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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners
Autoren: Robert Goddard
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Dienst Sir Theodore Janssen von ihm benötigte, selbst wenn er eine Fliege an der Wand des Sitzungssaals des South Sea House gewesen wäre, als am Samstag der Geheime Untersuchungsausschuss bei Kerzenlicht und gegen die Fensterscheiben prasselndem Regen mit der Befragung Robert Knights begann. Dank seiner flinken Zunge und seines wendigen Verstands war Knight den Männern, die ihn verhörten, mehr als gewachsen, aber sogar einen wie ihn konnte man auf die Dauer zermürben. Darauf jedenfalls musste der Vorsitzende Brodrick gebaut haben. Wenn die Fragen immer präziser und die Antworten immer ausweichender wurden, würde der Kern des Skandals zwangsläufig ans Licht kommen. Die Zeit arbeitete schließlich für den Ausschuss. Doch als man die Sitzung am Abend vertagte, hatten die Männer des Ausschusses noch keine Schneise durch Knights kunstvoll geflochtenes Dickicht aus Unklarheiten geschlagen. Nun, am Montag würde ihnen das ganz sicher gelingen.
    Der Sonntag brach grau und frostig an, der Regen war verbraucht, die Stadt still. Spandrel hatte seine Mutter weiterschlafen lassen; er wusste, dass sie sich nicht sorgen würde, wenn sie ihn beim Aufwachen vermisste. Mit seinen Sabbatwanderungen war sie wohlvertraut. Doch an diesem Sonntagmorgen unternahm er keine Wanderung. Heute hatte er einen bestimmten Zweck und ein Ziel im Auge. So schritt er den High Holborn mit dem Schwung eines Mannes hinunter, der wusste, dass er etwas Geschäftliches zu erledigen hatte, obwohl ihm die Natur dieser Angelegenheit überhaupt nicht klar war.
    Die Karte, für die sein Vater und. er so viel Zeit und Mühen aufgewendet hatten, mochte nicht mehr in seinem Besitz sein, aber das gewaltige Londoner Labyrinth hatte er immer noch im Kopf; es war ihm unauslöschlich ins Gedächtnis eingeprägt. Wenige kannten dieses Geflecht so gut wie er: die Hinterhöfe, die Gärten, die Plätze, die Gassen. Er hätte ein halbes Dutzend verschlungene Wege zum Hanover Square auswählen können und sie alle blind bewältigt. So hatte es nichts mit Vorsicht zu tun, sondern mit einem Gefühl von Dringlichkeit, wenn er den kürzesten Weg die bogenförmige Broad Street hinunter vorbei an der St.-Giles-Kirche wählte. Eine Verspätung konnte er sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten.
    Bald erreichte er die Tyburn Road mit ihren modernen eleganten Häusern zu seiner Linken und offenen Feldern, unterbrochen von Baustellen, auf der rechten Seite. Hier war die äußerste Stadtgrenze, wo neues Geld bereits seine Fangarme zum Land hin ausgestreckt hatte. Doch die Katastrophe mit der South Sea Company hatte diese Fangarme abgeschnitten. Die Bauarbeiten ruhten. Die halb fertigen Häuser rechts von ihm würden vielleicht nie vollendet. Seinem Vater hatten mehrere potenzielle Kunden versichert, dass sie hier bald bis hinunter zum Hyde Park im Westen ein wahres Geflecht von Straßen zu kartographieren haben würden. Doch auf den Weiden hinter der Bond Street grasten nach wie vor Pferde und Rinder und würden dort auch bestimmt noch viele Jahre bleiben.
    Der Hanover Square war sowohl der End- als auch der Glanzpunkt dieser so jäh beendeten Bauarbeiten. Hier hatten sich viele Begünstigte des neuen Monarchen eine prunkvolle Residenz gewählt, unter ihnen auch Sir Theodore Janssen. Ob ihn die Herzöge und Generäle jetzt immer noch als Nachbarn haben wollten, war allerdings fraglich. Ja, es bestand durchaus die Möglichkeit, dass er ihnen peinlich geworden war. Das wiederum tröstete Spandrel ein wenig, als er sich der Tür des großen Mannes näherte und den Klopfer gegen das Holz dröhnen ließ.
    Jupe öffnete ihm, und zwar so schnell, als ob er unmittelbar hinter der Tür gewartet hätte. Zunächst sagte er kein Wort, sondern musterte Spandrel von oben bis unten, als überlegte er, ob seine Kleider wirklich das Beste waren, was er für einen Besuch bei einer derart vornehmen Persönlichkeit hatte finden können. (Tatsächlich waren sie das Beste, was er für einen Besuch, egal bei wem, hatte.) In seinem Rücken in der Vorhalle begann eine Uhr neunmal zu schlagen, und so etwas wie ein Hauch von erstaunter Anerkennung flackerte über Jupes Gesicht.
    Er trat einen Schritt zurück und forderte Spandrel zum Eintreten auf. Sobald er die Tür geschlossen hatte, sagte er kurz: »Hier entlang«, und führte ihn durch die Vorhalle und die Treppe hinauf. Auf den ersten Blick offenbarten vergoldete Friese und Gemälde so groß wie Banketttische Spandrel einen Eindruck von
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