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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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»Ich werde mit ihm kämpfen.«
    »Nein, Signor Cesare, nein«, wandte der Maestro erschrocken ein. »Der Graf, Ihr Vater, wird das nicht.«
    Cesare unterbrach ihn. Seine Stimme klang ruhig, doch es war ein Befehl, unmißverständlich. »Geben Sie ihm einen Degen. Meinem Vater würde es mißfallen, wenn ich auf diese Besudelung unseres Namens nicht die gebührende Antwort erteilte!«
    Der Soldat hatte sich wieder erhoben. Nun lächelte er. »Auch in der Armee Italiens schult man uns nach alter Tradition. Degen in der rechten Faust, Stilett in der linken.«
    Cesare nickte. »So sei es.«
    Der Soldat zog seinen Waffenrock aus und musterte seinen Gegner ruhig und ohne Furcht. »Laß einen Priester kommen, du Frauenschänder, du wirst ihn brauchen!«
    Cesare antwortete nicht, doch tief in seinen Augen glühte eine fast teuflische Freude. Er warf sein Hemd zu Boden. »Fertig?« rief er.
    Der Soldat nickte.
    Der Maestro rief: »In Grundstellung!«
    »En garde!«
    Die gekreuzten Klingen blitzten über ihren Köpfen. Der Maestro schlug sie auseinander. Der Degen des Soldaten fuhr mit Wucht herab.
    Cesare parierte den Stoß, die Klinge fuhr an ihm vorbei. Er lachte. Fluchend stieß der Soldat wieder zu, mit aller Kraft. Wie spielend wehrte Cesare auch diesen Stoß ab und beugte sich zum Angriff vor. Seine Klinge zeichnete einen schnellen Kreis, die Degen verfingen sich, dem Soldaten flog die Waffe aus der Faust und fiel klirrend zu Boden.
    Cesare setzte dem Gegner die Spitze seines Degens auf die Brust. »Ihre Ehre, Signore?«
    Fluchend schlug der Soldat die Waffe mit seinem Stilett herunter und bewegte sich seitwärts, um seinen Degen wieder aufzuheben.
    Doch Cesare blieb immer vor ihm, lachend, dann warf er seinen Degen mit einer schnellen Bewegung zu dem anderen in die Ecke.
    Der Soldat sprang vor, sein Stilett sauste, auf das Gesicht des Gegners zielend, schräg herab. Eine kaum merkliche Bewegung Cesares, und er stach ins Leere«.
    Cesare duckte sich, er hielt sein Stilett locker auf der Handfläche. Auch der Soldat kämpfte jetzt geduckt. Vorsichtig holte er zu einem Stich aus, den Cesare mühelos ablenkte.
    Er stieß vor, der Soldat wich zurück und sprang, als er eine Blöße des Gegner zu sehen meinte, sofort wieder vorwärts. Diesmal verfingen sich die Körper der Fechter in einer grotesken Umarmung. Cesare schien verloren, als die Arme des Soldaten sich um ihn schlossen. Sekundenlang standen sie so, vor- und zurückschwankend, dann sanken die Arme des Soldaten langsam herab.
    Sein Stilett entglitt den kraftlos gewordenen Fingern, er fiel auf die Knie, seine Hände wollten Cesare an den Hüften packen. Cesare trat zurück, und jetzt wurde das Stilett in seiner Hand
    wieder sichtbar.
    Mit dem Gesicht nach unten stürzte der Soldat auf die Bretter. Der Maestro eilte zu ihm. »Holt einen Arzt!« rief er angstvoll.
    Cesare, der schon sein Hemd aufhob, sagte ohne Erregung: »Bemüht euch nicht, er ist tot.« Gelassen schob er das Stilett in seine Rocktasche und ging in den Abend hinaus.
    Das Mädchen erwartete ihn auf dem Hügel. Er blieb stehen, als er Rosa bemerkte. Stumm sahen sie sich an, dann machte Cesare kehrt und bog vom Wege ab in den Wald. Sie folgte ihm, wie damals.
    Sobald sie von der Straße aus nicht mehr sichtbar waren, wandte er sich zu ihr um, riß ihr die Bluse herunter und griff brutal zu.
    Vor Schmerz stöhnend sank sie zu Boden.
    Der Mond, der über Sizilien so hell sein kann, stand hoch am Himmel, als er sich aufrichtete und nach seinen Sachen griff.
    »Signore«, flüsterte sie.
    Er reagierte nicht.
    »Signore, ich kam heute, um Sie zu warnen. Mein Vetter.«
    »Ich weiß«, unterbrach er sie.
    Ihre Stimme klang besorgt. »Aber er hat gesagt, daß er Sie umbringen will.«
    Cesare lachte leise. »Ich bin doch noch hier.«
    »Aber Signore, er kann Sie jeden Moment finden. Sogar hier. Er ist sehr eifersüchtig und sehr stolz.«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Cesare ohne Betonung. »Er ist tot.«
    »Tot?« Sie sprang auf die Füße. »Haben Sie ihn getötet?«
    Cesare, der sein Hemd zuknöpfte, antwortete nur: »Ja.«
    Da ging sie auf ihn los wie eine Raubkatze, weinend und schreiend kratzte und schlug sie ihn. »Du Schuft! Umarmst mich und hast noch sein Blut an den Händen! Du hundsgemeiner
    Kerl! Wen soll ich jetzt heiraten? Was soll aus dem Kind werden, das ich von dir im Leibe habe?«
    Er packte ihre Hände und hielt sie fest. »Du wolltest es ja da haben, sonst wäre es nicht in dir«, sagte
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