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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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seiner Herkunft lösen.«
    »Oder sie schickt ihn gleich auf eine neue Mission.« Zach dachte kurz nach und grinste dann. »Vielleicht möchte sie, dass er sie mit dem Entersäbel aus der Vitrine befreit.«
    »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen«, sagte Poppy nur halb im Scherz. »Komm.«
    Sie erreichten Poppys Zimmer in dem Moment, als Alice mit dem Rucksack über der Schulter herauskam.
    »Bis morgen«, sagte sie und drückte sich an ihnen vorbei. Glücklich sah sie nicht aus, doch Zach vermutete, dass sie nur sauer war, so früh gehen zu müssen und sie nun allein weiterspielten. Normalerweise taten Poppy und er das gar nicht, doch in letzter Zeit schien es Alice nicht recht zu passen, dass er und Poppy ab und an miteinander allein waren. Er verstand das nicht.
    Zach ging in Poppys Zimmer und legte sich auf ihren orangefarbenen Flauschteppich. Da sie das Zimmer früher mit ihrer Schwester geteilt hatte, lag noch überall deren Kleidung herum, aus der sie herausgewachsen war – neben einer Sammlung alter Schminkutensilien und einigen Heften, in die sie Gedichte geschrieben hatte. Auf einem Wandbrett saßen die alten Barbies von Poppys Schwester und warteten darauf, dass Poppy sich ihrer geschmolzenen Arme und abgeschnittenen Haare annahm. Die anderen Regale quollen vor Fantasy-Taschenbüchern und Leihbüchereiexemplaren über, in denen es um griechische Mythologie, Meerjungfrauen und lokale Spukgeschichten ging. An den Wänden hingen Poster von Doctor Who , einer Katze mit einer Melone auf dem Kopf und eine riesige Karte von Narnia . Zach erwog, eine Karte ihrer Königreiche anzulegen – mit sämtlichen Meeren, Inseln und einfach allem –, und fragte sich, wo er ein passend großes Stück Papier bekommen könnte.
    »Glaubst du, William mag Lady Jaye?«, fragte Poppy und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Durch ein Loch in der alten Jeans ihrer Schwester konnte er die rosige Haut ihres Knies sehen. »Ich meine, so richtig?«
    Zach setzte sich hin. »Was?«
    »William und Lady Jaye«, wiederholte sie. »Sie sind jetzt schon eine Weile zusammen unterwegs, nicht wahr? Also muss er sie doch gern haben.«
    »Natürlich mag er sie«, erwiderte Zach und runzelte die Stirn. Er zog seinen abgewetzten Armeematchsack zu sich rüber und stopfte William hinein.
    »Aber, meinst du, er würde sie heiraten ?«, fragte Poppy.
    Zach antwortete nicht gleich. Sie diskutierten oft darüber, wie sich die Figuren fühlten, und die Frage war wirklich nicht schwer zu beantworten. Doch etwas in Poppys Stimme ließ ihn vermuten, dass mehr dahintersteckte. »Er ist Pirat. Piraten heiraten nicht. Aber, na ja, wenn er kein Pirat wäre und sie keine verrückte Kleptomanin, wäre es nicht ausgeschlossen.«
    Poppy seufzte, als wäre das die schlechteste Antwort aller Zeiten, doch dann ließ sie es gut sein und wechselte das Thema.
    Danach plauderten die beiden noch eine Weile darüber, dass Zach am nächsten Tag nicht zum Spielen kommen würde, weil er Basketballtraining hatte, diskutierten, ob jemals Aliens auf der Erde landen würden, und wenn ja, ob sie in friedlicher Absicht kämen (was sie beide nicht glaubten), und wer von ihnen bei einem Zombieaufstand besser wegkäme – keiner, weil Zach mit seinen längeren Beinen schneller weglaufen und Poppy sich besser verstecken konnte, weil sie so klein war.
    Auf dem Weg zur Haustür blieb Zach noch einmal stehen, um die Königin anzusehen. Ihr blasses Gesicht lag im Schatten, doch er hatte das Gefühl, dass sich ihre geschlossenen Lider ein wenig gehoben hatten. Während er sie betrachtete und überlegte, ob er sich das nur einbildete, flatterten ihre Wimpern ganz kurz – als habe sie eine Brise gestreift.
    Oder als schliefe sie und würde gleich aufwachen.

Zweites Kapitel
    Zachary wollte gerade zur Schule aufbrechen, als sein Vater von der Arbeit zurückkam. Er stank nach Fett und humpelte stark. Das Restaurant, in dem er arbeitete, schloss um drei Uhr morgens, doch danach mussten noch die Bestände überprüft und neue bestellt werden. Anschließend aßen noch alle Beschäftigten zusammen, sodass er an den meisten Tagen erst sehr spät nach Hause kam. Heute hatte er offensichtlich zudem Schmerzen.
    »Schreckliche Blasen«, knurrte sein Vater als Erklärung. Er war groß und kräftig, seine kurzen, ungezähmten schwarzen Locken waren kohlschwarz wie Zachs, der auch seine meerblauen Augen geerbt hatte. Seine Nase war bereits zwei Mal gebrochen gewesen. »Und dann habe ich Idiot mich
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