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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller
Autoren: Åke Edwardson
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Geräusche von tausend Menschen, als würde das Leben dort weitergehen wie vorher, als wäre nichts passiert und als würde auf der anderen Seite auch nie etwas passieren. Als wäre hier und jetzt alles vorbei. Wie im Gefängnis zu sitzen und auf die Geräusche des Lebens draußen zu horchen.
    »Ich rate Ihnen, sehr interessiert zu sein«, sagt die Stimme. »Ihretwegen und um Ihrer Familie willen.«
    »Was hat meine Familie damit zu tun?«
    »Fahren Sie nach Hause. Fahren Sie auf direktem Weg nach Hause.«
    »Was habt ihr gemacht?«
    »Fahren Sie direkt nach Hause, ganz ruhig, und nehmen Sie das Handy mit.«
    »Ich habe selber eins!«
    »Nehmen Sie dieses auch mit«, sagt die Stimme, dann ist sie weg. Zurück bleibt ein Rauschen in Peters Ohr, ein Geräusch, wie wenn man zwischen Radiokanälen hin und her springt. Er weiß, dass Fragmente dieses Brausens, das man dann hört, Milliarden von Jahren alt sind, schon vom Big Bang, so weit entfernt, dass man selber nie, nie zurückkommt.
    Er parkt vor seiner Garage. Über Enskede Gård glüht Globen, Stockholms Eventpalast.
    Die Mädchen spielen im Garten. Magda schaukelt Isa. Sein Puls beruhigt sich. Beide Mädchen winken, Isa fällt dabei fast von der Schaukel, hält sich aber oben. Sie ist geschickt. Rasch geht er über den Rasen und umarmt sie. Das Gras ist nass. Es hat aufgehört zu regnen.
    »Wir sind nicht zum Baden gefahren«, sagt Magda.
    »Nein, mein Spatz.«
    »Bist du schon mit der Arbeit fertig, Papa?«
    »Ja.«
    »Dann können wir jetzt ja eigentlich alle zusammen baden fahren.«
    »Wir werden sehen, Mäuschen.«
    »Es hat doch aufgehört zu regnen«, sagt sie und macht eine Armbewegung zum blauen Himmel über ihrem Haus. Es ist warm. Er hat nicht darauf geachtet. Auf dem Weg hierher hat er seine Augen im Rückspiegel studiert. Sie waren immer noch kalt.
    »Aufgehört!«, ruft Isa und macht ebenfalls eine Bewegung zum Himmel.
    Er schaut wieder hinauf. Im Westen beginnt die Bewölkung aufzureißen, bald wird die Sonne durchbrechen. Das könnte ein schöner Abend werden. Alles kann gut werden. Alles ist gut. Alles wird immer gut bleiben.
    »Wo ist Rita?«, fragt er.
    »Warum sagst du nie Mama, wenn du von Mama redest?«, fragt Magda.
    »Weil sie nicht meine Mama ist. Sie ist deine Mama.«
    » MEINE Mama«, sagt Isa.
    Rita kommt aus dem Haus. Sie winkt. Er geht zu ihr auf die Veranda.
    »Hier hagelt es ja Schlag auf Schlag Überraschungen«, sagt sie. »Bist du die nächste?«
    »Wie meinst du das?«
    »Die nächste Überraschung nach der Sendung.«
    »Was für eine Sendung?«
    »Jetzt spiel nicht den Unwissenden, Peter.«
    Sie sieht nicht verwirrt aus. Oder ängstlich. Oder fragend. Sie sieht fröhlich aus.
    »Aber es ist schon sehr kurzfristig.«
    »Kurzfristig?«
    »Sag nicht, dass du das auch nicht wusstest.«
    »Nicht wusste?«, wiederholt er.
    »Bist du ein Papagei?«
    »Papagei?«, sagt er.
    »Was ist los mit dir?« Sie lächelt. »Du scheinst ein bisschen durcheinander zu sein. Komm, setz dich. Wie geht es dir?«
    Sie führt ihn zur Verandabank. Er setzt sich, ihm ist auf merkwürdige Art leicht im Kopf.
    »Alles in Ordnung.« Er lächelt. »Lasse hat fast einen Zusammenbruch gehabt. Vielleicht ist das ja ansteckend.«
    »Höchstens wenn ihr beide irgendwelche Pillen eingeworfen habt.«
    »Haben wir nicht.« Er streicht sich über die Stirn. »Mir war nur plötzlich etwas komisch.«
    »Vielleicht der Kreislauf«, sagt sie. »Ich hol dir ein Glas Wasser. Bleib sitzen.«
    Er bleibt sitzen und sieht seinen Kindern beim Spielen zu. Sie hocken jetzt im Sandkasten. Magda zeigt Isa, wie man Sandkuchen backt. Vielleicht ist es auch umgekehrt. Sie winken. Er winkt zurück.
    Er hört Rita auf die Veranda kommen. In der einen Hand hat sie ein Glas Wasser, in der anderen eine Jiffytüte. Sie ist weiß, wie die, die in seinem Auto liegt. Der Unterschied besteht darin, dass der Umschlag, den sie aus der Jiffytüte nimmt, in einer Ecke den Stempel seines Büros trägt. Das Logo seiner Firma. Er war selbst an der Entwicklung beteiligt. Darauf war er stolz. Ist er immer noch stolz.
    »Was ist das?«, fragt er.
    »Na, die Tickets.«
    »Tickets?«
    »Nun fang nicht schon wieder damit an«, sagt sie. »Ich glaube, du willst mich auf den Arm nehmen.« Sie lacht. »Ich weiß, dass du mich veräppelst.«
    »Darf ich mal sehen?« Er streckt die Hand aus. Sie gibt ihm das Kuvert, und er öffnet es. Er steckt die Hand hinein und zieht mehrere Tickets heraus, die mit einer
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