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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge
Autoren: Petra Hammesfahr
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dich zu deinem Vorteil verändert. Früher wusste ich oft nicht, wie ich mit dir umgehen soll.» Lilo seufzte. «Nun weiß ich es bei Michael nicht mehr. Es frisst ihn auf. Ich glaube, er wartet nur darauf, dass du ihm einen Schritt entgegenkommst.» Dannwurde Lilo eifrig. «Ich könnte ein zufälliges Treffen arrangieren, was hältst du davon? Er ist fast jeden Abend bei Demetros. Wir beide könnten auch einmal hübsch essen gehen.»
    «Ich möchte ihn nicht zufällig treffen», sagte sie, «und bestimmt nicht bei Demetros.»
    «Aber du musst unter Menschen», beharrte Lilo.
    Also gingen sie in Museen, ins Theater und in ein Konzert – nicht von Jacques Niedenhoff; er war zurzeit nicht im Lande. Frederik hatte Ilona anvertraut, dass Jacques sich mit dem Gedanken trug, seinen Wohnsitz in Deutschland aufzugeben – wegen der hohen Steuern. Lilo war ein unerschöpflicher Quell an Informationen und bei Themen, zu denen sie nichts beitragen konnte, leicht abzuspeisen. Es reichte zu sagen: «Sei mir nicht böse. Darüber möchte ich nicht mehr sprechen.»
    An einem Sonntagnachmittag im März besuchte sie mit Lilo eine Vernissage. Dort kam es zu einem peinlichen Zwischenfall. Professor Danny Kemmerling und seine blutjunge Begleitung waren ebenfalls da. Und Danny Kemmerling fühlte sich verpflichtet, ihr einen Vortrag über Vergessen und Verzeihen zu halten. Für ihn stellte sich die Sache so dar, dass sie Michael wegen seiner Affäre mit Beatrice Palewi verlassen hatte und er daran zerbrach. «Ich versichere Ihnen», sagte er, «dass Ihr Mann Frau Palewi seit Monaten nicht mehr gesehen hat. Sie ist nicht mehr bei uns.»
    Er betrachtete sie. Sie war im siebten Monat – unübersehbar schwanger. Und Danny Kemmerling meinte: «Eine gute Partnerschaft sollte einen Seitensprung verkraften. Gewiss in dieser Situation.»
    Seine Begleitung stand einige Meter entfernt mit Lilo und Edgar Henseler vor Maiwalds neuem Werk, das nicht gar so streng ausgefallen war, wie Edgar es befürchtet hatte. Sie warf einen bezeichnenden Blick auf die junge Frau und erkundigte sich kühl: «Denkt Ihre Frau ebenso darüber?»
    Danny Kemmerling folgte ihrem Blick und erklärte: «Ich nehme es an. Meine Frau musste bisher nicht darüber nachdenken.»
    «Das dachte ich mir», sagte sie. «Und ich bin überzeugt, Sie werden eine Überraschung erleben, wenn Sie einmal offen mit ihr darüber sprechen. Keine Frau schätzt es, betrogen zu werden, egal, in welcher Situation.»
    Danny Kemmerling verstand ihre Worte, wie sie gemeint waren, als Anspielung. Seine Miene verschloss sich, als er erklärte, er betrüge seine Frau nicht.
    Sie zeigte auf die kleine Gruppe vor dem neuen Maiwald und erkundigte sich: «Wie nennen Sie das dann?»
    Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache, sein Gesicht rötete sich. «Entschuldigen Sie, Frau Trenkler», sagte er. «Aber das geht entschieden zu weit!» Damit ließ er sie stehen.
    Von Lilo erfuhr sie anschließend, dass Daniel Kemmerling höchst ungern an seine erste Ehe erinnert wurde. Er hatte auf Anraten der Ärzte die Scheidung eingereicht, weil keine Hoffnung bestand, dass sich der Zustand seiner ersten Frau irgendwann änderte. Sie hatte nach einem Autounfall lange Zeit im Koma gelegen und lebte nun in geistiger Umnachtung in einem teuren Pflegeheim. Daniel Kemmerling hatte kurz nach seiner Scheidung eine Kollegin geheiratet. Doktor Jutta Kemmerling sah immer noch aus wie ein Teenager, dabei war sie bereits Ende dreißig.
    Das war der Moment, in dem sie befürchtete, dass Lilo begriff. Aber Lilo hatte sich nie intensiv mit Susanne Lasko beschäftigt und lebte in der Überzeugung, dass Schwangere den Kopf voll hatten mit anderen Dingen, vor allem, wenn sie um eine gescheiterte Ehe trauerten. Abgesehen davon hatte Michael vielleicht nur Jo von Kemmerlings erster Frau und den Umständen der Scheidung erzählt.
    Es war der letzte peinliche Zwischenfall. Bedrohliche Situationen gab es auch keine mehr. Mit Hardenberg kam sie nicht mehr in Berührung. Und Wolfgang kam nicht an Hardenberg heran. Offiziell war bei Alfo Investment kein Kunde betrogen worden. Wie Dieter es versprochen hatte, bemühte er sich – mit Hardenbergs Hilfe   –, den restlichen acht Anlegern ihr Geld zurückzugeben. In sieben Fällen gelang ihm das auch. Dass im Gegenzug Hellers Tod ungestraft bleiben musste, gerecht war es bestimmt nicht. Aber Dieter sah keine Möglichkeit, Philipp Hardenberg der Justiz zu übergeben und gleichzeitig Nadia
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