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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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er.
    Sie starrte ihm ins Gesicht. Also hatte er sie durchschaut. Sie warf den Kopf zurück und spie ihm ins Gesicht. »Jetzt will ich es nicht mehr!« schrie sie. »Es wird ein Monstrum werden, ein Bastard wie sein Vater!«
    Mit brutaler Wucht schlug er sie. Sie stürzte zur Erde und krümmte sich vor Schmerzen.
    Einen Augenblick sah Cesare auf sie herab, dann griff er in seine Rocktasche und zog das Stilett hervor.
    Sie blickte zu ihm hoch. Furcht war in ihrem Blick.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem kalten Lächeln. »Wenn du es nicht haben willst, dann schneide es doch damit heraus.« Er warf das Stilett neben sie auf die Erde. »Es wird dich reinigen, sein Blut ist noch daran.«
    Er wandte sich ab und ging.
    Am nächsten Morgen wurde Rosa Gandolfo tot aufgefunden. Sie lag im Wald, in ihren Händen das Stilett. Viel Blut war in den Boden gesickert, und auf ihrer Haut war es schon dunkel angetrocknet.
    Zwei Tage danach hatte Cesare die Heimat verlassen, um in England eine Schule zu besuchen. Er kehrte nach Italien erst zurück, als der Krieg begann, fünf Jahre später.
    Inzwischen hatten die Gandolfos mit den zehntausend Lire, die Graf Cardinali ihnen gab, einen neuen Weinberg gekauft.
    New York. Das Taxi bremste vor dem El Morocco. Der Portier öffnete die Wagentür. Als er Cesare erkannte, lächelte er. »Ah, Graf Cardinali«, sagte er erfreut. »Guten Abend. Ich dachte schon, wir würden Sie heute nicht bei uns begrüßen können.«
    Cesare bezahlte den Fahrer, stieg aus und sah auf seine Armbanduhr. Elf Uhr dreißig. Er lächelte. Die Frau, die ihn in dem Restaurant erwartete, gehörte mit zu dem erregenden Ereignis, das ihm bevorstand.
    Zweites Kapitel
    George Baker, der Sonderbeauftrage vom FBI, löschte das Licht in seinem Dienstzimmer. Er war schon an der Tür, als er sich noch einmal umdrehte, zum Schreibtisch ging und nach dem Telefonhörer griff. Er wählte die Direktverbindung mit Captain Strang vom Polizeipräsidium. »Wie ist die Lage?« fragte er.
    Strangs Baßstimme dröhnte in der Leitung. »Es besteht kein Anlaß zur Beunruhigung. Wir haben das Gelände umstellt. Rings um das Gericht wird Platz freigehalten. Außerdem habe ich in jedem Gebäude und an allen Ecken in unmittelbarer Nähe Leute eingesetzt, die die ganze Nacht auf dem Posten bleiben und vormittags so lange, bis wir den Zeugen in den Saal gebracht haben. Glauben Sie mir, bevor er das Gerichtsgebäude betritt, kommt kein Mensch näher als drei Meter an ihn heran.«
    »Gut«, sagte Baker. »Ich fahre morgen gleich zum KennedyFlughafen, um dabeizusein, wenn die Maschine landet. Wir treffen uns dann also um elf Uhr beim Gericht.«
    »Okay. Machen Sie sich nun keine Kopfschmerzen mehr und gehen Sie schlafen.«
    Doch Baker konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Er blieb im Bett sitzen und überlegte, ob er seine Frau anrufen sollte. Er tat es nicht. Solch ein Anruf mitten in der Nacht regte sie nur unnötig auf. Er stieg aus dem Bett und setzte sich in einen Sessel.
    Nachdenklich nahm er seinen Revolver aus der Halfter, die über einer Stuhllehne hing, drehte prüfend die Magazintrommel und schob die Waffe wieder zurück. Ich bin zu nervös, dachte er. Schon zu lange mit diesem Fall beschäftigt.
    Seit sechs Jahren war dies seine einzige Aufgabe. »Brechen Sie das Rückgrat der Mafia, der Gesellschaft, des Syndikats oder wie sonst diese Organisation sich noch nennen mag, die unsere amerikanische Unterwelt im Griff hält«, hatte der Chef seinerzeit gesagt.
    Baker war damals noch jung gewesen, zumindest schien es ihm so, weil er sich jetzt wie ein alter Mann fühlte. Als er diesen Auftrag übernahm, ging sein Sohn noch zur Schule, und nun stand der Junge schon vor dem Schlußexamen auf dem College.
    Die Zeit war dahingegangen, es waren Jahre voller Enttäuschungen gewesen, weil jede neue Spur wieder versickerte und es kein Mittel gab, nach oben durchzustoßen, bis zu den »Dons«. Gewiß, die kleinen Fische gingen dem FBI mit fast statistischer Regelmäßigkeit ins Netz, doch die Bosse blieben immer ungeschoren.
    Auf einmal kam dann der Lichtblick. Ein Geheimtip über die Ermordung von zwei Beamten des Rauschgiftdezernats, die man tot an Bord eines kleinen Dampfers fand, der kürzlich in den New Yorker Hafen eingelaufen war, erwies sich als verheißungsvoll. Sorgfältig wurden die Hinweise verfolgt, und es konnte nun, zum ersten Male in der Geschichte des organisierten Verbrechertums, vier der obersten »Chefs« der Prozeß gemacht
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