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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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gebaut, schmales Gesicht, das eher mädchenhaft wirkte, bis auf den dünnen Schnurrbart und das schüttere Ziegenbärtchen am Kinn. Aknenarben bedeckten seine Wangen. Er wirkte eher wie ein bockiger Teenager als ein Vater zweier Kinder. Cindy lehnte sich zu Tropper zurück. »Ich sehe ihn. Er sitzt mit dem Gesicht zu mir, sie hat uns den Rücken zugekehrt.«
    Tropper gab den anderen ein Zeichen. Die drei Männer zogen ihre Waffen. »Okay. Sagen Sie ihr, wir kommen mit gezogener Waffe. Beide sollen sich nicht bewegen.«
    »Bewegen Sie sich nicht, Estella«, sagte Cindy. »Ich bin hinter der Eßecke, aber drehen Sie sich nicht um. Ich will nicht, daß Luis sich die Flinte schnappt.«
    »Nein, ich tu nix.«
    »Gut.« Plötzlich merkte Cindy, daß ihr Schweißtropfen von der Stirn liefen. »Ich trete jetzt vor, damit Luis mich und meine Kollegen sehen kann. Er soll sehen, daß wir Waffen auf seinen Kopf gerichtet haben. Damit er keine Dummheit macht. Sehen Sie mich, Luis?«
    »Ich seh Sie ... «
    »Hat sie rotes Haar?« unterbrach Estella.
    »Sie hat rotes Haar.«
    »Echt oder unecht?« wollte Estella wissen. »Sieht echt aus«, antwortete Luis.
    »Es ist echt.« Schweiß lief an Cindys Nase entlang. »Sehen Sie unsere Waffen, Luis?«
    »Ich seh.«
    »Sie funktionieren, Luis. Sie funktionieren sehr gut und sehr schnell. Also tun Sie nichts Unüberlegtes.«
    »Ich tu nix.«
    Sarge flüsterte: »Sagen Sie ihr, sie soll die Flinte von seinen Eiern nehmen und hochhalten. Und zwar ganz langsam. Dann nehmen Sie ihr die Flinte ab; wir übernehmen sie dann von Ihnen. Danach legen Sie ihr Handschellen an und der Spaß ist vorbei.«
    »Ich soll ihr Handschellen anlegen?«
    »Ja, Decker, ihr«, blaffte Tropper. »Sie zielt auf seine Eier. Wo liegt das Problem? Tun Sie jetzt, was ich sage, oder nicht?«
    »Ja, Sir. Natürlich, Sir.« Eine winzige Pause. »Estella, ich möchte, daß Sie die Waffe langsam, ganz langsam hochheben ... «
    »Er nimmt Waffe, wenn ich mich beweg.«
    »Nein, das tut er nicht«, entgegnete Cindy. »Drei Revolver sind auf seinen Kopf gerichtet.«
    »Ich tu nix, ich tu nix«, jammerte Luis entsetzt.
    Aber auch Estella war aufgeregt. »Ich heb Flinte nich hoch. Warum tun Sie nich, was Sie gesagt ham, Missy Rotschopf? Sie sagen, Sie tun ihm Handschellen anlegen und verhaften. Warum tun Sie das nich?«
    »Wiederholen Sie, daß er nichts machen wird, weil wir auf ihn zielen«, flüsterte Tropper. Cindy zögerte. »Sie klingt panisch, Sir. Warum kann ich sie nicht beruhigen und tun, was ich gesagt habe?«
    »Weil Sie, wenn Sie hinter Luis treten und ihm die Handschellen anlegen, genau in der Schußlinie ihrer Schrotflinte sind, Decker.« Oh. Stimmt. »Holen Sie die Flinte«, befahl Tropper. »Los! Reden Sie mit ihr!«
    Cindy wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. »Ich würde das ja gerne tun, Estella, aber wenn ich ihm Handschellen anlege, bin ich direkt vor Ihrer Schrotflinte. Das klappt so nicht.«
    »Warum? Ich tu nich auf Sie schießen, nur auf Luis.«
    »Sie könnten mich versehentlich treffen. Ich weiß, Sie würden das nicht wollen, aber so geht es einfach nicht.«
    »Sie ham gelogen!« zischte Estella. »Sie tun genau so lügen wie Luis!«
    »Estella, drei Revolver zielen auf seinen Kopf. Er wird sich nicht bewegen ... «
    »Ich tu nix«, versprach Luis.
    »Ich tu auch nix«, sagte Estella. »Luis is stark. Ich beweg mich, er nimmt Flinte weg und erschießt mich.«
    »Wir wär's, wenn ich zu Ihnen komme und Ihnen die Flinte abnehme?« platze Cindy heraus. Sofort hörte sie Tropper fluchen, wagte aber nicht, ihn anzusehen. »Sie müssen nur ganz still sitzen und sich nicht bewegen. Ich kann das machen. Ich nehme die Flinte und ... «
    »Dann kriegt er sie.«
    »Ich bin eine sehr große Frau, Estella. Luis hat keine Chance gegen mich.« Luis piepste: »Sie is sehr groß, Estella! Gib ihr die Flinte.«
    Halt die Klappe, Luis! dachte Cindy. Wenn du was sagst, tut sie genau das Gegenteil. Die Zeit verstrich in Zeitlupe, während sie auf eine Antwort wartete. »Luis is sehr stark«, sagte Estella schließlich.
    »Das bin ich auch! Hören Sie, ich rede die ganze Zeit, damit Sie wissen, daß ich langsam näher komme. Wenn ich direkt hinter Ihnen bin, tippe ich Ihnen auf die Schulter ...«
    »Ich weiß nich ...«, sagte Estella. »Ich ... «
    »Ich helf Ihnen.«
    Tropper knurrte. »Das entspricht nicht meinem Befehl!«
    »Aber sie wird sich darauf einlassen, Sarge!« beharrte Cindy. »So komme ich nicht in die
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