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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller
Autoren: Åke Edwardson
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gellenden Schreie.

1 Der Hund bellt, erst hat er nur geknurrt, doch das hat im Haus niemand gehört. Jetzt bellt er, denn er hört, dass jemand vor der Tür ist. Der Hund weiß, dass draußen etwas Gefährliches ist. Er wird es aufhalten, deswegen steht er hier. Er ist nicht groß, aber er kann bellen. Seine Augen funkeln im Licht der Straßenbeleuchtung, die durch das Türglas fällt. Wieder eine Bewegung. Wieder bellt der Hund.
    Die Deckenbeleuchtung in der Diele flammt auf.
    »Laika? Laika! Was ist denn, mein Mädchen?«
    Laika schaut sich um. Dann wendet sie sich erneut der Tür zu und bellt weiter.
    Eine Frau im Bademantel kommt die Treppe zur Diele herunter. Sie ist blond und blinzelt verschlafen in das Licht.
    »Hat dich der Zeitungsbote mal wieder aufgeschreckt?«
    Die Frau beugt sich zu dem Hund hinunter und streicht ihm über Schnauze und Hals. Jetzt hat er aufgehört zu bellen. Er knurrt nur noch, aber es klingt nicht mehr drohend, als gäbe es draußen nichts Gefährliches mehr, keinen gefährlichen Zeitungsboten.
    »Ist schon gut, meine Alte, schon gut. Du weckst noch das ganze Haus. Was sollen denn die Mädchen denken, wenn du so einen Krach machst?«
    Die Frau richtet sich auf. Sie öffnet die Haustür und tritt auf eine kleine Holzveranda hinaus. Es ist fünf Uhr in der Früh, über dem Horizont im Osten liegt das helle Band der Dämmerung. Es duftet nach Blumen und Gras, es ist das Ende eines warmen, aber nassen Augustmonats. Das wird ein schöner Tag heute. Darüber freut sie sich. Es gibt so vieles, worüber sie sich freuen kann. In ihrem Leben gibt es keine Gefahren, nicht hier, nicht dort.
    Die Frau fröstelt, als wäre von Norden Wind aufgekommen. Hinter ihr knurrt Laika. Die Frau macht einen Schritt weiter auf die hölzerne Veranda und glaubt, in der westlichen Gartenecke eine Bewegung zwischen den Ahornbäumen zu sehen, einen huschenden Schatten. Wieder fröstelt sie. Es ist der Wind, es war der Wind, der die Äste bewegt hat. Sie reichen fast bis zur Erde. Laika ist verstummt.
    Der Hund ist ihr nicht nach draußen gefolgt.
    Es ist das erste Mal, dass Laika trotz geöffneter Tür freiwillig im Haus bleibt, denkt sie.
    Die Dunkelheit lichtet sich. Mit jeder Sekunde wird es heller.
    Die Frau geht die drei Stufen zum Schotterweg hinunter, weiter zur Pforte und zum Briefkasten. Fünfundzwanzig Schritte sind es bis dorthin. Sie öffnet den Briefkastendeckel. Keine Zeitung. Laika bellt wieder, und sie dreht sich um. Der Hund ist nirgends zu sehen, er scheint immer noch in der Diele zu sein. Das Bellen klingt gedämpft. Jetzt verstummt es. Plötzlich ist es ganz still, still in der Idylle, in der sie lebt. Und sie fröstelt, als stände sie mitten im kalten Wind. Sie hat Angst. Was ist das, denkt sie. Was ist mit mir los? Hier gibt es keine Gefahr. Hier bin ich zu Hause.
    *
    Ein Mann sitzt in der Küche. Es ist ihr Mann. Er trägt auch einen Morgenmantel, seiner ist rot und schwarz, ihrer ist weiß und blau. Er reibt sich die Augen und schaut auf.
    »Keine Zeitung, Rita?«
    »Nein, der Zeitungsbote hat sich wohl verspätet.«
    »Wenn er überhaupt kommt. Ist vielleicht schon auf dem Weg in die Schären, um ein letztes Bad zu nehmen.«
    »Um fünf Uhr morgens?«
    »Man muss früh da sein, um einen guten Platz zu ergattern. Um sieben werden die Russen mit dem Helikopter eingeflogen. Die breiten ihre Badelaken auf den Klippen aus, um ihre Plätze zu markieren.«
    »Wie am Hotelpool.«
    »Genau.«
    »Hast du Laika gehört?«
    »Hab ich. Vermutlich bin ich von ihrem Gebell aufgewacht.«
    »Irgendetwas hat sie erschreckt, Peter.«
    »Alles erschreckt sie.«
    »Aber sonst steht sie nicht an der Tür und bellt.«
    »Auf der Straße ist wohl jemand vorbeigegangen.«
    »Bis zur Straße sind es zwanzig Meter.«
    »Hunde haben ein gutes Gehör.«
    »Ich mein das ernst. Du weißt genau, dass Laika fast taub ist.«
    »Was meinst du ernst, Liebling?«
    »Ich weiß nicht.« Sie schiebt eine Locke hinter das Ohr. »Da draußen war es plötzlich so kalt.«
    Er löffelt Pulverkaffee in zwei Tassen, gießt ein wenig warme Milch darauf und dann heißes Wasser aus dem Wasserkocher.
    Sie schaut aus dem Fenster. Die Sonne bricht durch das Laubwerk, alles glitzert.
    »So schöne Tage hat es in diesem Sommer nicht viele gegeben.«
    »Es ist noch nicht Tag. Das Wetter kann sich noch ändern.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du aus Västerås stammst.«
    »Västerås?«
    »Der Quengelgürtel Schwedens. Ein Västeråser trifft
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