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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad
Autoren: Paullina Simons
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Wäre er spater geboren, hätten Sie ihn in ... wo stammen Sie her?« »Aus der Sowjetunion«, sagte Tatiana leise. »Ach du meine Güte. Aus der Sowjetunion. Wie haben Sie das denn geschafft?« » »Sie würden es nicht glauben, wenn ich es Ihnen erzählte«, erwiderte Tatiana und schloss die Augen. »Nun, vergessen Sie jetzt einfach alles«, sagte Edward fröhlich. »Ihr Sohn ist amerikanischer Staatsbürger.« Er setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. »Das ist doch gut, oder? Wollten Sie es nicht so?«
    Tatiana unterdrückte ein Stöhnen. »Ja«, sagte sie und drückte ihren Sohn an sich. » Genau das wollte ich.« Jeder Atemzug tat ihr weh.
    »Sie haben Tuberkulose, aber Sie werden wieder gesund«, sagte der Arzt freundlich. »Alles, was Sie durchgemacht haben, liegt jetzt hinter Ihnen.«
    »Davor habe ich ja gerade Angst«, flüsterte Tatiana.
    »Aber das ist doch gut!«, rief der Arzt aus. »Sie bleiben hier auf Ellis, werden wieder gesund ... Woher haben Sie überhaupt die Rotkreuzuniform? Waren Sie Krankenschwester?«
    »Ja.«
    »Das ist ja großartig! Sie haben einen guten Beruf und werden jederzeit einen Job finden. Außerdem sprechen Sie ein bisschen englisch, was die meisten Leute, die hierher kommen, nicht können. Allein das hebt Sie schon von den anderen ab, glauben Sie mir.« Er lächelte. »Und jetzt hole ich Ihnen etwas zu essen. Wir haben belegte Brote mit Truthahn ...« »Mit was?«
    »Oh, das werden Sie mögen. Truthahn und Käse. Ich hole es Ihnen.«
    »Sie sind ein guter Arzt«, sagte Tatiana. »Edward Ludlow heißen Sie?« »Genau.« »Edward ...«
    »Für Sie immer noch Dr. Ludlow!«, rief die Krankenschwester laut.
    »Schwester! Sie soll mich ruhig Edward nennen, wenn Sie will. Was geht Sie das an?«
    Edward wischte Tatiana mit einem kleinen Handtuch die Tränen ab. »Es ist klar, dass Sie traurig sind. All das Neue muss Ihnen ja auch Angst machen. Aber ich habe ein gutes Gefühl bei Ihnen. Es wird alles gut.« Er lächelte. »Das verspreche ich.« Tatiana sah den Arzt mit ihren traurigen, grünen Augen an und sagte: »Ihr Amerikaner macht gern Versprechungen.« Edward nickte: »Ja, und wir halten immer unser Wort. Ich hole Ihnen jetzt die Oberschwester. Falls Vikki ein bisschen mürrisch sein sollte, kümmern Sie sich nicht darum. Sie hat einen schweren Tag hinter sich, aber sie hat ein gutes Herz. Sie wird Ihnen die Papiere für die Geburtsurkunde bringen.« Edward betrachtete das Baby liebevoll. »Ein süßer Kerl. Sehen Sie mal, er hat schon ganz viele Haare. Ein Wunder, nicht wahr? Wissen Sie schon einen Namen für ihn?«
    »Ja«, erwiderte Tatiana und ihre Tränen tropften auf den schwarzen Haarschopf ihres Kindes, »er soll nach seinem Vater genannt werden. Anthony Alexander Barrington.«
    Soldat! Bette deinen Kopf in meinen Schoß und lass mich dein Gesicht streicheln, lass mich deine süßen Lippen küssen und über die Meere weinen und durch die eisige russische Steppe flüstern, wie sehr ich dich liebe ... Luga, Ladoga, Leningrad, Lazarewo ... Alexander; einst hast du mich getragen, jetzt trage ich dich. Trage dich in alle Ewigkeit
    Durch Finnland und Schweden nach Amerika gehe ich und
    breite die Arme nach dir aus. Dein Herz tröstet mich, es ist meine Wiege und mein Grab.
    In Lazarewo wurde meine Seele mit dir erfüllt, mit jedem Tropfen der Kama von der Morgendämmerung bis zum Schein des Mondes. Wenn du nach mir suchst, such mich dort, weil dort werde ich alle Tage meines Lebens sein.
    »Shura, ich vermag den Gedanken, dass du sterben könntest, nicht zu ertragen«, sagte Tatiana zu ihm, als sie im taufeuchten Morgen auf der Decke vor dem Feuer lagen. »Ich kann nicht ertragen, dass du einmal nicht mehr atmest auf dieser Welt.« »Ich denke auch nicht gern daran«, erwiderte Alexander grinsend. »Aber ich sterbe nicht. Das hast du selbst gesagt. Du hast gesagt, ich sei für Großes bestimmt.«
    »Du bist für Großes bestimmt«, bestätigte sie. »Aber bleibe auch für mich am Leben, Soldat, weil ich ohne dich nicht weiterleben kann.«
    Das sagte sie, sah ihm dabei ins Gesicht und legte ihre Hände auf sein Herz.
    Er küsste ihre Sommersprossen. »Du kannst ohne mich nicht weiterleben, meine Rad schlagende Königin vom Ilmensee?« Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Du wirst schon einen Weg finden, wie du ohne mich leben kannst. Einen Weg, um für uns beide zu leben.«
    Das sagte Alexander zu Tatiana. Und die Kama floss von den Bergen des Ural durch einen kleinen Ort
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