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Die Rache des stolzen Griechen

Die Rache des stolzen Griechen

Titel: Die Rache des stolzen Griechen
Autoren: Jessica Steele
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studierte er das Muster des Teppichs zu seinen Füßen, bevor er den Kopf hob und sie ernst anblickte. „Nun, um Ihnen die Wahrheit zu sagen – Ihr Bruder scheint vor Sorge um Sie, seine kleine Schwester, zu vergehen, auch wenn er nicht richtig bei Bewusstsein ist.“
    Clare hätte schreien mögen. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, wie Kit, der wie ihre restliche Familie ständig um sie besorgt war, hilflos dalag und nicht wusste, wie er sie beschützen sollte.
    „In seinem Delirium hat er immer wieder von seiner Familie gesprochen, hauptsächlich von Ihnen. Die Sorge um Sie lässt ihn nicht zur Ruhe kommen und verzögert seine Genesung.“
    „Armer Kit!“, sagte sie abermals, während sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Irgendwie spürte sie, dass Lazar Vardakas ihr längst nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
    „Da der Unfall auf meinem Besitz und mit einem meiner Pferde passiert ist, fühle ich mich natürlich verantwortlich“, fuhr er fort. „Ich werde noch heute Nacht nach Griechenland fliegen und sehen, was ich tun kann.“
    „Werden Sie denn um diese Zeit einen Flug bekommen?“, hörte Clare sich fragen, als hätte sie keine anderen Sorgen.
    „Mein Privatflugzeug steht bereit“, erklärte er. Für ihn schien es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Wie gesagt, ich hatte gehofft, Ihren Vater oder Ihren anderen Bruder mitnehmen zu können. Haben Sie eine Adresse, unter der ich Ihre Eltern erreichen kann?“
    Clare schüttelte den Kopf. Eine Idee war ihr gekommen, und sie fragte sich, ob sie den Mut aufbringen würde, ihn in die Tat umzusetzen. „Meine Eltern touren durch Frankreich. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich gerade aufhalten.“
    „Und Ihr Bruder Bruce? Haben Sie seine Urlaubsadresse?“
    „Nein, leider nicht“, erwiderte sie, wobei sie wieder leicht errötete. Was musste dieser Mann von ihr denken? Sie hatte einmal gelesen, dass die Griechen einen ausgeprägten Familiensinn besaßen. „Ich weiß, es muss merkwürdig für Sie klingen, aber meine Familie hat keine Ahnung, dass ich ganz allein zu Hause bin. Ich … ich habe Kit angeschwindelt.“
    Lazar Vardakas stand auf. Er schien sich über ihre Worte keine großen Gedanken zu machen. Aber sie konnte ihn jetzt nicht einfach gehen lassen. Irgendwie musste sie es schaffen, ihn zu fragen, ob er sie mitnehmen würde. Angst brauchte sie sicher keine vor ihm zu haben. Immerhin hatte sie in äußerst spärlicher Bekleidung vor ihm gesessen, ohne dass er ihr ein Härchen gekrümmt hätte.
    Inzwischen hatte er die Tür erreicht. Der Gedanke an Kit, wie er sich in verwirrtem Zustand hin und her warf und fantasierte, ließ sie sich schließlich ein Herz fassen.
    „Mr. Vark…Vadarkas!“, rief sie und brachte seinen Namen in der Aufregung hoffnungslos durcheinander. Er blieb stehen und drehte sich mit fragendem Blick zu ihr um. „Möchten Sie … eine Tasse Kaffee?“
    „Nein, danke“, lehnte er höflich ab und öffnete die Tür.
    „Kann ich mit Ihnen kommen?“, platzte sie heraus.
    Sie sah, wie er die Augenbrauen in die Höhe zog, als hätte sie etwas völlig Unmögliches von ihm verlangt. Rasch redete sie weiter, bevor der Mut sie erneut verließ.
    „Wenn Kit in einer so schlechten Verfassung ist, wie Sie sagen, dann wird er sich so lange nicht erholen, bis er mich sieht und sich davon überzeugt hat, dass es mir gut geht. Bitte nehmen Sie mich mit! Bitte!“
    Für einen quälend langen Augenblick schaute er sie schweigend an, dann nahm er zu ihrer Erleichterung die Hand von der Türklinke.
    „Ihr Bruder sagte, Sie seien neunzehn. Stimmt das?“
    Clare fragte sich, was ihr Alter damit zu tun hatte. Oder würde er sie eher mitnehmen, wenn sie älter wäre?
    „Ja“, bestätigte sie und versuchte dabei, so ruhig wie möglich zu bleiben. Das größte Abenteuer ihres Lebens stand ihr bevor – falls er zustimmte.
    „Sie sehen eher aus wie fünfzehn“, stellte er nüchtern fest. „Besitzen Sie einen Reisepass?“
    Weshalb fragte er? Um zu sehen, ob sie ihm in Bezug auf ihr Alter die Wahrheit gesagt hatte – oder damit sie ihn begleiten könne?
    „Oh ja! Soll ich ihn holen?“
    Eine Weile studierte er ihr blasses Gesicht mit den großen braunen Augen, der zierlichen Nase und dem hübsch geschwungenen Mund.
    „Sie werden ihn brauchen, wenn Sie mitkommen wollen“, sagte er schließlich.

2. KAPITEL
    Anschließend ging alles so schnell, dass Clare nicht weiter darüber nachdenken konnte, ob sie die richtige
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