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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller
Autoren: Åke Edwardson
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dringend«, sagt Lasse und dreht sich zu der Frau um. »Linda, please carry on .«
    Er reißt das Kuvert mit einem Finger auf. Es gibt keinen Absender und keinen Empfänger, nur ganz oben links ein PM , seine Initialen, vom Pförtner notiert, ein Päckchen, von dem man offenbar nicht annahm, dass es eine Bombe enthält.
    Privat abgegebene Päckchen sind keine Seltenheit, von Hoffnungsvollen, die Ideen und Bilder beim Pförtner abliefern, als wäre die Agentur ein Buchverlag oder ein Unterhaltungscenter, Leute schicken Bilder und Texte von allem Möglichen zwischen Himmel und Erde, einmalige Bilder, die niemand ablehnen kann, einmalige Ideen, auf die noch kein Mensch auf der Welt gekommen ist. Manches ist gut, die Ideen an sich sind gut, werden aber meist so amateurhaft präsentiert, dass alles Gute daran vom Amateurhaften verschüttet wird. Dass die sich das antun, denkt er oft in solchen Momenten. Get a life , denkt er dann.
    Er späht in das Kuvert, steckt die Hand hinein und holt Fotografien im Format des goldenen Schnittes hervor.
    Er sieht sich im Raum um. Er sitzt an seinem eigenen Schreibtisch. Etwa fünf Meter vom nächsten Kreativen entfernt, einer Frau in einem roten Kleid, mit rotem Lippenstift, roten Schuhen. In einer Werbeagentur ist die Revolution nie weit entfernt.
    Er breitet die Fotos auf dem Schreibtisch aus.
    Es sind Bilder von seiner Familie, Fotos, die er noch nie gesehen hat, offenbar mit einem Teleobjektiv aufgenommen, vielleicht von der anderen Straßenseite aus. Es muss die andere Straßenseite gewesen sein. Wie sieht es dort aus? Dort sind nur Privathäuser und Privatgärten. Aber die Straße ist für alle da. Kann jemand auf der Straße stehen und Leute fotografieren, ohne dass sie es merken? Die Antwort ist ja, denkt er. Frag die Promis.
    Ein Foto von ihm ist auch dabei, auf dem Weg die Verandatreppe hinauf, eins von Rita, wie sie einen Korb mit Wäsche zum Trockenständer trägt, je eins von Magdalena und Isabella, die spielen. Fotografiert beim Spielen in ihrem eigenen Garten! Er spürt Schweiß auf der Stirn und im Nacken wie eine kalte Dusche. Kalte Dusche. Er empfindet auch Zorn. Er hat mehrere Empfindungen gleichzeitig. Diese Fotos wurden erst kürzlich aufgenommen. Er kann sogar ungefähr den Tag nennen. Es war in diesem Monat. Über ihren Köpfen ist der Himmel grau. Es ist die Szene, die er an jenem Nachmittag gesehen hat, als er nach Hause kam. Er hat niemanden mit einem Fotoapparat bemerkt, hat aber auch nicht darauf geachtet. Er hätte darauf achten sollen. Er ist unaufmerksam geworden.
    »Etwas Interessantes?«
    Er hebt den Kopf und blickt in Lasses Gesicht.
    »Nein, nein.« Er rafft die Fotos zusammen und schiebt sie zurück in den Umschlag.
    »Was war denn so dringend?«, fragt Lasse.
    »Wieso fällt es manchen Leuten in diesem Laden so schwer, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern?«
    »Haha, genau, kümmre dich um dich selbst und scheiß auf die anderen. I get it. I got it. «
    Peter steht auf.
    »Wohin willst du?«
    »Wie wir eben sagten …«
    »Ja, ja, genau. Haha.«
    Womöglich steht Lasse kurz vor einem massiven Zusammenbruch, denkt Peter. So labert er doch sonst nicht herum. Irgendwann wird sein Kopf wahrscheinlich explodieren. Lasses Kopf ist ein übervoller Papierkorb.
    Peter spürt das Gewicht des Umschlages in seiner Hand. Er wiegt schwerer, als er es bisher wahrgenommen hat. In dem Umschlag steckt noch mehr. Er setzt sich wieder und schaut zu Lasse hoch, der grinsend Habtachtstellung annimmt, eine Art militärischen Gruß andeutet, sich umdreht und im Exerzierschritt davonmarschiert.
    Direkt ins Irrenhaus.
    Peter schiebt die Hand in die Jiffytüte und tastet die weiche Füllung ab, spürt etwas Hartes.
    Es ist Absicht, dass er es findet. Was für eine Absicht auch immer dahinterstecken mag.
    Er durchsucht den Umschlag noch einmal. Keine schriftliche Mitteilung. Er dreht die Fotos um, Schwarzweißbilder, müssen in einer antiken Dunkelkammer entwickelt worden sein. Kein Text.
    Er steht auf.
    Der Schweiß ist von seinem Kopf den Rücken hinuntergelaufen und weiter in den Schritt und zu den Schenkeln. Er ist nass und zugleich kalt und warm. Hat er Angst? Er ist auf dem Weg zum Hauptbahnhof.
    Nachdem er eine Viertelstunde herumgekurvt ist, findet er einen Parkplatz auf dem Klarabergsviadukt. Ein paar Taxichauffeure wollten ihn wegscheuchen, aber er hat sie ignoriert. Die Stadt gehört ihm genau wie ihnen, es ist sogar mehr seine als ihre Stadt. Er hat
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