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Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Titel: Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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es kein hier oder dort, dann gibt es nur sie beide. Sie spreizt die Schenkel, will ihn aufnehmen, will nicht mehr warten und er dringt in sie ein, in ihre Hitze, und er stößt langsam und möchte sich zurücknehmen, als eine Faust seine Brust zusammenpresst.
    Er passt auf, dass er sich nicht auf die bandagierten Finger stützt, denn Schmerzen kann er jetzt nicht gebrauchen. Aber alles klappt gut.
    Gar nichts klappt gut, verdammt!
    Ein Hustenkrampf deutet sich an.
    Er will ihn nicht, will ihn bekämpfen, wie er im Dschungel von Kambodscha gekämpft hat, gegen Steiger Schotterbein kämpfte und gegen so vieles. Und stets gewann er. Nichts konnte ihn in die Knie zwingen. Sollte das einem so läppischen Husten, einem vermaledeiten Jucken in seinen Bronchien gelingen?
    Er seufzt und drückt sich in sie, die die Augen geschlossen hat, während leise spitze Laute aus ihrem halbgeöffneten Mund dringen. Lange dauert es nie, bis er sie zum Orgasmus bringt, auch darüber ist er froh, denn er muss nicht hart arbeiten, um sie zu beglücken. Sie ist wie ein Feuerwerk mit kurzer Zündschnur.
    Und dieser Gedanke einer kurzen Zündschnur, völlig fehlgeleitet, und der Husten, der sich hochquält und das tiefe Atmen, mit dem er über die Qual hinweggehen will, lässt ihn schrumpfen, lässt ihn belanglos werden. Lottchen tut, als spüre sie es nicht, ermuntert ihn, massiert mit ihren Fingernägeln seine Schultern, möchte noch einmal seinen Rücken zerkratzen, sich mit ihm verlieren. Noch einmal, vielleicht ein letztes Mal.
    Er rollt zur Seite und dann explodiert es aus ihm heraus. Nicht da, wo er es gewünscht hätte, sondern aus seinem Oberkörper, der sich streckt, dehnt, zusammenkrampft. Aus einem Röcheln wird ein trockener Husten, ein krch, krrrch. Er reißt den Mund auf und schnappt nach Luft. Endlich löst sich der Schmerz und er zuckt, seine Muskeln verhärten sich und sein Körper ist in Schweiß gebadet. Das ist vielleicht das Schlimmste, der Schweiß, der aus den Poren schießt, und die Haare klitschnass macht und den Rücken, Bauch und Brust, die Beine, was ihn erniedrigt, als würde er ungerecht geschlagen, da man es sieht, es nicht zu übersehen ist. Er schämt sich, obwohl das Unsinn ist, dennoch tut er es. Denn es macht ihn schwach. Macht ihn zu einem, der die Jugend hinter sich gelassen hat. Macht ihn verletzlich.
    Frank liegt auf der Seite in fötaler Stellung und windet sich, zuckt und spuckt schwarz auf das weiße Laken. Er rollt sich betroffen vom Bett, kommt auf die Knie und taumelt raus ins Badezimmer, schlägt die Tür hinter sich zu, beugt sich über das Waschbecken und sein Kröchzen mischt sich mit Flüchen und Schluchzern.
    Soviel zum Thema Sex.
    Soviel zum Thema Jungsein.
    Er wäscht sich das Gesicht und wartet, dass Lottchen zu ihm kommt, aber sie bleibt weg. Sie weiß dieses Mal, dass er alleine sein will, dass er, falls es dazu kommt, seine Tränen nicht zeigen kann.
    Das also war es für heute!
    Er grunzt bitter und hart. Er wird nach unten gehen, in den Garten, wo der Tisch gedeckt, der Grill aufgebaut ist, die Bierkiste wartet, und das vorgewürzte Fleisch gleich von Lottchen serviert wird. Er wird so tun, als sei nichts geschehen, keine große Sache daraus machen. Er wird Lottchen küssen, aber distanziert, und er freut sich auf Ottilie. Er knurrt, während er sich abtrocknet: »Von Staub bist du und zu Staub wirst du werden, alter Mann. Aber, verdammt, zwischendurch tut ein Bier sehr gut.«

4
     
    Thomas Wille kümmert sich nicht um die Zukunft, denn sie wird noch früh genug kommen, und das, was er sich erhoffte, wurde ihm vor acht Monaten genommen. Er ist jung, deshalb beschäftigt ihn das Haarspray auf seinem Kopf mehr, als das Unheil, welches soeben seinen Lauf nimmt , um sein Leben zu verändern.
    Heute ist heute.
    Morgen ist morgen.
    Und die Zukunft ist weit weg, denn er fühlt sich unsterblich, unantastbar, voller Testosteron und immerdar.
    Haarspray ist wichtig, denn damit kann man in der Freizeit die Haare einen Fingerbreit über die Ohren hängen lassen, während des Dienstes jedoch eng an den Kopf kleben, was dann aussieht, als sei er militärisch frisiert. Ohren und Nacken frei, wie es sein muss. Das Schieben und Formen der nicht so kurzen Haare ist Kunst, ist Disziplin, will er sich nach Dienstschluss nicht dem Gespött der Mädchen aussetzen, die nur langhaarigen Männern hinterher blicken, und die Nase rümpfen, kommt ein Soldat daher, der geschoren aussieht wie ein
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