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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition)
Autoren: Catherine Tarley
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zwischen jedem Säulenpaar herabhingen und die Kolonnaden in weiches Licht tauchten.
    Sie fühlte sich gedemütigt und enttäuscht. Aber was hatte sie sich von einem solchen Abend denn erwartet? Dianes Absicht, sie wieder zu verheiraten, war allzu offensichtlich. Ihre Schwester folgte blind dem gesellschaftlichen Leitmotiv, nur Ehefrauenwären ehrbar. Antonia nahm sich die Freiheit, diese Auffassung nicht zu teilen. Sie fühlte sich Henrys Angedenken und Legacy verpflichtet, im Übrigen wollte sie nach ihren eigenen Vorstellungen leben. Was also hatte sie mit diesen Leuten hier zu schaffen? Sie sollte sich besser um ihre Plantage kümmern, bevor alle Felder verwilderten und das ganze Anwesen verfiel. Ja, es war höchste Zeit, dass sie nach Hause zurückkehrte.
    Sie hörte, wie die Fenstertür ins Schloss fiel, und wandte sich um. Reed war ihr nach draußen gefolgt. Er entzündete eine Zigarre und schritt rauchend durch den Säulengang. Als er zu ihrem Sessel kam, blieb er stehen und sah mit unbestimmtem Lächeln auf sie herab. Hier draußen, fand sie, wirkten seine Augen völlig farblos.
    »Ich schätze, Madam, ich habe Sie durch meine Offenheit verletzt.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.«
    »Ich wollte Ihnen auch nur sagen, dass Henry es verstanden hätte.« Nachlässig warf er die Zigarre in eine Steinvase und lehnte sich an eine Säule. »Ich denke, er hätte es gutgeheißen, wenn ich für Sie sorge. Weil ich sein Freund war.«
    »Dass Henry und Sie befreundet waren, heißt nicht, dass ich Ihre Frau sein möchte.«
    Er bedachte eine Weile, was sie gesagt hatte. »Sie wissen, dass ich Ihre kleine Plantage retten könnte.«
    »Wollen Sie mich kaufen, Mr. Reed, zusammen mit meinem Land?«
    »So würde ich es nicht nennen. Sagen wir einfach, ich möchte Ihnen die Möglichkeit geben, Legacy in einen Garten Eden zu verwandeln. Ihr ganz privates Paradies auf Erden, wie wäre das? Sie könnten Ihre und Henrys Ideen verwirklichen, den schönen Traum von Gleichheit und Brüderlichkeit. Wenigstens auf ein paar Morgen Land ginge Ihre Vision in Erfüllung, das ›kleine Modell‹ einer besseren Welt …«
    »Hören Sie auf !«, rief sie ungehalten und stand auf, damit ernicht länger auf sie herabsehen konnte. »Sie behaupten, Henrys Freund zu sein, warum verspotten Sie dann seine Ideale? Sind Ihre so viel besser?«
    »Ich fürchte, ich habe gar keine.«
    »Wie zynisch Sie reden! Und Sie glauben, Sie könnten mir Henry ersetzen?«
    »Ihn ersetzen?« Er lachte. »Ich kann viel mehr als das!« Plötzlich fasste er sie beim Arm. »Kommen Sie, gehen wir ein paar Schritte, es ist ein so schöner Abend.« Ein sonderbarer Ton schwang in seiner Stimme. Antonia wich zurück. Auf keinen Fall wollte sie länger mit ihm allein hier draußen bleiben.
    »Ich fürchte, der Tau würde meine Schuhe verderben«, sagte sie und glitt rasch an ihm vorbei zum Eingang. »Adieu, Mr. Reed.«
    Am anderen Morgen war ihr Entschluss gefasst: Sie würde ihre Zelte in Charles Town abbrechen und nach Legacy zurückkehren. Auch wenn es schlecht um die Plantage stand, ihre Pächter fortgezogen, die Landarbeiter geflohen waren: Wenn sie Legacy behalten wollte, durfte sie nicht länger untätig darauf warten, dass ein Wunder geschah.
    Für die Rückfahrt in die Stadt stellte Diane ihr eine leichte Chaise zur Verfügung; das Gepäck würde man ihr später zusammen mit ihrem Hausrat aus Charles Town nachsenden. Die Schwestern hatten sich gerade in der Halle voneinander verabschiedet, als ein livrierter Haussklave kam und Antonia bat, ihm zum Arbeitszimmer ihres Schwagers zu folgen.
    Hocksley stand an seinem Schreibtisch auf, begrüßte sie förmlich und bot ihr einen Platz an. Er selbst zog es vor, während ihrer Unterredung zu stehen. »Schön, dass wir vor Ihrer Heimreise Gelegenheit haben, unter vier Augen miteinander zu sprechen«, begann er. »Sie wissen hoffentlich, wie sehr es mir am Herzen liegt, Ihnen meine Hilfe anzubieten, jetzt, da Sie alleine zurechtkommen müssen.«
    »Danke, Theodore, aber ich traue mir zu, die Verwaltung von Legacy selbst in die Hand zu nehmen.«
    »Tatsächlich? Die meisten Anbauflächen Legacys liegen seit Jahren brach. Die Felder wieder instand zu setzen, ist ein aufwendiges Unterfangen.«
    »Aufwendig, ja, aber nicht unmöglich.«
    »Nun gut. Doch wie soll es weitergehen? Die Bewirtschaftung eines solchen Anwesens erfordert mehr als die Erfahrung eines einfachen Farmers – über die Sie im Übrigen nicht
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