Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Autoren: Hideo Okuda
Vom Netzwerk:
mitteilte, er hätte sich mit der Irabu-Klinik in Verbindung gesetzt.
    »Aha, gut. Dann soll er am Nachmittag vorbeikommen.«
    »Da gibt es ein kleines Problem. Er sagt, er mache keine Hausbesuche …«, antwortete Kinoshita mit umwölkter Miene.
    »Sie haben ihm doch mitgeteilt, wer ich bin, oder?«
    Mitsuo glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Es gab eine Menge Leute in der Ärztevereinigung, die ihm etwas schuldeten. Auch über steuerliche Vergünstigungen ihres Berufsstandes wurden in den Leitartikeln immer nur wohlwollende Kommentare abgegeben.
    »Ja, schon. Ich habe mit dem Sohn persönlich telefoniert, aber … wie soll ich sagen, bei ihm an den gesunden Menschenverstand zu appellieren, war leider nicht möglich.«
    »Was hat er gesagt? Das will ich jetzt genau wissen.« Mitsuo blickte seinen Untergebenen streng an.
    »Ähem … Ich hab keine Lust! , waren seine Worte.«
    »Wie? Ich habe keine Lust ?«
    »Ja. Ein komischer Mensch. Heute sei es kalt und da wolle er nicht raus, meinte er noch…«
    Mitsuo fühlte, wie ihm heiß wurde. War er in diesen Zeiten denn nur von Inkompetenz umgeben? Was sollte nur aus Japan werden?
    »Schon gut. Wir suchen uns jemand anderen«, spuckte er aus und schickte Kinoshita weg. »Halt, einen Moment!«, hielt er ihn zurück.
    »Die Klinik ist doch auf dem Weg zum Wohnheim der Powers in Komazawa, wenn ich mich recht erinnere. Ich werde mal einen Abstecher dorthin machen, wenn ich den Fortschritt der Bauarbeiten an der Übungshalle inspiziere. Lassen Sie das Auto vorfahren!«

    Nur widerwillig entschloss sich Mitsuo zu diesem Schritt. Es machte ihn zwar wütend, doch jemand anderen zu suchen, war lästig. Vor allem wollte er die Beruhigungsmittel schon heute haben.
    Während der Firmenwagen durch Tokio fuhr, betrachtete er die Stadt. Ließ er seinen Blick nur etwas weiter schweifen, konnte er sehen, wie schon wieder neue Hochhäuser hochgezogen wurden. Begriffen die Leute der Hochfinanz nicht, dass hier eine zweite Spekulationsblase im Entstehen war? Man müsste eigentlich in der Zeitung Alarm schlagen, dachte er.
     
    Die Neurologie der Irabu-Poliklinik war im dämmerigen Untergeschoss des Gebäudes untergebracht. Unwillkürlich räusperte Mitsuo sich laut. Es war ein dunkler Ort, wie er ihn nicht ausstehen konnte. Da er nicht mit seinem Sekretär neben sich behandelt werden wollte, ließ er ihn in der Eingangshalle im Erdgeschoss Platz nehmen.
    Er klopfte an die Tür. »Nur herein!«, erschallte eine schrille Stimme von innen. War er hier richtig?, dachte er unwillkürlich und vergewisserte sich noch einmal auf dem Eingangsschild. Er trat ein und sah auf einem Sessel einen dicken, vom Äußeren her zu urteilen wohl vierzigjährigen Mann sitzen, der ihn mit einer Hand fröhlich heranwinkte. Auf seiner Namensplakette an der Brust stand Dr. med. Ichirō Irabu . Das schien wohl der Sohn des Vorstandsmitglieds Irabu zu sein.
    »Herr Tanabe. Nabemann! Ich habe Sie im Fernsehen gesehen, hihi«, grinste Irabu ihn breit an. Mitsuo war eingeschnappt. Wie konnte er es wagen, ihn bei seinem Spitznamen zu rufen? Wusste der nicht, wie man sich zu benehmen hatte?
    »Ich bin schon per Fax über Sie informiert worden. Sie leiden an Schlaflosigkeit, heißt es da. Tja, Altersdepressionen äußern sich oft in Schlaflosigkeit, wie Sie wissen.«

    Altersdepression? Was fiel dem denn ein! Mitsuos Laune verschlechterte sich zusehends, und er konnte nicht mehr an sich halten.
    »Was soll denn das heißen? Altersdepression! Sie vergreifen sich im Ton. Jetzt halten Sie den Mund und verschreiben Sie mir Medikamente, damit ich wieder schlafen kann. Was glauben Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben!«
    »Hahaha, ich wusste es doch! Sie spielen sich gerne auf, nicht? Genau wie im Fernsehen!«, sagte Irabu und klatschte offensichtlich erfreut in die Hände, um sogleich mit ausgestrecktem Finger auf Mitsuo zu zeigen. »Sie gehören bestimmt zu den jähzornigen Typen. Dann geben wir Ihnen erst einmal eine Spritze. Mayumi-chan, kommst du mal eben?«
    Auf Irabus Ruf hin öffnete sich der Vorhang im hinteren Teil des Raumes und heraus kam eine junge Krankenschwester in weißer Tracht. Mit sich führte sie eine monströse Spritze, so groß wie eine Pistole, die sie furchtlos in der Höhe ihres Mundes hielt. Mitsuo runzelte die Stirn.
    »Mo…moment mal. Was haben Sie vor?«
    »Ganz ruhig, setzen Sie sich einfach hin.«
    Die beiden halfen ihm aus seinem Jackett und schnallten einen Arm auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher