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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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Limousine hinaustrugen. »Das Portaphon behalte ich vorläufig hier«, sagte Judd. »Den anderen Koffer könnten Sie bitte schon mitnehmen.« Merlin nickte. Eddie warf Judd einen Blick zu. »Ich mache mir Sorgen wegen der Suite oben, Boß. Ich finde, Sie sollten lieber gleich mit uns zum Flughafen kommen, falls sich jemand an der Unordnung stört.«
    »Ich werde hier zwölf Millionen Dollar investieren«, beruhigte ihn Judd. »Da gibt es keine Probleme mit unserer Suite. Der Unterstaatssekretär hat sich über die vier neuen Adria Clubs und das neue Hotel sehr gefreut.« »Vielleicht ist er für den Inhalt der Schränke nicht zuständig.« Eddie schien immer noch nervös zu sein. »Vielleicht ist das eine andere Abteilung.«
    »Hier gibt es nur eine Abteilung«, gr inste Judd, »und das ist die Partei. Die hat hier das Sagen. Warum wohl hat sich Frau Dr. Zabiski so prompt wieder gemeldet? Man hat ihr gesagt, sie solle mit mir verhandeln.
    Nein, ich mache mir überhaupt keine Sorgen.« Er hatte die Drehtür die ganze Zeit über im Auge behalten. »Da kommt sie«, sagte er fröhlich. »Ich treffe euch dann im Flugzeug.« Damit ließ er Eddie und Merlin zurück und ging zum Eingang, um seinen Gast zu begrüßen. Hinter der Ärztin trat eine schlanke junge Frau, die eine mißlungene Kopie eines Chanelkostüms trug, durch die Drehtür. Aber selbst dieses bescheidene Kleidungsstück konnte den vollendeten Körper darunter nicht gänzlich verhüllen. Crane mußte daran denken, was Eddie gesagt hatte -in Jugoslawien gab es wirklich erstklassige Frauen.
    3
    Sobald der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte, kam die kleine Ärztin zur Sache. »Frau Dr. Ivancich ist seit zwei Jahren meine wichtigste Assistentin. Davor war sie jeweils zwei Jahre lang Assistenzprofessorin für Gerontologie an der Akademie der Wissenschaften in Georgien und Dozentin für Geriatrie an der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Ihr Examen hat sie an der Medizinischen Fakultät der Columbia -Universität in New York abgelegt, und danach hat sie mit einem Forschungsstipendium zwei Jahre lang am National Institute on Aging in Baltimore gearbeitet.« Judd warf der jungen Frau einen höflichen Blick zu. »Ich bin sehr beeindruckt. Frau Dr. Ivancich hat viel erreicht, wenn man bedenkt, wie jung sie noch ist.«
    Das Englisch der jungen Wissenschaftlerin klang amerikanisch. »So jung bin ich nun auch wieder nicht, Mr. Crane«, sagte sie leise. »Ich bin dreißig.« »Aber dann sind Sie doch jung«, lächelte Judd. Der Kellner brachte die Suppe. Judd wartete, bis sie wieder allein waren, ehe er fortfuhr. »Sie haben mir zu verstehen gegeben, Sie hätten noch einmal über unser Gespräch nachgedacht, Frau Dr. Zabiski?«
    Die Ärztin nickte. »Wenn Sie an meiner Behandlung wirklich interessiert sind, könnten wir möglicherweise die Zeit, die Sie bei uns verbringen müssen, erheblich verkürzen.« »Und wie?«
    »Wir könnten Frau Dr. Ivancich freistellen. Dann hätte sie hinreichend Zeit, Sie zu betreuen und die vorbereitenden Untersuchungen ambulant durchzuführen.« Noch während sie sprach, schob die Ärztin ihm einen Zettel über den Tisch. Judd las ihn unauffällig. In zierlicher Bleistiftschrift stand da: »Vernichten Sie bitte diese Nachricht gleich wieder. Dr. I. ist vollkommen vertrauenswürdig. Ich persönlich bin an Ihrem Vorschlag sehr interessiert.« Judd warf der Ärztin einen Blick zu, knüllte den Zettel zu einem kleinen Papierball zusammen, steckte ihn in den Mund und schluckte ihn mit einem Löffel Suppe herunter. »Die Croutons sind wirklich sehr delikat«, bemerkte er beiläufig. Zum ersten Mal lächelt e Dr. Zabiski. Sie nickte zufrieden. »Ich reise heute abend noch ab«, erklärte Judd. »Lassen Sie es mich daher bei Gelegenheit wissen, wann Frau Dr. Ivancich Zeit für mich hat. Ich werde dann alles Weitere veranlassen.«
    »Das ist alles schon arrangiert, Mr. Crane«, sagte die Ärztin. »Frau Dr. Ivancich kann sofort abreisen. Ihre Koffer sind bei mir im Auto.«
    Judd lächelte. »Ich habe gleich gewußt, daß Sie die richtige Ärztin für mich sind, Frau Dr. Zabiski.« Dann wandte er sich an seine künftige Betreuerin. »Ich hoffe, Sie reisen gern, Frau Dr. Ivancich.« »Sehr gern, Mr. Cra-ne.«
    »Das ist gut. Wir werden nämlich viel unterwegs sein.« Er machte eine kleine Pause. »Dr. Ivancich ist ein sehr eindrucksvoller Name. Haben Sie auch einen Vornamen?« »Sofia«, sagte sie.
    »Und ich heiße Judd. Ich
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