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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist
Autoren: ANNE O'BRIEN
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nicht eine Träne und neigte nur unmerklich das Haupt. Rosamund ließ sich dadurch nicht täuschen. Falls sie es richtig deutete, hatte ihre Mutter keineswegs die Absicht, ein drittes Mal die Ehe einzugehen, gleich, wie reich oder wohlgestalt ein möglicher Kandidat auch sein mochte. Nein, sie gedachte vielmehr ihre Freiheit zu genießen. Zwei Ehemänner im Leben, beide weiß Gott keine Mustergatten, so hatte man Lady Petronilla zuweilen im Vertrauen sagen hören – das war für jede Frau mehr als genug.
    Mir würde einer schon reichen! Nur mit Mühe gelang es Rosamund, die krampfhaft verschlungenen Finger zu lockern. Ein Punkt stand nämlich noch aus.
    „Pater Benedict …“ Rosamund fixierte den Burgkaplan. „Welche Vorkehrungen sind denn für mich getroffen? Ich brauche doch zumindest ein paar als Mitgift geeignete Ländereien.“
    „Ach ja, richtig … Lady Rosamund …“ Der Geistliche hüstelte. „Der Earl hielt es für angemessen, Euch drei Kastelle zu hinterlassen.“ Er nickte ihr aufmunternd zu. Sein Lächeln, so schien ihr, wirkte verlogen. „Drei Festungen“, wiederholte er, „dazu die Einkünfte aus den zugehörigen Herrenhäusern und Äckern. Zu Eures und Eures Gemahls Wohlergehen, Lady Rosamund.“
    Die so Beglückte lupfte forschend die Brauen. „Und wo befinden sich diese drei Kastelle, Pater?“ Ihre Stimme war leise, ein wenig belegt, normalerweise recht liebenswürdig, zuweilen allerdings, wie jetzt, mit einem argwöhnischen Unterton.
    „An der Grenze, Mylady.“
    „An welcher Grenze, Pater? Zu Wales etwa? Etwas genauer, wenn ich bitten darf!“
    Der Kaplan räusperte sich noch einmal und blickte Hilfe suchend hinüber zum neuen Earl, der zustimmend nickte. „In Euren Besitz gehen die Burgen von Clifford, Ewyas Harold und Wigmore mitsamt dazugehörigen Anwesen, Mylady. Im walisisch-englischen Grenzgebiet.“
    „Aha. Also doch genau an der Grenze zu Wales.“ Rosamund senkte den Blick auf die Hände, die sie nun flach auf den Schoß gelegt hatte. Äußerlich ließ sie sich nichts anmerken, doch ihre Gedanken rasten. „Sind diese drei Festungen denn verlockend genug, dass sie mir einen Gemahl verschaffen?“
    Earl Gilbert brach in schallendes Gelächter aus, das er hastig verschluckte. Walter grinste ganz unverhohlen.
    „Kein Grund zur Besorgnis, Rose“, wiegelte Gilbert leutselig ab. „Du wirst schon nicht als verarmte Jungfer im Elend enden.“ Auf dem breiten Gesicht ihres Stiefbruders spiegelte sich unverhüllter Spott. Er erhob sich, kam quer durch den Raum auf sie zu und tätschelte ihr tröstend die Hand. „Vater war in dieser Hinsicht ein wenig nachlässig, aber keine Bange. Ich bin dabei, alles zu deinen Gunsten zu regeln. Da du doch jetzt drei solch wertvolle Kastelle besitzt, wirst du auch nicht mehr lange auf einen geeigneten Gatten warten müssen!“ Er gluckste schadenfroh. „Es soll uns schließlich keiner nachsagen, wir hätten eine de Longspey nicht gut behandelt.“
    Rosamund lächelte zwar dankbar, kochte aber innerlich vor Wut. Doch erst als sie endlich mit ihrer Mutter allein in der Kemenate war, machte sie ihrem Zorn Luft.
    „Dann bin ich also jetzt Herrin von drei Burgen, tief in den walisischen Marken, und eine darf ich mir als Wohnsitz aussuchen!“ Ihre grünen Augen blitzten; sie versuchte auch nicht länger, die Fassung zu wahren. „Da kann ich mich ja gleich lebendig begraben lassen! Eins steht jedenfalls fest: Keine zehn Pferde kriegen mich dorthin!“
    Rosamunds Vorsatz überstand den Tag nicht. Kaum war der Mittagstisch abgeräumt, da wurde sie vom neuen Earl in dessen Privatgemächer bestellt. Sie musterte ihren Halbbruder argwöhnisch. In der hochherrschaftlichen Umgebung seines Vaters wirkte Gilbert noch selbstgefälliger, falls dies überhaupt möglich war. Schon als Rosamund in der Tür auftauchte, begrüßte er sie mit herablassendem Wohlwollen.
    „Ach Rose! Es gibt Vortreffliches zu berichten, das kann ich dir jetzt schon sagen. Ich habe den Eindruck, dieser Tag hat es in sich. Habe ich nicht gesagt, ich würde alles Weitere schon regeln? Der Bote ist eingetroffen.“ Er warf ihr ein von der Reise zerknittertes Dokument zu. „Deine Heirat. Mir schwebt da ein Ritter vor, der dich im Gegenzug für deine drei Kastelle nehmen wird. Eine höchst vorteilhafte Verbindung.“ Sich offenbar seiner Sache sicher, stellte er sich endlich ihrem Blick. „Es wird langsam Zeit, dass wir dich unter die Haube bringen.“
    Rosamund holte tief Luft. In
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