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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London
Autoren: Daniel Defoe
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in der sie gelebt hatten, bemühte sich, den Fall 5

    nach Kräften zu vertuschen, aber er war bereits im Gerede der Nachbarschaft erörtert worden, und so bekam das Ministerium Kenntnis davon. Man ließ es sich angelegen sein, Nachforschungen anzustellen, und um sicher zu gehen, beauftragte man zwei Ärzte und einen Feldscher, sich in das Haus zu begeben und eine Untersuchung vorzunehmen.
    Das taten diese, und da sie an beiden Leichnamen unwider-legliche Anzeichen der Krankheit feststellten, erklärten sie öffentlich als ihren Befund, daß die zwei an der Pest verschieden seien. Worauf es dem Sprengelschreiber übermittelt wurde, und der gab es wiederum an das Rathaus weiter, und es wurde im wöchentlichen Auszug aus dem Sterberegister bekanntge-geben, und zwar in der üblichen Form, nämlich:

    Pest: 2. Sprengel betroffen: 1.

    Die Leute zeigten sich gleich sehr besorgt, und man begann sich in der ganzen Stadt ernste Gedanken zu machen, um so mehr, als in der letzten Dezemberwoche 1664 in dem gleichen Hause wieder ein Mann starb, und wieder an der gleichen Erkrankung. Als dann allerdings in den nächsten sechs Wochen niemand mit irgendwelchen Anzeichen von Ansteckung starb, nahmen wir es wieder leichter, und es hieß schon, das Unheil sei vorbei. Aber dann, ich glaube, es war um den 12. Februar, starb wieder jemand, in einem anderen Hause, aber im gleichen Sprengel und auf die nämliche Art.
    Dies lenkte die Aufmerksamkeit der Leute stärker auf jenen Stadtteil, und als die wöchentlichen Sterberegisterauszüge eine ungewöhnliche Zunahme der Beerdigungen im St. Giles Pfarrsprengel auswiesen, erhob sich der Verdacht, daß die Menschen in jenem Stadtteil von der Pest heimgesucht seien, daß bereits viele daran gestorben seien und daß man es nur verstanden habe, dies tunlichst der allgemeinen Kenntnis zu entziehen. Solche Gedanken gingen recht rege in den Köpfen 6

    der Leute um, und kaum einer wagte noch durch Drury Lane oder eine andere der beargwöhnten Straßen zu gehen, wenn nicht ein Geschäft von außerordentlicher Dringlichkeit ihn dazu nötigte.
    Mit den wachsenden Zahlen auf den Sterberegisterauszügen verhielt es sich so: Die gewöhnliche Anzahl von Begräbnissen in der Woche betrug für die Pfarrsprengel St. Giles in den Feldern und St. Andrew in Holborn zwischen je zwölf und siebzehn oder neunzehn, mit geringen Schwankungen; aber seit dem ersten Auftreten von Pestfällen im St. Giles Pfarrsprengel ließ sich eine beträchtliche Zunahme der einfachen Beerdigungen beobachten. Zum Beispiel:

    Vom 27. Dezember bis 3. Januar
    St. Giles
    16

    St. Andrews 17
    Vom 3. Januar bis 10. Januar
    St. Giles
    12

    St. Andrews 25
    Vom 10. Januar bis 17. Januar
    St. Giles
    18

    St. Andrews 18
    Vom 17. Januar bis 24. Januar
    St. Giles
    23

    St. Andrews 16
    Vom 24. Januar bis 31. Januar
    St. Giles
    24

    St. Andrews 15
    Vom 31. Januar bis 7. Februar
    St. Giles
    21

    St. Andrews 23
    Vom 7. Februar bis 14. Februar
    St. Giles
    24
    wovon einer an der Pest

    Das gleiche Anwachsen der Sterbefälle wurde in der Pfarre St. Bride, die an den Holborn Sprengel auf der einen Seite angrenzt, und in St. James, Clerkenwell, der Nachbarpfarre zu Holborn auf der anderen Seite, festgestellt. In beiden Pfarren 7

    betrug die gewöhnliche Anzahl von Sterbefällen wöchentlich zwischen vier und sechs oder acht, während sie dann in folgender Weise zunahm:

    Vom 20. Dezember bis 27. Dezember
    St. Bride
    0

    St. James 8
    Vom 27. Dezember bis 3. Januar
    St. Bride
    6

    St. James 9
    Vom 3. Januar bis 10. Januar
    St. Bride
    11

    St. James 7
    Vom 10. Januar bis 17. Januar
    St. Bride
    12

    St. James 9
    Vom 17. Januar bis 24. Januar
    St. Bride
    9

    St. James 15
    Vom 24. Januar bis 31. Januar
    St. Bride
    8

    St. James 12
    Vom 31. Januar bis 7. Februar
    St. Bride
    13

    St. James 5
    Vom 7. Februar bis 14. Februar
    St. Bride
    12

    St. James 6

    Zudem wurde von der Bevölkerung mit großer Unruhe vermerkt, daß in diesen Wochen die Zahlen auf dem Gesamttoten-register stark anstiegen, obwohl doch sonst zu dieser Jahreszeit die Todesfälle gar nicht besonders zahlreich waren.
    Die gewöhnliche Anzahl von Beerdigungen, wie sie auf dem Sterberegister erschien, war pro Woche etwa 240 oder etwas mehr, bis etwa 300, was schon als recht hoch galt. Aber dann sahen wir die Zahlen beständig ansteigen, nämlich folgendermaßen:

    8

    Beerdigt

    Zunahme
    20. bis 27. Dezember
    291
    –
    27. Dezember bis 3. Januar
    349
    58
    3. bis 10. Januar
    394
    45
    10. bis 17.
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