re Seile angebracht hatten, und band sein eigenes Seil dort an. Er wandte sich zu Wace und deutete auf sein Schiff. Wace nickte, überlegte sich dann, daß diese Geste hier sicherlich nicht verstanden wurde, und machte einen vorsichtigen Schritt in diese Richtung. Der Diomedaner fing ein anderes Seil auf, das man ihm zuwarf. Er deutete darauf, dann auf die Menschen und machte auch einige Gesten.
    »Ich verstehe«, sagte van Rijn. »Näher wagen sie nicht zu kommen. Sie befürchten, daß ihr Schiff gegen das unsere geschleudert wird. Wir sollen uns dieses Seil um den Bauch binden, und sie ziehen uns hinüber. Heiliger Christophorus, was die mit einem armen alten Mann vorhaben!«
    »Und was wird aus unseren Lebensmitteln?« fragte Wace.
    Das Raumschiff schlingerte wieder und sank tiefer. Der Diomedaner zuckte zusammen.
    »Nein, nein!« schrie van Rijn. Er glaubte anscheinend, daß er die Sprachbarriere durchdringen könne, wenn er nur laut genug schrie. »Niemals! Versteht ihr denn nicht, ihr Schafsköpfe? Wir sterben! Magenschmerzen! Selbstmord!« Er deutete auf seinen Mund, schlug sich auf den Bauch und deutete auf die Lebensmittelkisten.
    Wace überlegte, daß die Entwicklung der Lebensformen wirklich zu flexibel war. Hier war also ein Planet mit Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff, Schwefel, einer auf Proteinen aufgebauten Biochemie mit Genen, Chromosomen, Zellen, Gewebe – also Protoplasma nach jeder erdenklichen Definition – und ein Mensch, der versuchte, eine Frucht oder ein Stück Fleisch von Diomedes zu essen, würde etwa zehn Minuten später wegen etwa fünfzig allergischer Reaktionen tot sein. Es waren eben nicht die richtigen Proteine. Nur mit hunderterlei Impfungen konnten sich die Menschen überhaupt davor retten, Heuschnupfen, Asthma oder Hautausschläge allein von der Luft, die sie atmeten, oder dem Wasser, das sie tranken, zu bekommen.
    Der Diomedaner breitete seine Schwingen aus und schlug damit, um auf den Füßen zu bleiben. Der Händler wartete geduldig, aber ohne sich von der Stelle zu rühren, und deutete hin und wieder unbewegt auf die aufgetürmten Kisten. Schließlich kapierte der Diomedaner, was van Rijn wollte, oder gab vielleicht auch nur nach. Es war nicht mehr viel Zeit. Er pfiff hinüber zum Boot, ein Schwarm seiner Kameraden flatterte herüber und fing an, die Kisten hinüberzutransportieren.
    Wace half Sandra das Seil anbringen. »Ich fürchte, Sie werden etwas naß werden, Mylady«, versuchte er zu scherzen.
    Sie nieste. »Das ist also Pionierarbeit zwischen den Sternen! Ich werde meinen Hofpoeten zu Hause einiges zu erzählen haben, wenn ich nach Hause komme.«
    Als sie drüben war und das Seil wieder zurückgeworfen war, gab van Rijn Wace mit einem Zeichen den Vortritt. Er selbst debattierte mit dem Häuptling der Diomedaner. Wie er das machte, ohne daß einer von beiden auch nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher