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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition)
Autoren: Catherine Tarley
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Steilufer des Plains River gerodet, so wurde der dritte Robert Bell, Antonias Vater, einer der erfolgreichsten Pflanzer des Lowcountry. Er arrondierte das Farmland zwischen Cooper und Plains River zu einem stattlichen Besitz und wurde durch die Erträge seiner Reis- und Indigoplantagen ein reicher und geachteter Mann. Der Erfolg jedoch war überschattet von persönlichem Leid. Seine Frau Catherine und die beiden Söhne starben 1753 an Pocken. Um seine kleinen Töchter Diane und Lydia nicht mutterlos aufwachsen zu lassen, heiratete er wieder, aber auch seine zweite Frau Adela starb nach Antonias Geburt 1755 im Kindbett.
    Robert Bells älteste Tochter Diane heiratete den ehrgeizigen Theodore Hocksley, Bells Kommissionär und späterer Stellvertreter. Als Bell 1773 einem Lungenleiden erlag, erbte Diane den gesamten Grundbesitz. Nun war Hocksley der Herr auf Prospero Hill. Bells zweite Tochter Lydia erbte das Elternhaus ihrer Mutter in Charles Town, Lyndon House, mit den dazugehörigen Gärten im Marschland westlich des Cooper River. Die Pachten für das Gartenland ermöglichten Lydia einen großzügigen Lebensstil. Selbstverständlich erwarben die Schwestern auch die Sklaven, die auf den Besitzungen lebten.
    Antonia, die Jüngste, bekam als Vermächtnis ihres Vaters eine kleine Reis- und Indigopflanzung am Plains River. Antonia und ihr Mann Henry Lorimer gaben der Plantage den Namen Legacy.
    Zu Ehren von Antonias Geburtstag hatte ihre Schwester Diane am letzten Tag des August 1781 auf Prospero Hill eine Dinnerparty gegeben. Es waren Leute ihres gesellschaftlichen Ranges gekommen, Bekannte der Bells und der Hocksleys. Durch den Krieg sah man bei gesellschaftlichen Anlässen immer auch Offiziere. So hatte Diane an diesem Abend einen Captain der South Carolina Militia eingeladen, Algernon Reed, einen vermögendenJunggesellen von Anfang dreißig, dem eine Plantage am Ashley River gehörte. Antonia war ihm bisher noch nicht persönlich begegnet. Doch ihr verstorbener Mann Henry Lorimer war mit ihm befreundet gewesen und auf Reeds Drängen in die Miliz eingetreten. Die letzten Monate seines Lebens hatte Henry meist in Reeds Gesellschaft verbracht. Nach allem, was Antonia zu Ohren gekommen war, hatten die Freunde sich die Zeit zwischen ihren militärischen Einsätzen an den Spieltischen und in den Bordellen der Stadt vertrieben. Als Antonia Captain Reed vorgestellt wurde, begegnete sie ihm mit einer gewissen Skepsis.
    Reed, heimgekehrt von den letzten Rückzugsgefechten gegen die Briten in South Carolina, war der Held des Abends; er führte Antonia zu Tisch. Elegant, zuvorkommend, ein feiner Mann mit tizianroten Locken und einer rhetorischen Begabung, gelang es ihm, alle brillant zu unterhalten, ohne seine Tischdame dabei zu vernachlässigen. Von den heimatliebenden Gästen bestürmt, schilderte er die Kämpfe der Milizen gegen die britischen Divisionen und lobte den Mut und die Unerschrockenheit seiner Leute.
    »Meine Männer haben den königlichen Truppen tapfer die Stirn geboten und ihrer Übermacht widerstanden. Und so, meine Herrschaften, ist es uns endlich gelungen, die Rotröcke aus Carolina hinauszujagen!« Er stand auf und erhob sein Glas: »Auf die siegreiche South Carolina Militia! Gott schütze Amerika, Land der Freiheit, Heimat der Tapferen!«
    »Gott schütze Amerika!«
    »Auf die Freiheit!«
    »Ja, auf die Freiheit!«, riefen die Pflanzer und ihre Damen, hingerissen von ihrem Patriotismus. Antonias Begeisterung hielt sich in Grenzen. Sie sah die selbstzufriedenen Gesichter ringsum und wunderte sich, wie diese Sklavenhalter es fertigbrachten, in Hochrufe auf die Freiheit auszubrechen, ohne dass ihnen das Wort im Halse stecken blieb. Auf einmal bemerktesie, dass ihr Schwager das Pathos der anderen nicht teilte. Er wirkte verstimmt und blickte missgünstig in Reeds Richtung. Kaum war das Gläserklingen verebbt, tönte er über den ganzen Tisch hinweg: »Bravo, Reed, Charles Town wird Sie als Helden feiern!«
    »Zu viel der Ehre, Sir«, entgegnete Reed. »Wir haben nur unsere Pflicht getan. Jetzt hat sich Lord Cornwallis mit seinen Truppen in Yorktown verschanzt, und General Washington wird ihnen mit seinen Virginiern bald den Rest geben. Für meine Männer wird es Zeit, dass sie nach Hause zu ihren Familien zurückkehren. Auch auf mich wartet viel Arbeit.«
    »Im allgemeinen Siegestaumel denken Sie ans Geschäft?«, bemerkte Hocksley. »Aber wen wundert’s, dass ein Mann, dem weder Frau noch Kinder am Herzen
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