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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller
Autoren: Åke Edwardson
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sein ganzes erwachsenes Leben in dieser Stadt verbracht. Die Taxifahrer finden ja nicht einmal aus der City heraus, geschweige denn zu ihren Kunden nach Hause.
    In der Bahnhofshalle wogen Menschenmassen hin und her, her und hin, als würden sie ihren Bahnsteig nicht finden. In den Lautsprechern scheppert es so laut, dass er sich die Ohren zuhalten muss. Als wären seine Ohren plötzlich überempfindlich gegen Geräusche. Er hört ein Lachen von der Seite und dreht sich um, eine Frau lacht hysterisch, der Mann neben ihr lacht genauso. Was gibt es auf einem Bahnhof zu lachen?
    Die Gepäckschließfächer befinden sich hinter den nördlichen Arkaden. Er geht am Pocketshop und an einem Blumenladen vorbei, überall Menschen, wie Vieh auf dem Weg ins Nichts, auf der planlosen Jagd nach einem Ort, wo sie ihre kleinen Besitztümer, vielleicht ihr ganzes Leben ablegen können. Er hat irgendwo gelesen, dass manche Menschen, die aus ihren Wohnungen geworfen wurden, die Reste ihrer Lebenserinnerungen in einem Gepäckschließfach deponierten. So endet es, so endet das Leben.
    Er nimmt den Schlüssel aus der Tasche und kontrolliert die Nummer. Dann geht er an den Schranktüren entlang. Es scheint kein leeres Fach zu geben, keine Schlüssel in den Schlössern. Noch einmal kontrolliert er die Nummer. Er folgt der einen Reihe, biegt um die Ecke und geht weiter an der nächsten entlang. Dort sind weniger Menschen. Er verlangsamt den Schritt, jetzt wird es heiß, da, da. Da. Er schaut sich um. In seiner Nähe ist niemand. Was für ein stiller Ort mitten im Chaos, denkt er.
    Er öffnet die Tür des Schließfaches. Den Gedanken an eine Bombe hat er beiseitegeschoben. Das wäre zu einfach, zu platt. Er sieht sich wieder um. Niemand scheint ihn zu beobachten.
    Im Schließfach ist es dunkel. Zunächst kann er nichts erkennen. Das Fach ist leer. Dann entdeckt er das Handy an der Rückwand. Es beginnt zu klingeln, bewegt sich, kriecht da drinnen herum wie ein Skorpion, dem die Zangen abgeschnitten wurden. Zehn Sekunden nachdem er das Fach geöffnet hat, hat es angefangen zu klingeln.
    Das Telefon klingelt, klingelt, er ist bewegungsunfähig. Es hört auf zu klingeln. Dann fängt es wieder an, klingelt, klingelt, vibriert, leuchtet, kriecht auf dem Boden des Schließfachs herum wie eine Kakerlake. Der Vergleich passt besser, eine sehr große Kakerlake, ein Insekt, ein Kriechtier, das einem feindlich gesonnen ist.
    Er sieht sich um. Noch immer ist niemand in der Nähe. Als wäre dieser Teil des Bahnhofs abgesperrt. Abgesperrt in der Erwartung, dass er das Telefon nimmt.
    Sie wissen, dass er es weiß.
    Genau in diesem Augenblick. Jetzt holt ihn das Leben ein. Es war immer dort drinnen, in dem Schließfach, mein ganzes Leben hat im Schließfach auf mich gewartet.
    Er nimmt das verdammte Ding, das in seiner Hand vibriert. Schließt die Augen, öffnet sie wieder, drückt auf die Antworttaste, sagt nichts.
    »Bist du es?«, fragt jemand auf Spanisch.
    »Wer spricht da?«, antwortet er auf Schwedisch. »Sie wissen, dass ich hier stehe.«
    »Ich höre doch, dass du es bist. Die Stimme vergisst man nie.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Klar verstehst du. Du merkst doch, ich verstehe ein wenig Schwedisch.«
    »Dann sprechen Sie Schwedisch. Was soll der Blödsinn? Es muss ein Versehen sein. Ich lege jetzt auf.«
    Er hört ein Rauschen in der Leitung, ein Kratzen am anderen Ende. Eine andere Stimme, neutral, korrekt, Schwedisch.
    »Legen Sie nicht auf«, sagt die Stimme.
    Was ist das? denkt er. Der Anruf scheint aus Spanien zu kommen, aber wie …
    »Verlassen Sie den Bahnhof, und nehmen Sie das Handy mit. Fahren Sie auf direktem Weg nach Hause.«
    Seine Augen brennen. Er spürt etwas im Mund. Der Schweiß sprudelt wie aus einem Sprinklersystem auf seinem Kopf, als hätte jemand einen Sprinkler in seine Kopfhaut montiert.
    »Wer seid ihr?«
    »Tun Sie, was wir sagen.«
    »Warum sollte ich? Ich bin nur zum Hauptbahnhof gefahren, weil ich neugierig war. Das ist alles.«
    »Sind Sie immer noch neugierig?«
    »Nein.«
    »Dann haben Sie es also verstanden.«
    »Ich will damit sagen, dass es mich nicht mehr interessiert. Es ist nicht mehr spannend. Ich hab keine Lust mehr zu spielen.«
    »Einen Augenblick«, sagt die Stimme.
    Er hört Stimmen, aber keine einzelnen Wörter. Ein Gemurmel, das weit entfernt oder sehr nah sein könnte. Er sieht sich wieder um. Immer noch ist kein Mensch in der Nähe. Eigenartig ist das, auf der anderen Seite der Wand hört er die
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