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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
Autoren: Pierre Grimbert
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keine Lösegeldforderung einging, wurde auch der Gedanke verworfen, die Gesandten könnten einer Entführung zum Opfer gefallen sein. Schließlich sandten die Länder am Tag der Erde abermals Boote zur Insel, und in allen Palästen hoffte man auf eine baldige Rückkehr der Weisen.
    Am Tag des Bären, anderthalb Dekaden nach dem Tag der Erde, erschienen sieben Menschen zwischen den Felsen und kämpften sich den Weg entlang, den sie zwei Monde zuvor eingeschlagen hatten. Ungläubig beobachteten die am Strand postierten Wachen die Szene. Ein erschöpfter, mit leerem Blick dreinstarrender Reyan von Kercyan und ein nicht minder erschöpfter Rafa aus Griteh mit verkohltem Haar und rußgeschwärztem Gesicht schleppten eine selbstgebaute Trage, auf der König Arkane von Junin lag. Dieser hatte eine klaffende Kopfwunde und presste einen blutigen Lumpen auf den Stumpf seines linken Arms. Yon aus Kaul schleppte sich hinter ihm her, und er trug die bewusstlose Mutter Tiramis in den Armen. Maz Achem aus Ith und Moboq aus Arkarien kamen als Letzte, und auch sie konnten sich kaum auf den Beinen halten.
    Prinz Vanamel, Saat der Ökonom und Ssa-Vez aus Jezeba fehlten.
    Und auch Nol der Seltsame war nicht zurückgekehrt.
    Ramur der Händler rieb sich zufrieden die Hände. Es war ein guter Tag gewesen. Der lorelische Jahrmarkt hatte erst vor drei Tagen begonnen, und schon jetzt hatte er mehr als zwei Drittel seines Vorrats an Gewürzen aus Lineh verkauft, und das, ohne sich auf Feilschereien einzulassen.
    Mit einem prall gefüllten Geldbeutel am Gürtel schlenderte er selbstgefällig in die Stadt, wo er seinen Erfolg gebührend feiern und vielleicht noch das eine oder andere Geschäft abschließen wollte, falls sich die Gelegenheit bot.
    Später, am Abend, würde er eine Runde durch die weniger feinen Viertel drehen, um zu sehen, ob die junge Frau, die er dort jedes Jahr besuchte, immer noch so wenig mit ihren Reizen geizte.
    Ramur dachte an seine Lieblingsgöttin Dona, die Göttin der Sinneslust und des Reichtums. Er nahm sich vor, ihr bald ein Opfer zu bringen, um ihr für ihre Wohltaten zu danken. Vielleicht im nächsten Mond, wenn er zurück in Lineh wäre, oder besser noch in drei Monden, nach der Ernte. Dona für mehrere Gaben auf einmal zu danken, war viel sinnvoller, als Geld zum Fenster … als ihre Priester mit mehreren kleinen Opfern zu belästigen, verbesserte er sich in Gedanken.
    Insgeheim wusste er, dass er das Opfer erst auf dem Sterbebett erbringen würde, da er seinen Reichtum zu Lebzeiten in vollen Zügen genießen wollte. Trotz seiner Dankbarkeit gegenüber Dona widerstrebte es ihm, seine Terzen Priestern in den Rachen zu werfen, die das Geld ohnehin nur in die eigene Tasche steckten.
    Obwohl die Jahreszeit des Windes angebrochen war und es bereits dämmerte, spendete die Sonne noch viel Wärme, und Ramur lächelte ihr zu. Sein Lächeln war seine Geheimwaffe. Die Erfahrung lehrte ihn, dass die Leute erst gar nicht zu feilschen versuchten, wenn man sie nur freundlich genug anlächelte.
    Die Menschenmenge, die sich gelichtet hatte, als er den Marktplatz am alten Hafen hinter sich gelassen hatte, wurde nun wieder dichter. Es war nicht mehr weit bis zur Altstadt. Aus Gewohnheit tastete Ramur nach seinem Geldbeutel und ließ die Passanten dabei nicht aus den Augen. Er hatte es allein seiner Wachsamkeit zu verdanken, dass er noch nie einem Taschendieb zum Opfer gefallen war. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit genügte, und er wäre um einige Hundert Terzen ärmer.
    Von seinem Marktstand aus hatte er schon mehrmals Taschendiebe am Werk beobachtet, war aber nicht eingeschritten. Schließlich war sich jeder selbst der Nächste! Ihm würde ja auch niemand seinen Geldbeutel zurückgeben, wenn er gestohlen würde.
    Das Gedränge nahm zu, und viele Passanten wirkten seltsam unruhig. Jetzt bereute er, seinen Burschen im Hafen zurückgelassen zu haben - sollte es einem dieser Taugenichtse einfallen, wegen ein paar Münzen einen Mord zu begehen, wäre er ein leichtes Opfer.
    Ein Mann kam ihm entgegen und rempelte ihn an. Ramur fuhr herum und starrte ihm eine Weile nach, während er sich vergewisserte, dass Geldbeutel und Schmuck noch an Ort und Stelle waren.
    Der Rüpel entfernte sich rasch. Er trug ein schlichtes Priestergewand mit hochgezogener Kapuze, sodass Ramur seine Haarfarbe nicht erkennen konnte. Vielleicht hatte der Fremde aber auch eine Glatze.
    Ramurs Terzen waren da, wo sie hingehörten, doch der Schreck saß ihm noch
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