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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London
Autoren: Daniel Defoe
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Plague Year« berichtet er jedoch als erwachsener und urteilsfähiger Mann in reiferen Jahren – konnte er auf Erinnerungen als vier- oder fünfjähriges Kind zurückgreifen?
    Daniel Foe, der sich auch D. Foe, De Foe oder Defoe nannte, war im Alter von 35 Jahren königlicher Lotterie-Einnehmer.
    Eine wechselvolle Laufbahn als Kaufmann führte ihn auf Reisen vermutlich durch weite Gebiete Europas, vielleicht auch bis Nordafrika und Kleinasien. 1701 erlebte er, der vom Wohl-leben des reichen Kaufmanns bis zur Schande des Bankrotteurs 317

    bereits alles erfahren hatte, einen ersten Erfolg als Schriftstel-ler. Die satirischen Knittelverse »The True-Born Englishman«
    brachten ihm Anerkennung, aber auch Verfolgung ein, das 1702 erschienene Werk »The Shortest Way with the Dissen-ters« dreimal an den Pranger und ins Gefängnis. Der wechselvolle Lebenslauf war damit noch nicht zu Ende.
    Im Zeitalter des Puritanismus war freudvolle Unterhaltung verpönt, an ihre Stelle hatte Erbauung zu treten. Die bekannte-sten Werke Defoes zeigen es, auch seine größten: »The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner« und »The Fortunes and Misfortunes of the Famous Moll Flanders«. Beide sind – wie all seine Schriften –
    belehrend und erbaulich, aufgelockert durch großartige erzählende Abschnitte, die seinen Ruhm festigten. 1722, im Erschei-nungsjahr des »Journal of the Plague Year« war sein Ruf bereits fest begründet, seine Jahre als politischer Journalist unter wechselnden parteipolitischen Vorzeichen bereits Ver-gangenheit. Trotzdem – oder besser: deshalb – erschien das
    »Journal« unter sorgsam gewahrter Anonymität.
    Äußerer Anlaß für das Erscheinen waren Meldungen einer neuerlichen Pestepidemie, die 1720/21 von Marseille ausgehend über Amsterdam 1722 auch London zu erreichen drohte.
    Im März 1722 ließ Defoe das »Journal« erscheinen, vor den Sommermonaten, die jeweils die Höhepunkte der Epidemien waren. Interesse und Verkaufsmöglichkeiten waren somit am größten – alles wohlberechnet.
    Wohlberechnet? Man glaubt es nicht bei der Lektüre der
    »Pest zu London«. Zu tief ist die Betroffenheit Defoes über die Ereignisse von 1665, zu tief sein Blick in die Massengräber, in die Leichengruben. Man kennt einen Teil der Quellen, die der Autor zu seinen Schilderungen benützte, man kann daraus ersehen, daß er jahrelang Material – auch mündliche Überliefe-rungen – gesammelt hat. Es ist unwahrscheinlich, daß sich das äußerst umfangreiche Material erst im Moment der Nieder-318

    schrift zu dieser großangelegten Gesamtschau der Ereignisse des Sommers 1665 geformt hat, auch bei aller Berücksichti-gung der Schnelligkeit des Schreibens und der intuitiven Nervosität der Gedankenführung, die aus dem »Journal«
    spricht. Der Druck des Unheimlichen, Heimtückischen, Unbe-greiflichen, das er als Kind, um nicht zu sagen, fast als Kleinkind, erlebt und erkannt hatte, hat ihn wohl sein ganzes Leben nicht verlassen. Ein äußerer Anlaß hat dann die Ausformung des im Innern bereits Verarbeiteten verursacht. Wohldurch-dachter Aufbau, Verweise auf Späteres, Rückgriffe auf bereits Vorgetragenes, Unterbrechungen und Wiederaufnehmen von Gedankensträngen heben das Werk weit über den Journalismus hinaus. Die Anschaulichkeit des Erzählens beginnt bereits am Anfang beim Pesttod der beiden Franzosen in ihrem Logis
    »Long Acre, oder richtiger am oberen Ende von Drury Lane« –
    als wäre Defoe selbst dorthin gepilgert, zum oberen Ende von Drury Lane, um das Logis in Augenschein zu nehmen. Und seine Glaubwürdigkeit erhöht er selbst immer wieder durch eingestreute Einschränkungen, wie: »So hat man mir berichtet.«
    Und wie äußert sich die puritanische Forderung nach Didak-tik, wie die Lehre, die er vermitteln wollte? Bei allem Lob, das er den Londoner Behörden ob ihrer Ausdauer in der Gefahr und der offenbar unkorrupten Verteilung der reich einlaufen-den Spenden an die Ärmsten der Armen, die Arbeits- und Einkommenslosen, zollt, so scharf kritisiert er die in seinen Augen überflüssigen, wirkungslosen und grausamen Anordnungen, die von der Pest betroffenen Häuser zu verschließen und die Einwohner darin einzusperren. Die bessere Vorsorge für ein neues Unheil im Sommer 1722 war der Anlaß für das Erscheinen des »Journal of the Plague Year«.
    Daniel Defoe starb am 26. April 1731 und hat ein äußerst umfangreiches Werk hinterlassen. Weltberühmt ist sein »Robinson
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