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Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)

Titel: Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)
Autoren: Volker Ferkau
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schnell vergangen?
    Warum ist er letztendlich doch Steiger geworden?
    Warum erkrankte er an Silikose, obwohl er seit Jahren nicht mehr als Hauer arbeitet?
    Warum ist Ottilie ohne Mann und brachte ein behindertes Kind auf die Welt?
    Warum sieht Lottchen noch immer schön aus in seinen Augen, obwohl sie so streng wirkt?
    Und warum entfremdet er sich seinem Sohn, der die letzten Monate bei der Bundeswehr ableistet?
    Er geht er zu ihr und nimmt sie in die Arme. Er drückt seine kratzige Wange an ihre und riecht sie, eine Mischung aus Bratfett und Parfüm. Seine Finger liebkosen ihren Rücken und seit langer Zeit regt sich etwas an ihm, von dem er dachte, es sei verstorben. So muss er hoffen und abwarten, bis der Körper dem Geist folgt und die Luft ausreicht, um den Akt zu beenden. Er drückt sich an sie und sie spürt ihn.
    Ihre Wangen röten sich und ihre Lippen öffnen sich leicht. »Ottilie kann jeden Moment hier sein.«
    » Wir haben Zeit«, flüstert er.
    » Was machen deine Finger?«
    » Tun kaum weh. Gut zusammengenäht.«
    Er küsst sie, küsst sie immer noch gerne, auch wenn ihre oberen Zähne falsch sind, auch wenn die Zunge nicht mehr die alte Leidenschaft versprüht, auch wenn sie nach gebratenem Fleisch schmeckt. Er zittert, so sehr durchdringt es ihn und er fragt sich einen winzigen Augenblick, warum es jetzt geschieht und nicht dann, wenn er es will. Lottchen blickt ihn an, mit Augen, die immer kränker werden.
    Der eine erstickt, die andere erblindet. Das also heißt es, alt zu werden. Doch nun ist Gegenwart und er will sie haben, haben wie schon lange nicht mehr.
    » Komm mit nach oben«, sagt er rau.
    » Der Tisch draußen ist noch nicht gedeckt«, entgegnet sie halbherzig, ganz hausfraulich.
    » Auf meinem Tisch liegt eine Salami, spürst du das?«
    Und wie sie es spürt. Sie greift nach ihm und ihre Augen werden noch dunkler. Er erinnert sich an sie, wie sie als junge Frau war. Er hatte eine Leica , aus Frankreich mitgebracht, mit der er sie in allen denkbaren Posen fotografierte, und sie ihn und sie sich gemeinsam mit dem Selbstauslöser. Sie hatten so viel Spaß miteinander. Der Fotolaborant ihres Vertrauens überreichte ihnen die Umschläge mit den Bildern stets diskret, als hätte er sie nie wahrgenommen. Später gab es den Rebecca-Versand , der einem die Fotos zuschickte und anderes, schönes Spielzeug, das sie immerhin ausprobierten. Und Bücher, heiße Bücher. Sie waren rege gewesen, agil, bis Franks Natur sich gegen ihn stemmte.
    Es ist schade, dass es kein wirksames Medikament dagegen gibt. Ja, das wäre was ... aber heute braucht er so etwas nicht. Nicht heute ...
    Sie nimmt seine Hand und zieht ihn hinter sich die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Tür zu und die Kleider vom Leib. Gott, wie er sie begehrt. Wie schön sie ist. Wie schlank sie noch ist, fast wie ein junges Mädchen. Die zwei Kinder haben ihr nicht geschadet, alles ist straff und zwischen den Beinen schimmert dunkles Haar, ruft und fordert.
    Sie geht auf ihn ein, denn sie weiß um seine seltene Regung. Da bleibt kein Platz für öfters. Da nimmt man das Schöne, wenn es da ist.
    Er will sich Zeit lassen, obwohl er etwas Furcht hat, das könne ein Fehler sein, aber nein, aber nein doch, heute ist er wieder der Frank Wille, in den sie sich verliebt hat, der kann, was er will und es tut.
    Dann macht sie etwas, dass ihm vergessen scheint, etwas Vergangenes, weit zurückliegend, irgendwo in den Erinnerungen. Sie geht vor ihm in die Knie und nimmt ihn in den Mund, saugt, liebkost ihn, massiert dabei seine Pobacken, wie sie es als junge Frau so gerne tat, denn so nachdrücklich sie als Hausfrau war, so leidenschaftlich war sie im Bett.
    Auch er will ihr Gutes tun, will ihr beweisen, dass er sich noch nicht verloren glaubt, und er nimmt sie und zieht sie zu sich hoch, bevor es zu spät ist, denn es ist so lange her, fünf, sechs Monate? Nein, länger!
    Sie legt sich aufs Bett und er kniet über ihr, liebkost ihre Brüste, Gott sei Dank eine ihrer intensivsten erogenen Zonen, während seine Kraft auf und nieder wippt, als gehöre sie nicht zu ihm, als wolle sie die Welt aushebeln.
    Sie drängt sich ihm entgegen und duftet nach Frau und er spürt, wie sehr sie es begehrt, ihn begehrt, die Lust empfinden möchte, in der sie sich ausleben kann, ihre Erinnerungen, alle schlechten Zeiten, in der sie sich vergisst und einfach nur sie selbst ist, ohne jeden Bezug zur Zeit. Dafür hat er sie stets geliebt, für diese Gabe der Hingabe. Dann gibt
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