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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition)
Autoren: Martin Compart
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debile deutsche Show gehen können. Aber von denen wusste das glückliche Naturkind nichts. Familie war in Gills Leben unmöglich.
    Er war nur ein Geduldeter, weil er ein bisschen Erpressungsmaterial gegen führende BND-Leute, Wirtschaftsbosse und Politiker in der Hand hatte. Diese Lizenz war jederzeit widerrufbar. Solange er nicht auffiel, ließen sie ihn in Ruhe. Doch seine Sicherheit wurde immer fragiler. Was nützten ihm die besten Dossiers, wenn die Medien immer feiger und gleichgeschalteter wurden? Vor zehn Jahren hätten sich mehrere Blätter darum geprügelt, geheime Unterlagen über Genscher, Kohl oder Schröder zu veröffentlichen. Aber die Kleptokratie war inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit ohne große Konsequenzen geworden. Der Journalist Jürgen Roth konnte seinen „Deutschland Clan“ veröffentlichen, und nicht mal Bodo Hombach drohte die Strafverfolgung. Stattdessen überzog ihn Ex-Kanzler Proll-Gert, inzwischen in Diensten der Russenmafia, mit Klagen. Die Korruption hatte aus der BRD eine Birnenrepublik gemacht. Wahrscheinlich wäre es besser, er hätte Material gegen Verona oder diesen schleimigen Kerner in der Hand.
    Sein alter Chef Wlassow hatte mit seiner „Analyse des Klassenfeindes“ recht gehabt. Leider war die Sowjetunion auch korrupt gewesen. Sie wäre wohl früher oder später von selbst zusammengekracht. Auch ohne den Vollidioten Gorbatschow. Und wohin hatte das geführt? Zum größten Mafia-Staat der Welt, noch perfekter organisiert als Italien oder Kolumbien.
    In ihm steckte die Verbitterung eines Mannes, dem das Schicksal auferlegt hatte, alleine zu leben. So etwas wie Glück gab es nicht, daran hätte er sich erinnert. Hätte er ein neues Leben anfangen sollen? Niemand fängt ein neues Leben an. Es ist immer das alte, nur in neuen Kleidern. Gill drückte die finsteren Gedanken weg und konzentrierte sich auf Stones und Straßenverkehr – in dieser Reihenfolge.
    ***
    Vor einer Stunde hatte er seine Wohnung im fünften Stock über dem Kino verlassen und war in die Anarchokneipe nebenan gegangen. In ihrem Fenster wurde darauf hingewiesen, dass hier Schutz gegen rassisch Verfolgte gewährt würde. Ihr bester Slogan war: „Asozial aus Tradition“. Das hatte ihm gefallen. Gill trank hier öfters einige Biere und war irgendwann akzeptiert worden. Er hatte vermutet, dass man ihm einen Kontakt zu radikalen Tierschützern herstellen konnte. Nach einigen Telefonaten war er tatsächlich an eine Adresse und eine Einladung gekommen. Jetzt war er auf dem Weg zu Dominik, der hinter der Dortmunder Stadtgrenze am Dorney-Wäldchen in Witten-Stockum lebte.
    Gill fuhr von der Hörder Straße rechts ab, dann wieder rechts, und tastete sich im Schrittempo an der Einfamilienhaussiedlung vorbei. Eine Siedlung, errichtet auf Hoffnung, Angst und Elend des Spießertums. Gifthäuschen ohne Individualität, aneinandergereiht wie Gefängniszellen. Besoffen würde man mit großer Wahrscheinlichkeit im falschen Haus landen. Um die Geschmacklosigkeit zu krönen, ragte auf der anderen Straßenseite ein Hochhaus auf. Dahinter freies Feld. Kurz vor dem beginnenden Wald stand links ein einsames kleines Haus, umgeben von einer hohen Hecke. Der Zielort. Gill parkte den 190er halb im Straßengraben, stieg aus und ging hundert Meter auf einem zuwachsenden Feldweg zum Haus. Im Schutz der Hecke saß ein junger Mann in der Sonne, einen kleinen Welpen auf dem Schoß. Sein Gesicht wirkte offen und merkwürdig flach durch die gebrochene und breitgeschlagene Nase, der Körper drahtig und durchtrainiert. Zwei riesige Labradors kamen böse knurrend auf Gill zu. Dominik rief ihnen etwas zu. Sie stellten das Knurren ein und beschnüffelten Gill.
    „Ich bin Gill. Wir haben telefoniert.“
    „Denk’ ich mir.“
    „Wieso geht der eine so komisch?“
    „Heinrich hat Probleme mit der Hüfte. Genetisch bedingt. Ein Zuchthund. Man sollte alle Züchter erschießen. Es gibt genügend Kreaturen in den Tierheimen.“
    „Das hab’ ich doch schon mal gehört? Man sollte auch die Käufer von Zuchttieren erschießen.“
    „Heinrich ist ein typisches Scheidungskind. Er sollte an Kindes Statt die Ehe retten oder sowas. Hat nicht funktioniert. Tut es nie. Auch nicht mit Kindern.“
    „Was erwartest du von Idioten, die bei Züchtern kaufen?“
    Ein Grinsen huschte über Dominiks Gesicht. Gill musterte ihn genauer. Sommersprossen, wirres rotblondes Haar und intelligente Augen. Trotz der Hitze trug er eine paramilitärische Kampfjacke.
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