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Die Rasse der Flügelmenschen

Die Rasse der Flügelmenschen

Titel: Die Rasse der Flügelmenschen
Autoren: Poul Anderson
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mein CoPilot umgekommen und das Radio zerbrochen. Und was noch übrig ist wird sinken, lange bevor man in Thursday Landing anfangen wird, sich um uns Gedanken zu machen und eine Rettungsexpedition ausschickt. Und selbst wenn wir überleben, besteht dann vielleicht die geringste Chance, daß ein paar Flugzeuge, die eine kartografisch nicht erfaßte Welt von der doppelten Größe der Erde abfliegen, drei Menschen, die auf dem Meer treiben, finden?
    Deshalb, wollte er sagen, da uns alle unsere Versuche nicht weitergebracht haben, wäre es doch besser, sie in der kurzen noch zur Verfügung stehenden Zeit zu vergessen und mich zu küssen.
    Aber seine Zunge war wie gelähmt, und er sagte nichts von all dem zu ihr.
    »So!« Ihre Stimme klang etwas ungeduldig. »Sie sind sehr schweigsam, Freier Wace.«
    »Tut mir leid, Mylady«, murmelte er. »Ich fürchte, ich kann nicht besonders gut Konversation machen … wenigstens nicht unter diesen Umständen.«
    Ein langer, grauer Brecher rollte draußen über das Deck und am Turm hoch. Sie spürten, wie Stahl und Plastik unter dem Anprall erbebten.
    Dann troff das Wasser herunter, und es wurde wieder hell. Wace sah, um wieviel tiefer das Wrack gesunken war, und fragte sich, ob es ihnen überhaupt gelingen würde, van Rijns Floß durch die unter der Wasserfläche liegende Ladeluke hinauszubugsieren. Und dann stach ihm plötzlich ein weißer Fleck ins Auge.
    »Dort, Mylady. Etwas Südost, denke ich … Segel, die im Wind flattern.«
    »Was?« schrie sie.
    »Ein Schiff«, deutete er. »Es nähert sich uns.«
    Nicholas van Rijn keuchte die Treppe herauf, als er sie rufen hörte. »Wo ist das Schiff?« brüllte er.
    »Dort, Sir«, sagte Wace. »Dieser Schoner –«
    »Schoner! Heiliges Kanonenrohr, das ist eine Jolle … nein, zum Teufel, da ist ein viereckiges Segel auf dem Hauptmast und … ja wirklich, ein Ausleger. Aber jetzt schnell trockene Kleider, es ist verdammt kalt hier!«
    Wace bemerkte, daß van Rijn in einer Pfütze stand. Der Lagerraum, in dem er gearbeitet hatte, mußte schon unter Wasser stehen – und zwar seit Stunden!
    »Ich weiß, wo sie sind, Nicholas.« Sandra eilte den Korridor hinunter.
    Wace half dem Chef, den triefenden Overall auszuziehen. Entkleidet erinnerte van Rijn an einen Gorilla, zwei Meter groß, haarig und fett, mit Schultern wie ein Kleiderschrank und einer lauten Stimme, die immerzu brüllte. Aber an seinen dicken Fingern blitzten Ringe und an seinen Armen goldene Bänder. Im Gegensatz zu Wace, der einen Bürstenhaarschnitt und eine glatte Rasur für zweckmäßig hielt, trug van Rijn seine schwarzen Locken lang und nach der letzten Mode gekräuselt und parfümiert. Auf seinem Dreifachkinn glänzte ein kleiner Van-Dyke-Bart, und unter der riesigen Hakennase hing ein martialischer Schnurrbart.
    Er drehte sich um, als Sandra mit seinen Kleidern zurückkam – einem Anzug, bestehend aus einem gestärkten Spitzenhemd, einer bestickten Weste, glänzenden Seidenhosen und Strümpfen, vergoldeten Schuhen, einem Hut mit einer riesigen Feder und einer Strahlpistole im Halfter.
    Es dauerte einige Zelt, bis van Rijn sich angezogen hatte und sie draußen waren. Van Rijn blieb in der Notluke stecken und mußte angeschoben werden.
    Wace spähte auf das Wasser hinaus. Das Boot war näher gekommen. Es war mehr als dreißig Meter lang und hatte einen sorgfältig geschnitzten Vordersteven, und doch erschien es durch die riesige Ausdehnung der Segel klein. Ausleger oder nicht, Wace dachte, er müsse jeden Augenblick kentern. Natürlich, eine fliegende Spezies würden sich darüber weniger Sorgen machen als – »Diese Diomedaner.« Sandras Stimme klang ruhig. »Sie kennen sie doch seit eineinhalb Jahren, nicht? Was haben wir von ihnen zu erwarten?«
    Wace zuckte die Schultern. »Alles, was ich kenne, ist die Tyrlanische Herde, und das sind nomadische Jäger. Sie halten sich immer an die Buchstaben ihrer Gesetze, wenn sie sie auch ziemlich großzügig auslegen.«
    »Sprechen Sie ihre Sprache?«
    »So gut es mir mein menschlicher Gaumen erlaubt, Mylady.«
    Das Wrack schlingerte. Er hörte, wie eine Wand brach und noch mehr Wasser eindrang. Zugleich spürte er, wie das Schiff wieder einige Zentimeter tiefer einsank. Sandra taumelte auf ihn zu.
    »Das soll nicht heißen, daß ich die hiesige Sprache spreche«, fuhr er fort. »Wir sind weiter von Tyrlan entfernt als Europa von China.«
    Das Boot war nun fast bei ihnen angekommen. Es machte eine leichte Wendung, die Segel
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