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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Autoren: Pierre Grimbert
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die Tür, sondern nahm mitten in der Kabine Gestalt an, wie ein Unwetter, das sich aus dem Nichts zusammenbraut. In diesem Augenblick wusste der Legionär, dass Lorelien niemals rechtzeitig gewarnt werden würde.
    Sein letzter Gedanke galt Bondrian. Selbst wenn er dem König eine Nachricht hätte zukommen lassen können, wäre das vergebliche Mühe. Gegen einen Feind, der mit Dämonen im Bunde stand, waren die Oberen Königreiche machtlos.
     
     
     
    Meinen wahren Namen bekam ich in der Unterwelt des Karu.
    Ich bin der hohe Dyarch. Ich habe die sechs größten Heere des Ostens unter einem Banner vereint. Ich werde die Oberen Königreiche besiegen. Die Soldaten munkeln, ich könne nicht sterben.
    Sie wissen nicht, dass es bereits geschehen ist. Ich bin längst tot.
    Ich ließ mein Leben in den Höhlen des Karu unter eben jenen Bergen, vor denen meine Armee nun lagert. Doch das gigantische Labyrinth der schwarzen Götter befindet sich nicht nur unter diesem Gebirge. Der Großteil des Jal liegt in einer anderen Welt. Die Höhlen und Gänge unter dem Rideau sind nur der Zugang zum Karu. So wie sich irgendwo zwischen seinen Gipfeln der Übergang in die Gärten des Dara befindet.
    Den genauen Zeitpunkt meines Todes kann ich nicht benennen. Wenn man so will, starb ich in dem Moment, als ich Prinz Vanamel und Fer’t den Solener tötete, denn diese Tat versperrte mir die Rückkehr ins Dara. Leider begriff ich das erst später, als ich viel Zeit zum Nachdenken hatte.
    Doch im Grunde zog sich mein Todeskampf über ein ganzes Jahrhundert hin. Ein Jahrhundert der Finsternis und des Schweigens, tief unter einem Berg, in Begleitung eines Gottes in Gestalt eines Knaben. Sombre. Der andere Dyarch. Er schlief fast die ganze Zeit.
    Ich schöpfte aus seiner Kraft, um mich am Leben zu erhalten. Zum Glück bin ich Magier. Ich löschte das Feuer, das mich von innen verzehrte, indem ich aus seiner göttlichen Quelle trank.
    Trotzdem schied ich aus dem Leben. Auch ich schlief viel - was kann man im Gefängnis schon anderes tun? Irgendwann erwachte ich mit der Gewissheit, tot zu sein.
    Der Gedanke schreckte mich nicht. Er machte mich eher neugierig. Selbst als einer der mächtigsten Magier der bekannten Welt war ich nicht so vermessen zu glauben, ich könnte dem Tod ein Schnippchen schlagen. Und doch hatte ich genau das getan. Verdankte ich das Sombre und seiner göttlichen Kraft? Oder dem Gwel, das uns umgab?
    Wie dem auch sei - mein Fortleben eröffnete mir unzählige Möglichkeiten. Die Zeit hatte plötzlich an Bedeutung verloren. Ganz gleich, wie viele Jahre wir in diesem düsteren Gefängnis verbringen mussten, eines Tages würden wir ihm entkommen. Ich musste nur Geduld haben.
    Während der ersten Dekaden im Labyrinth bemühte ich mich, eine Karte des Karu zu erstellen. Nachdem ich anfangs versucht hatte, aus der Unterwelt zu fliehen, den dort hausenden Bestien zu entkommen und auf Umwegen zurück ins Jal’dara zu gelangen, gewann mit der Zeit die Vernunft die Oberhand, und ich begann, mir die Gänge und Höhlen genauer anzusehen und sie mir einzuprägen. Leider ging das nur in den seltenen Momenten, in denen Sombre wach war. Ich hatte nicht genug Kraft, um ihn über längere Strecken zu tragen, und ich wollte mich auf keinen Fall von ihm trennen. Schließlich sicherte er mein Überleben.
    Geschlagene zwei Dekaden lief ich mehr oder weniger geradeaus und markierte den Weg mit erfundenen arkischen Zeichen. Bald musste ich mir eingestehen, dass das Labyrinth magisch und somit unendlich war: Hinter jeder Biegung befand sich ein neuer Gang oder eine weitere Höhle, ein schmaler Stollen oder ein riesiger Saal, der es mit dem Mishra-Palast hätte aufnehmen können.
    Nach einer Weile begegneten wir keiner der finsteren Kreaturen mehr, welche die Unterwelt bevölkerten, nicht einmal den kleinsten. Allmählich gelangte ich zu der Überzeugung, dass dieser Weg nicht aus dem Labyrinth herausführte. Deshalb beschloss ich umzukehren und erlebte die größte Enttäuschung, die je ein Mensch erlebt hatte.
    Meine Wegzeichen waren verschwunden. Nicht alle: Jene, die ich zuletzt angebracht hatte, waren noch da. Doch die anderen blieben unauffindbar.
    Das Labyrinth schien sich ständig zu verändern. Das Gwel, das über einen großen Absorbiumanteil verfügt, löschte innerhalb weniger Dekanten alle fremden Spuren aus, so wie die Flut Fußabdrücke im Sand fortspült. Die Gänge und Höhlen sahen auf dem Rückweg ganz anders aus als in meiner
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