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Die Mönche vom Sirius

Die Mönche vom Sirius

Titel: Die Mönche vom Sirius
Autoren: Alfred Bekker
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hineinschreiben lässt, zeigt, dass es mit der Autorität ihrer Raumkapitäne wohl nicht immer zum Besten steht – denke ich zumindest.
    Aber vielleicht behalte ich meine Meinung über viele Dinge in Zukunft einfach besser für mich.
    Abends habe ich dann ja Gelegenheit dazu, ein bisschen in den Rechner einzugeben und das Geschehene zu reflektieren, mir gegebenenfalls den Frust von der Seele zu schreiben.
    Wie auch immer.
     
     
    Datum: XX.XX.XXXX
    Uhrzeit: XX.XX.XX
    Eigentlich bin ich nicht Captain eines Raumschiffs, sondern eines gewaltigen Schaufelbaggers. So ähnlich muss man sich die BERESANTO vorstellen. Von der Größe her kommen wir an die Dreadnought-Schlachtschiffe heran, mit dem Unterschied, dass auf der BERESANTO kaum mehr als hundert Mann Dienst tun. Und diese hundert Mann waren schon schwer genug zusammenzukriegen, weil geeignetes Personal im Augenblick knapp ist. Rudergänger zum Beispiel findet man kaum noch. Es gibt so viele Pilotenjobs beim Star Corps, dass für andere kaum etwas übrig bleibt. Scheinen alle ganz versessen darauf zu sein, im Kampf gegen die schnabeltragenden Heiligen zu sterben. Die BERESANTO muss mit zwei Rudergängern auskommen – Leila Al-Hazred und Ulrich Blendker. Erstere ist eine strenge Muslima, trägt ein Kopftuch, hat über ihre Gewerkschaft die Einhaltung der Gebetszeiten eingeklagt und Recht bekommen. Und das bei nur zwei ausgebildeten Rudergängern, die theoretisch Zwölfstundenschichten fahren müssten! Outer Worlds steht auf dem Standpunkt, dass die Gebetsregelung nur innerhalb der Solaren Welten gilt und unser Zielgebiet im Braden-System liegt eindeutig außerhalb des Geltungsbereichs der Bundesgesetze, da sind sich alle einig.
    Also hat mein Vorgesetzter vom Konzern mir gesagt, ich soll auf die Einhaltung des Gesetzes dringen – und das gilt nur innerhalb der Bundesgrenzen. Ganz einfach. Im Braden-System soll meine Erste Rudergängerin beten wann sie will, nur nicht während ihrer Schicht.
     
     
    »Haben Sie das mit ihr besprochen?«, fragte ich den Verantwortlichen. Er heißt Patterson und nennt sich Sub-Director. Er residiert im 456. Stock des Main-Tower von Alphaville auf Alpha Centauri II. Viereinhalb Lichtjahre sind es von dort bis zur Erde und bei klarem Nachthimmel kann man Sol sehr gut sehen. Man muss nur nach dem hellsten Stern am Himmel suchen. Und da die Nacht auf Alpha Centauri II auf Grund der langsamen Rotation gut zwei Erdmonate dauert, gibt es da natürlich nicht den normalen Tag/Nacht-Wechsel. Deshalb war ich auch mitten in der langen Nacht in Pattersons Büro, sah durch die transparente Wand die Erdsonne leuchten – von hier aus heller als Sirius – und wartete auf eine Antwort.
    Patterson erhob sich hinter seinem Rechner-Terminal.
    Ein kleiner Mann mit schmalen Augen. Ich wusste, dass er mit seinen 90 Jahren kurz vor der Pensionsgrenze für Mitarbeiter des Outer Worlds Konzerns stand. Eine Regelung, die bei einer durchschnittlichen menschlichen Lebenserwartung von ca. 110 Jahren der Regel entsprach. Aber Patterson sah nicht aus wie 90. Sein Haar und sein Bart waren pechschwarz wie bei einem Dreißigjährigen und die Haut wirkte straff und elastisch. Wahrscheinlich hatte er eine der illegalen Gen-Behandlungen, die man in den Drei Systemen bekommen kann, mitgemacht. Er wurde zwar nicht wirklich jünger dadurch, aber er sah zumindest so aus.
    »Sie haben das doch mit Rudergänger Al-Hazred besprochen, oder?«, wollte ich mich erneut vergewissern. Ich kannte Leila Al-Hazred nur flüchtig, wusste aber genug, um zu wissen, dass sie ziemlich durchsetzungsfreudig bei der Verfolgung ihrer Interessen war. Und ich hatte wirklich keine Lust, mich mit ihr auf irgendeinem Außenweltlerplaneten wegen der Auslegung eines bundesgerichtlichen Richterspruchs herumstreiten zu müssen.
    »Nein, Sir, ich habe mit Rudergänger Al-Hazred nicht gesprochen. Ich hatte mir gedacht, dass …«
    »… dass ich das mache?«, hakte ich nach.
    »Sie sind für Ihr diplomatisches Einfühlungsvermögen berühmt, Captain Smith.«
    »Keine Ahnung, wer Ihnen das erzählt hat, Sub-Director Patterson.«
    »Nun, ich …«
    »Derjenige kann mich unmöglich kennen.«
    »Hören Sie, Smith! Ich denke, dass die Macht des Faktischen Ihren Ersten Rudergänger schon zur Vernunft bringen wird. Sie wird das schon einsehen.«
    »Sie scheinen ein unverbesserlicher Optimist zu sein.«
    »Weisen Sie sie einfach darauf hin, dass sie für alle finanziellen Folgen verantwortlich ist, die sich aus
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