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Die Nacht der Haendler

Die Nacht der Haendler

Titel: Die Nacht der Haendler
Autoren: Gert Heidenreich
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brennenden Schweiß in den Augen vergessen ließ, das ihn vergessen ließ, dass er Hunger hatte, und das ihn ein Stückchen über den Boden hob, so als müsse er seine Füße nach unten strecken, um den Teer der Straße überhaupt noch zu berühren. Ein Gefühl, das ganz und gar neu für ihn war, und von dem er sich wünschte, er möge es nie wieder verlieren. Zum ersten Mal in seinem Leben war er glücklich.

Nachwort
    ICH HABE DIESEN ROMAN in den Jahren 1992 und 1993 verfasst, ohne zu ahnen, dass die hier erzählte Utopie, wie so manche Utopie vor ihr, von der Wirklichkeit eingeholt werden würde. Ich bin kein Ökonom, sondern Schriftsteller, verstehe also nur etwas von Liebe und Tod. Bei der Vorstellung, immense Geldsummen könnten einfach gelöscht werden, wurde mir der virtuelle Charakter des Geldes überhaupt erst bewusst. Dass dieses Buch von einem utopischen Roman zu einer Parabel auf die Gegenwart wurde, hat mit der Konfusion zu tun, die unsere Geldmärkte derzeit ergriffen hat. Die gierigen Gauner, kriminellen Spekulanten und amoralischen Damen und Herren in den Chefetagen von Großbanken und Aktiengesellschaften haben Welt und Scheinwelt nicht mehr unterschieden. Sie sind die ersten und prominentesten Täter/Opfer einer Gegenwart, in der Virtualität und Realität durcheinander geraten sind. Sie haben mit echtem Geld, das ihnen geliehen war, so gespielt, wie andere im Computer virtuell Krieg spielen, und mit diesem Verbrechen die Welt in eine schwere Lebenskrise gestürzt. Die Konfusion von Wirklichkeit und Scheinwelt ist das zentrale Motiv meines Romans. Ich fürchte, es wird das bedrückende Hauptthema unserer Zukunft sein. Die Gedichtzeilen auf S. 234 stammen aus den »Cantares Gallegos« der galizischen Poetin Rosalia de Castro (1837– 1855). Die Anagramme der Namen von Robespierre (Boris Reeper), Saint Just (Jatsu Tsin), Danton (Jakob von Tonnda), Jacques le Fataliste (Hans Stieftaal), sind Verweise – auf eine Ideengeschichte, deren Erben wir sind und bleiben; Verweise auf die Verwandlung menschenfreundlicher Einsichten in menschenfeindliche Ideologien.
    G. H.
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