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Die Lucifer-Connection (German Edition)

Die Lucifer-Connection (German Edition)

Titel: Die Lucifer-Connection (German Edition)
Autoren: Martin Compart
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wütend. Seine Laune tendierte mehr und mehr zum Nullpunkt.
    ***
    „Alle in die Ruhr schmeißen“, murmelte er vor sich hin, als er die Tür öffnete und die Kneipe betrat. Dabei zog er ein Gesicht, als käme er in eine Leprastation. Prima, Lutz war nicht da! Die Kneipe war ein Wartesaal für Leute ohne Zukunft und mit bemitleidenswerter Vergangenheit. Ein trockener Alkoholiker brauchte hier nur tief einzuatmen, um sofort wieder drauf zu sein. Keine Pflanze konnte diese Atmosphäre ohne seelische Schäden überleben. An einer Ecke des Tresens würfelten zwei Stammgäste mit einer angetrunkenen Blondine. Die kannte Domogalla noch nicht. Er musterte sie. Irgendwen musste er heute noch abführen und mit Handschellen ans Bett fesseln. Mal sehen. An der langen Seite des L-förmigen Tresens lallten voll ausgebildete Trinker über künftige Herrlichkeit. An einem Tisch brabbelte ein Alkoholiker mit zugefallenen Augen auf eine Frau ein, die schon längst gegangen war. Domogalla bestellte ein Pils und rückte neben die Würfler und die Blondine mit dem hirnamputierten Blick. Er lauschte dem Sanskrit der Betrunkenen.
    „Mach aus, mach ihn aus.“
    „Ich hab’ den schwarzen Gurt im Knobeln.“
    „Guck mal hier. Die lass’ ich stehen.“
    „Das lässt du stehen? Ich bitte dir!“
    „Nicht zu fassen: mit Schock verliert er.“
    „Wo hat sie das gelernt?“
    „Hat mit Hütchenspielen angefangen.“
    „Mit der kannst du nicht spielen. Die metzelt alles nieder.“
    „Da stimmt doch was nicht! Schicken wir sie zum Dopingtest.“
    „Musst du schon wieder pinkeln?“
    „Der Alkohol gehört uns nie ganz. Wir mieten ihn nur.“
    „Ich war mal Messdiener. Hatte gute Noten in der Schule. Bis ich vierzehn war und die Weiber entdeckte.“
    „Und den Alkohol.“
    „Nee, der Alkohol hat mich gerettet.“
    „Du solltest Sport treiben.“
    „Ich jogge jeden Abend von einer Kneipe zur anderen.“
    „Ich wusste nicht, was Glück bedeutet, bis ich geheiratet habe. Dann war es zu spät.“
    „Frauen haben auf der Kanzel nichts zu suchen. Auch nicht im Vatikan. Jesus hatte auch keine Frau.“
    „Er hatte auch kein kugelsicheres Auto.“
    „Keith Richards hat gesagt, er stirbt erst, wenn die Atombehörde einen sicheren Platz für die Endlagerung seiner Leber gefunden hat.“
    Die Tür ging auf, und zu Domogallas Entsetzen marschierte Lutz herein. Er hatte im Krankenhaus tatsächlich abgenommen. Bis über beide Hamsterbäckchen grinsend brüllte er in die Kneipe: „Ihr seht ja aus wie frisch gefickte Eichhörnchen!“ Für einen Moment hielten alle mit ihrem sinnlosen Treiben inne und stöhnten Richtung Tür.
    „Ich musste gerade noch zur Nachuntersuchung“, setzte er an und schob sich zwischen zwei verzweifelt dreinschauende Tresenbewohner, die sich in ihr Schicksal fügten, als der Kleine loslegte. Dank jahrzehntelangem Engagement an den Tresen dieser Welt hatte er sich Respekt und Autorität erwildert. Außerdem hatte ihm jeder hier schon oft genug mit eigenen Ehedramen oder anderen Behördenproblemen geschwollene Ohren gequatscht. Lutz packte der Bedienung, die gerade Bier zapfte, an den Busen. Sie reagierte gelangweilt, aber schnell, und schlug ihm auf die Hand.
    „Wie? Du schlägst die Hand, die dich füttert?“
    Domogalla versuchte seine massige Figur hinterm Tresen zu tarnen. Bis Lutz reihum seine Story verbraten hatte und bei ihm landete, musste er weg sein. Eigentlich hasste er dieses Kneipen-Machotum, das mit Freundschaft verwechselt wird. Es beschränkt sich auf das gegenseitige Spendieren schlechter Getränke, gemeinsame Puffbesuche und das Tieferlegen geschmackloser Mittelklasseautos.
    „Die beste Krankheit taugt nichts“, meinte eines von Lutz’ Opfern im Versuch, den Redeschwall kurz zu unterbrechen.
    ***
    Wieder flog die Tür auf, und eine junge Frau von etwa achtzehn Jahren trat ein. Sie hatte mal hier bedient, konzentrierte sich aber jetzt auf eine Model-Karriere. Ihre Augen waren fast so dumm wie die von Claudia Schiffer, was sie wohl zu Hoffnungen veranlasste. Sie war zu grell geschminkt, und ihr debiles Dauergrinsen hatte sich bereits in das junge Gesicht eingemeißelt. Seit Jahren wünschte sie sich zum Geburtstag Schönheitsoperationen, die den Rest rudimentärer Individualität nach und nach ausradierten. Dass sie mit ihrer Körpergröße – zwei Hände höher als ein Dackel – für diesen Idiotenjob nicht geeignet war, sagte ihr keiner. Blöd wie sie war, stellte sie sich auch gleich neben den
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