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Die Magistra

Die Magistra

Titel: Die Magistra
Autoren: Guido Dieckmann
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hinterlassen hat.
    Mein Roman erzählt die Geschichte einer dieser verwaisten Luthernichten, der ebenso gelehrsamen wie eigenwilligen Magistra Philippa von Bora, die als mittellose Tochter eines früh verstorbenen Gutsherrn in den Annalen der Geschichtsforschung freilich nur schattenhafte Spuren hinterlassen hat. Zugleich beleuchtet der Roman aber auch die letzten Lebensjahre Martin Luthers sowie seiner Mitstreiter und Gegner vor dem Hintergrund des Schmalkaldischen Bundestreffens und des geplanten Konzils von Mantua im Jahre 1537.
    Was die Charaktere der im Roman auftretenden historischen Persönlichkeiten wie Luther, Katharina von Bora, Melanchthon, Capito, Josel von Rosheim und anderer betrifft, so habe ich mich bemüht, diese so wiederzugeben, wie sie mir durch ihre eigenen Schriften oder die Beschreibungen von Zeitgenossen in Quellentexten begegnet sind.
    Philippas Freund und Weggefährte Felix Bernardi ist eine erdachte Figur, doch konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, ihn, den vorsichtigen Zweifler und leisen Kritiker Martin Luthers, als jüdischen Konvertiten und Sohn des historischen ›Messias‹ Reubeni auftreten zu lassen. Dessen Geschichte ist jedoch ebenso verbürgt wie die zahlreichen Gerüchte, Kaiser Karl V. habe Spione gedungen, um den alternden Luther ermorden zu lassen.
    Bis heute suchen Historiker und Theologen nach Antworten auf die Frage, warum sich der Reformator gegen Ende seines Lebens, von Verbitterung und fortschreitender Krankheit wohl gezeichnet, derart verfolgt und mißverstanden wähnte, daß er sich gar zu judenfeindlichen Schmähschriften und Ausfällen gegen andere religiöse Gruppierungen hinreißen ließ.
    Die Angst vor Mordanschlägen, Zauberei und dem drohenden Jüngsten Gericht mögen hier bei Luther eine ebenso große Rolle gespielt haben wie seine Unduldsamkeit gegenüber weltanschaulichen Überzeugungen, die den seinen widersprachen. In dieser Hinsicht blieb er ein Kind seiner Zeit.
    Ein besonderer Dorn im Auge waren Luther seit den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts insbesondere die Wiedertäufer, deren Bewegung zwar im Zuge der Reformation entstanden war, die jedoch auch Glaubensansichten vertraten, die den Wittenberger Reformatoren fremd und unverständlich waren.
    Eine radikale Gruppe von Wiedertäufern hatte 1534 unter dem Einfluß des Mystizismus ihrer Führer, den Stadtrat von Münster in Westfalen übernommen und begonnen, dort eine Art Gottesstaat zu errichten. Nach der Einnahme Münsters durch katholische und protestantische Truppen wurden die meisten Anführer der Wiedertäufer gefangengenommen und später hingerichtet, wovon noch heute die Eisenkäfige am Turm der Münsteraner Lambertikirche Zeugnis ablegen.
    Der maßgebliche Prediger der Wiedertäufer von Münster, Bernhard Rottmann, wurde indessen niemals aufgegriffen. Obwohl auf seinen Kopf eine hohe Belohnung ausgesetzt war und im ganzen Reich nach ihm gefahndet wurde, gelang dem ehemaligen Kaplan allem Anschein nach die Flucht nach Osten. Verschiedene Quellen behaupten, Rottmann habe, wie im Roman beschrieben, für das Jahr 1538 das Ende des Papsttums und der Reformation angekündigt, um hernach ein zweites apokalyptisches Königreich auszurufen. Ob er hingegen jemals unerkannt in Wittenberg auftauchte, sich Luthers Vertrauen erschlich und auf seine ebenfalls aus Münster geflohene Ehefrau traf, verliert sich hinter dem Schleier von Geschichte und Dichtung.
    Das Waffenbündnis von Schmalkalden sollte nach den Verhandlungen um Luthers Bekenntnisformel noch genau zehn Jahre halten. 1547 unterlagen die Fürsten und Reichsstädte dem kaiserlichen Heer in der Schlacht bei Mühlberg. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen geriet in Gefangenschaft und mußte nicht nur die Kurwürde, sondern auch erhebliche Teile seines Landes an seinen alten Rivalen, den sächsischen Herzog Moritz, abtreten.
    ***
    Im Verlauf meiner Recherchen über Leben und Denken im 16. Jahrhundert sowie über die politischen Ereignisse im Reiche Kaiser Karls V. und der Kurfürsten von Sachsen hat mich eine Vielzahl von Quellen und wissenschaftlichen Darstellungen begleitet. Besonders hervorheben möchte ich das Werk Im Morgenrot der Reformation von Julius v. Pflugk-Harttung, die Biographie der Katharina von Bora von Ernst Kroker und Gerhard Brendlers Buch Das Täuferreich zu Münster 1534-1535.
    Guido Dieckmann
     
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