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Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)

Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)

Titel: Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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immer näher.
    Paige Remington rannte blindlings die dunkle Landstraße entlang. Ihre Beine flogen, ihre Lungen brannten, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dünne Äste rissen auf beiden Seiten an ihr, spinnenhafte Finger, die sie bremsten, während der Boden unter ihren Füßen weich wurde.
    Sie ließ sich auf Hände und Knie fallen und spürte die kleinen Steinchen, die sich in ihre Handflächen bohrten. Hinter ihr kreischten und gackerten die Bräute triumphierend.
    „Das ist nur ein Traum“, sagte Paige sich. „Wach auf!“
    Nur gab der Schlaf sie einfach nicht frei.
    Spitze und Seide, auf der kleine Strasssteine funkelten und Perlen schimmerten, umwehten sie so, dass sie beinah erstickte.
    Plötzlich sprang die Traum-Paige wütend auf.
    Wenn die Monster einen Kampf wollten, dann würde sie ihnen einen liefern. Sie stellte sich ihren Verfolgerinnen entgegen und erkannte die Bräute. Es waren – und waren es doch nicht, wie das in solch merkwürdigen Träumen vorkam – ihre Schwestern Libby und Julie.
    Ihre Gesichter waren hinter Hochzeitsschleiern verborgen, aber Paige erkannte sie trotzdem. Libby trug ein üppiges altes, elfenbeinfarbenes Kleid, während Julies Kleid ultramodern aussah. Ein knappes Etwas, das sie auf ihrer jüngsten romantischen Reise nach Paris gekauft hatte.
    „Wir wollen doch nur, dass du dein Brautjungfernkleid anprobierst“, verkündete das Paar auf unheimliche Weise im Chor. „Mehr nicht.“
    „Nein“, erwiderte Paige. „Ich werde das verdammte Kleid nicht anprobieren. Lasst mich in Ruhe.“
    Sie kamen immer näher. Nun hielten sie auch noch Kleidersäcke in den Händen.
    „Aber du bist unsere einzige Brautjungfer“, riefen wieder beide synchron.
    „Nein!“, wiederholte Paige und versuchte zurückzuweichen, kam jedoch nicht weiter.
    In diesem Moment drang eine Stimme durch die dicke Traumoberfläche. „He“, sagte die Stimme, die tief und männlich war und auf beunruhigende Weise vertraut. „Alles in Ordnung?“
    Sie spürte eine Hand auf der Schulter, schreckte aus dem Schlaf hoch – und starrte direkt in Austin McKettricks Gesicht.
    „Nein, es wird immer schlimmer“, erwiderte sie staunend und umklammerte die Lehnen des Liegestuhls am Pool, auf dem sie nach einem einsamen Essen in der Küche des Ranchhauses eingeschlafen war.
    Austin lachte, zog sich ebenfalls einen Liegestuhl heran und setzte sich mit der Vorsicht eines Mannes, der viel älter war als achtundzwanzig. Er ließ sich einen Bart wachsen, goldbraun, und seine Haare sahen ein wenig zerzaust aus.
    Es sollte nicht erlaubt sein, so gut auszusehen, dachte Paige. Es ärgerte sie, dass sie seinetwegen nach all der Zeit immer noch Herzklopfen bekam.
    „Was machst du hier?“, fragte sie.
    Austin lehnte sich zurück, öffnete eine Bierdose und gab Paige zu verstehen, dass er sich mit der Antwort Zeit zu lassen gedachte.
    Ein verwahrlost aussehender Hund kam angetrottet und rollte sich mit einem zufriedenen Schnaufen zu Austins Füßen zusammen.
    „Wenn jemand Erklärungen verlangen kann, dann ja wohl ich“, sagte Austin schließlich. „Immerhin wohne ich hier.“
    Darauf war sie gefasst gewesen – und trotzdem hatte sie die Konfrontation nicht abwenden können.
    Paige atmete tief ein und langsam wieder aus. „Ich wohne für ein paar Tage in der Gästewohnung“, erklärte sie. „DerMietvertrag für mein Apartment ist ausgelaufen, und die Renovierungsarbeiten an unserem alten Haus sind noch nicht beendet. Darum …“
    Seine Augen hatten ein gefährliches Blau – „Erbblau“, wie Paige es nannte –, eine Mischung aus frischem Jeansblau, Himmelblau und jeder Schattierung dazwischen. Der Legende nach vererbten die McKettricks es von Generation zu Generation.
    Er betrachtete sie eine Weile. Dann stellte er sein Bier ab, ohne davon getrunken zu haben. „Meine Brüder heiraten deine Schwestern.“
    „Ja, ist mir auch schon zu Ohren gekommen“, erwiderte Paige seufzend.
    Austin ignorierte den leicht schnippischen Ton und fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. „Das bedeutet, dass wir beide lernen müssen, zivilisiert miteinander umzugehen – trotz unserer Vergangenheit.“
    Einige Episoden dieser Vergangenheit rief Paige sich ins Gedächtnis: jugendliche, leidenschaftliche Liebesspiele oben in Austins Zimmer, tanzen unter den Sternen zur Musik aus dem Autoradio seines alten Pick-ups.
    Und die Streitereien. Sie schloss die Augen und errötete bei der Erinnerung an die Streitereien.
    „Paige?“
    Sie
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