Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Pinabriefe

Titel: Die Pinabriefe
Autoren: Martin Baltscheit
Vom Netzwerk:
besser nur um seine Heizung! Aber vielleicht weint das Mädchen dann wieder ... und er wäre ein herzloser Klotz! Und das stimmt dann überhaupt nicht mehr!

    Franz räuspert sich und liest langsam weiter:

    ...aber ich muss dir leider sagen, dass meine Reise noch einige Wochen dauern wird. Wir haben hier nämlich Schwierigkeiten mit den Maschinen. Weißt du, die Wärmemaschinen. Sie laufen nicht mehr richtig, und ich muss jetzt dafür sorgen, dass sie wieder funktionieren, damit es im Winter schön warm wird.
    Und sobald meine Arbeit hier getan ist, melde ich
mich wieder. Ich habe dich lieb!
Gruß, dein Papa.

    »Ha!«, ruft Henrietta, »wusste ich es doch! Er ist nur verreist!« Henrietta nimmt den Brief und läuft davon. Franz hält noch den Umschlag in der Hand und sieht ihr nach, wie sie in den Hausflur verschwindet.
       »Hmm«, brummt er, setzt sich wieder und pfeift durch eine seiner Düsen.

5. KAPITEL VON EINER WÜTENDEN MAMA UND EINER EINS-A-VERSÖHNUNG

    » Mama ! Stell dir vor, Papa repariert Wärmemaschinen, und wenn die wieder funktionieren, kommt er zurück!«
       Henriettas Mama wuchtet die schweren Einkaufstaschen auf den Küchentisch . Sie ist müde und schimpft, dass fünf Etagen ohne Aufzug ein Verbrechen seien. Henrietta will ihr den Brief von Papa zeigen, doch bevor sie noch etwas sagen kann, unterbricht Mama:
       »Warte, warte, ich hab was für dich! Hier, das lag heute morgen vor der Tür.«
       Henrietta erkennt den großen roten Umschlag. Es ist ein neuer Pinabrief!
       »Hast du eine Ahnung , von wem der ist?«
       »Na klar, der ist von Pina!«, antwortet sie stolz. »Du musst ihn vorlesen!«
       Mama setzt sich, öffnet den Umschlag und entfaltet ein kariertes Blatt Papier.
       »Ein Brief von Pina?« Henrietta setzt sich au f ihren Schoß. Die eine Hälfte des Blattes ist beschrieben, auf der anderen Hälfte gibt es eine Zeichnung.

    Henriettas Mama wundert sich sehr über den Brief und betrachtet mit ihrer Tochter die Zeichnung.
       »Die Flöte sieht aus wie eines der Heizungsrohre im Keller!«
       »Toll, wie die Pina zeichnet!«
       »Die Pina?! Wo ist denn die Pina, ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen!«
       Jetzt ist es passiert. Henrietta weiß nicht, was sie sagen soll, und denkt nach. Was hat Papa immer gesagt: »Besser die ganze Wahrheit als eine halbe Lüge.« Also gut , Henrietta läuft in ihr Zimmer und holt die anderen Briefe.
       Inzwischen entdeckt ihre Mama den Brief von Henriettas Vater. Sie nimmt ihn vorsichtig in die Hände und liest.

    Liebe Mucki,
    es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich muss dir leider sagen, dass ...

    Henrietta kommt zurück.
    »Hier sind sie! Alle Pinabriefe!«
       »Warte mal Mucki, der Brief von Papa! Was, hast du gesagt, hat er geschrieben?«
       »Na, das mit den Wärmemaschinen, und dass er bald zurückkommt!«
       »Hat dir das jemand vorgelesen? Die Nachbarin?!«
       Henriettas Mama ist sehr aufgeregt. Henrietta fühlt sich, als müsse sie ein Geheimnis verraten, und antwortet sehr leise:
       »Der Franz hat vorgelesen!«
       »Der Franz? Und der hat das mit den Wärmedingsda gesagt, und dass Papa zurückkommt?«
       Henrietta zuckt mit den Schultern.
       »Aber Mucki, das steht hier ...!«
       Und dann versteckt Henriettas Mama ihre Augen hinter den Händen und seufzt ein bisschen. Ein bisschen zu viel für Henriettas Geschmack. Sie geht zu ihr und umarmt ihre Mama.
       »Sei nicht traurig! Die Pina wird ihn schon finden.«
       Aber Henriettas Mama ist gar nicht traurig...
       »Lass mich in Ruhe! Was ist denn das überhaupt mit der Puppe? Wo ist die Pina? Das war ein Geschenk von Oma!«
       Henrietta schweigt.
       »Geh in dein Zimmer!«, befiehlt die Mama, und Henrietta geht. Sie kullert auf das Bett und vergräbt ihren Kopf in das Kissen. Großer Kummer!
       Mama sitzt in der Küche, denkt an Henriettas Vater und hat auch großen Kummer.
       Und was machen zwei mit großem Kummer? Sie tun sich zusammen, dann wird der Kummer kleiner. Das ist ein Naturgesetz! Wichtig dabei ist nur, dass einer damit anfängt, sonst passiert nämlich gar nichts!

 

Es klopft an Henriettas Tür.
       »Mucki?« Keine Antwort . Die Mama kommt herein und setzt sich auf die Bettkante. Erst will Henrietta sich gar nicht anfassen lassen, aber dann streichelt Mama ihr den Rücken, und nach einigen Minuten liegen sie sich in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher