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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein
Autoren: Faye Kellerman
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mit gekrümmtem Finger zu sich, gab ihr das Megaphon. »Wir sind ziemlich sicher, daß sie eine Waffe hat. Wenn sie die benützt, wäre das schlimm.«
    »Sehr schlimm«, bestätigte Cindy.
    »Ich will, daß Sie mit ihr reden. Von Frau zu Frau. Lenken Sie sie ab. Wir anderen gehen rein und retten die Kinder.«
    Sie sah von Sarge zum Megaphon. »Und wenn sie Sie reinkommen hört?«
    »Sorgen Sie dafür, daß sie das nicht tut. Verwickeln Sie sie in ein Gespräch. Bringen Sie die Frau zum Labern. Das kann doch nicht so schwer sein. Ist doch 'ne prima Chance für Sie, Ihre feine Collegeausbildung in Psychologie einzusetzen.«
    Sarge grinste, zeigte ebenmäßige, aber fleckige Zähne. Doch unter dem Sarkasmus spürte Cindy Anspannung. Sie hatte ein Aufbaustudium in Kriminologie absolviert, nicht in Psychologie. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, ihn zu verbessern.
    »Wie heißen die beiden, Sir?«
    »Ojeda.« Sarge sprach den Namen überdeutlich aus. »Luis und Estella Ojeda.« Dann ging er weg, beriet sich mit den anderen.
    Cindy stand allein da, das Megaphon in der Hand. Ausgeschlossen von der Rettungsaktion, obwohl sie viel wendiger war als Beau-dry. Sie befahl sich, nachsichtiger zu sein. Vielleicht hielt Tropper sie ja wirklich für die einzige, die mit der Frau fertig werden konnte. Die Situation war viel zu gefährlich, um an Cindy als Neuling ein Exempel zu statuieren. Trotzdem, Sieg oder Niederlage, sie wußte, daß man sie kritisch beobachtete.
    Vielleicht will Tropper, daß ich Erfahrungen aus erster Hand erlange. Hm. Ob er das Wort »erlangen« überhaupt kennt?
    So sehr sie sich auch bemühte dazuzugehören, im Grunde ihres Herzens war sie ein elitärer Snob. Man kann kein Mädchen aus einem Elitecollege ... Sarge gab ihr das Zeichen, loszulegen. Selbstvertrauen, sagte sie sich. Zeig ihnen, wie man das macht. Sie drückte auf den Knopf des Megaphons, sagte: »Hey, Estella! Wissen Sie, daß hier draußen Kleider von Ihnen liegen?« Keine Antwort. Sarge machte hektische Gesten, was bedeutete Red weiter, red weiter. »Sieht alles sehr schick aus«, sagte Cindy ins Megaphon.
    »Is nur Dreck!« brülle Estella von drinnen. »All das Zeuch is Dreck! Er gibt seine puta das ganze hübsche Zeuch!«
    Luis brüllte: »Ich hab nix putal Sie is verrückt! »Er is Lügner!«
    »Sie is verrückt!«
    »Ich bring ihn um!«
    »Is wahr«, schrie Luis. »Sie bringt mich um. Ich tu mich nich bewegen, weil sie bringt mich um. Sie is verrückt!«
    Cindy sprach ganz ruhig. »Haben Sie eine Waffe, Estella?«
    »Sie hat große Kanone!« antwortete Luis. »Sie is verrückt! Loca en la cabeza!«
    Luis half sich damit nicht gerade. Cindy sagte: »Kommen Sie raus, Estella. Wir reden darüber.«
    »Ich red nix mehr«, erwiderte Estella. »Er red. Alles nur Lügen!«
    Was jetzt, Decker? Sag was! Wieder drückte Cindy auf den Megaphonknopf. »Hey, wo haben Sie das kleine Rote her, Estella? Von Payoff? Da hab ich genau so eins im Fenster gesehen. Ich fand es richtig schick. Sie haben einen guten Geschmack.«
    Einen Augenblick war es still. Dann fragte Estella: «Harn Sie's gekauft?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Warum nich?«
    »Ich bin rothaarig. Für so was muß man dunkle Haare haben. Haben Sie dunkles Haar, Estella?«
    »Ich hab dunkles Haar«, antwortete Estella. Pause. »Jemand is in mein Haus!«
    »Nein, ich bin hier draußen.« Rasch fügte Cindy hinzu: »Wissen Sie, Estella, hier draußen sind eine Menge Leute, die sich Ihre tollen Kleider ansehen. Haben Sie schon mal daran gedacht, einen Flohmarkt zu veranstalten? Sie könnten viel Geld damit verdienen.«
    »Das Zeuch is Dreck!«
    »Nein, ist es nicht. Ich sage Ihnen doch, Sie haben einen guten Geschmack.« Cindy widerstand der Versuchung, auf die Uhr zu sehen. Sie wußte, daß sie nicht mehr als eine Minute geredet hatte, aber es kam ihr wie Stunden vor. »Mir gefällt das enge lila Kleid. Sie müssen phantastisch darin aussehen.«
    »Lila is nich gut für Rothaarige«, erwiderte Estella.
    »Ja, da haben Sie recht. Die grüne Satinbluse gefällt mir auch. Grün steht Rothaarigen gut.«
    »Sie könn sie haben. Ich brauch kein Zeuch mehr, wenn ich ihn tot gemacht hab.« Cindy drängte: »Glauben Sie mir, Estella, Sie könnten mit diesen Kleidern wirkliche eine Menge Geld verdienen.«
    Ein lange Pause. Dann: »Wieviel?«
    »Mindestens hundert ... «
    »Is mir egal! Er gib all das Geld sein puta\«
    » Ich hab keine puta!« schrie Luis. »Sie is verrückt!« Die Stimme der
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